Von einer „Mode“ kann man schon nicht mehr sprechen. Längst ist es Teil unserer Eventkultur geworden, Musik und feine Speisen zusammen zu erleben. „Dinner-Revue“, „Dinner-Show“ oder „Pasta Opera“ verbinden die beiden sinnlichen Genüsse feinen Essens und ausgezeichneter Livemusik zu einem außergewöhnlichen Abendessen, auch wenn man dabei oft bei einem der Angebote Abstriche machen muss. Jetzt also: Das „Fuggerdinner“ als Eröffnung der neuen Saison der „Fuggerkonzerte“. Versprochen wurden dabei „Ohrenschmaus & Gaumenfreuden“, die Voraussetzungen waren allerdings auch exzellent.
Die Musiker mussten nicht mit den Speisen konkurrieren
Blickt man in die Geschichte zurück, findet man dort eine lange Tradition musikalisch umrahmter Essenseinladungen, nicht nur bei Hofe, sondern auch in den Augsburger Patrizierhäusern. Für das 16. Jahrhundert erwähnt Paul von Stetten d.J., dass es in den reichen Häusern üblich gewesen sei, „auch bey der Tafel Musik zu haben“, in der Regel mit Laute. Naheliegend also, dass zur Eröffnung der Reihe „Fuggerkonzerte“ nun ein Barock-Konzert mit einem Essen der nebenan gelegenen „Tafeldecker“ verbunden wurde. Ein guter Auftakt auch für den Verein FAMA für Alte Musik, der ab diesem Jahr die bisherigen „maxKonzerte“ als „Fuggerkonzerte“ in Kooperation mit den Fuggerstiftungen weiterführen wird.
Im Gegensatz zur Fuggerzeit mussten die beiden kongenialen Musiker Iris Lichtinger (Flöte) und Axel Wolf (Laute) nicht mit den Speisen konkurrieren. Man bot beides voreinander getrennt. Nach einem Glas Sekt gab es für den musikalischen Appetit in der Leonhardskapelle der Fuggerei kleine Häppchen aus der Notensammlung für Flöte von John Walsh, bei denen Wolf den undankbaren Generalbass-Part übernahm. Nach einer bunten Auswahl an Vorspeisen und Hauptgang nebenan bei den „Tafeldeckern“ spielten die beiden virtuosen Musiker Konzerte und Sonaten aus dem frühen 18. Jahrhundert, darunter auch die Sonate, die Sylvius Leopold Weiss für Laute komponiert und die dann Johann Sebastian Bach bei einem Besuch in Dresden um die leuchtende Melodiestimme ergänzt hatte.
Mit wechselnden Farben, in charmantem Dialog, dabei technisch ungemein versiert gestalteten die beiden Musiker ein funkelndes Programm. Die lässige Eleganz, mit der Wolf seine Instrumente, darunter eine vielsaitige Knickhalslaute, mehr streichelte als zupfte harmonierte perfekt mit den wilden Läufen und gehauchten Synkopen der Flöte. Beide wussten mit den tänzerischen Sätzen sehr spielerisch leichtfüßig umzugehen, ließen lebhafte Tänze auf melancholisches Dahinfließen folgen. Kurz: eine ungemein vielfältige, sehr konzentrierte Präsentation frühbarocker Perlen und damit wirklich ein „Ohrenschmaus“.