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Abraxas: Keine Angst vor neuen Ideen, heißt es bei lab.30

Abraxas

Keine Angst vor neuen Ideen, heißt es bei lab.30

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    Mit avancierter Kunst auf die Themen unserer Zeit reagieren: Eric Raynauds „Ritual for a dying Planet“.
    Mit avancierter Kunst auf die Themen unserer Zeit reagieren: Eric Raynauds „Ritual for a dying Planet“. Foto: Jakub Dolezal

    Labore machen Spaß. Labore sind spannend. Ein Experiment, durchgeführt ohne Scheu, kann einem um die Ohren fliegen, aber auch etwas wunderbar Neues zutage bringen. John Cage, Wegbereiter der experimentellen Musik und der Avantgarde, sagte einmal, dass er keine Angst vor neuen Ideen habe, sondern nur vor den alten. Mit diesem Zitat eröffnet Kulturreferrent Jürgen Enninger die Präsentation des Programms des 23. Medienkunstfestivals lab.30. Große Veränderungen bestimmen unseren Alltag, nach Big Data steht nun die künstliche Intelligenz vor der Türe. Besser gesagt, sie hat sie schon im Wohnzimmer breit gemacht. Das mag beunruhigend, fast bedrohlich wirken, daher, sagt Enninger, sei es wichtig, „ein Augenmerk auf die Chancen wie auf die Risiken des technologischen Fortschritts zu legen. Die Kunst bietet dazu die Meta-Ebene, die durch Reflexion und Nachdenken neue Ansätze erkennen lässt.“

    Das Abraxas als Kernspielort wird wieder zum Labor, in dem neue Elemente entdeckt werden können und die Angst vor unaufhaltsamen Entwicklungen lindern. Beispielsweise durch die Lichtinstallation „Bodhira“ des Nürnberger Künstlers Daniel Baer, bei der 1700 individuell steuerbare LEDs auf 22 rotierende Arme verteilt eine leuchtende Blüte erschaffen. Oder durch das Transformieren eines Kernproblems unserer Zeit, dem menschengemachten Klimawandel, zu einer künstlerischen Idee wie die sich wie von Geisterhand aufblähenden Plastikfolien in der Installation „Yacht_One“ der Berliner Künstlerin Lea Walloschke. Bewegungsmelder im Ballettsaal des Abraxas reagieren auf das Eintreten der Besuchenden und setzen Ventilatoren in Gang, die am Ende nicht einmal kühlen, sondern primär Strom verschwenden.

    Auch diesmal gibt es bei lab.30 jede Menge Interaktion

    Die Interaktion des Publikums mit den Exponaten zieht sich wie ein roter Faden durch die Räume. In Lotta Stövers „Sleep like mountains“ kann man liegend die Topographie des eigenen Körpers scannen lassen, während ein Computer nach Geodaten sucht, um einen Ort irgendwo auf dem Planeten zu finden, der der eigenen Körperform ähnelt. Und der Augsburger Adrian Ludwig hat einen Chronovisor aufgetrieben, der KI nutzt, um vom Publikum eingesetzte Objekte zu analysieren und deren Vergangenheit in Echtzeit visuell darzustellen.

    In bester John-Cage-Tradition ist lab.30 einmal mehr ein Brennglas der experimentellen, als Performance dargebotenen Musik. Harmonie trifft auf Lärm, schräge Popmusik auf Folklore, ein Saxofonist ist in einem Glaskubus eingesperrt. Selbst ein liturgischer Ort kann zu einem Klangraum werden. Der bewährte Spielort St. Thaddäus wird erfüllt von einer Klangcollage aus in Gewölbekellern und Höhlen gesammelten Klängen, mit denen der Wahlberliner Seiji Morimoto zeigt, wie man selbst einen solch massiven Raum zum Schwingen bringen kann.

    Eine Kinderjury bestimmt ihr Lieblingsexponat

    Das Programm beweist einmal mehr, wie niederschwellig das Team um die künstlerische Leiterin Maria Trump den Zugang zu experimenteller Kunst gebaut hat. Lab.30 dreht sich nicht um das wissende Betrachten wie in den großen Kunstmuseen, im Kern steht das individuelle Erleben von ganz Neuem oder Altbekanntem in neuem Gewand. Nicht nur bei der Applauskiste von Aaron Rahe heißt es daher explizit: Ausprobieren erlaubt. Daher ist es nur konsequent, dass es nach dem Erfolg des letzten Jahres wieder eine Kinderjury gibt, die ihr Lieblingsexponat bestimmt. Kein erwachsenes Ohr, kein Expertenauge stimmt wohl so ehrlich und unvoreingenommen ab, wie Kinder es tun. Kinder stehen für Wandel, und der ist die Quelle der Kreativität. Ein Motiv, das sich in allen Exponaten des Festivals wiederfindet.

    Das Internationale Medienkunstfestival lab.30 findet vom 24. bis 27. Oktober statt. Weitere Infos und Tickets gibts es unter lab30.de.

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