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Kultur in der Krise: Wie geht es in der Pandemie mit der Kultur in und um Augsburg weiter?

Kultur in der Krise

Wie geht es in der Pandemie mit der Kultur in und um Augsburg weiter?

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    Viele Künstler können nicht auftreten, doch die Medienkünstlerin Elisabeth Schimana wird zum Lab 30 Ende Oktober ins Abraxas kommen.
    Viele Künstler können nicht auftreten, doch die Medienkünstlerin Elisabeth Schimana wird zum Lab 30 Ende Oktober ins Abraxas kommen. Foto: Kulturamt Stadt Augsburg

    Er ist ein ungebetener Gast und sollte draußen bleiben: Das Coronavirus wirkt sich auch auf das Kulturleben aus. Wie gehen Veranstalter mit der zugespitzten Lage um?

    Am Staatstheater gibt es einstweilen keine Änderungen im Spielplan. „Wir setzen unser Hygienekonzept genau um und die Zuschauer tragen ihre Maske jetzt auch während der Vorstellung“, berichtet Theatersprecherin Julika Jahnke. Die Theaterleitung warte ab, wie sich die Infektionsraten entwickeln; eventuell nötige Maßnahmen werden dann in Absprache mit der Stadt und dem Kultusministerium getroffen.

    Im Abraxas bleibt Gerald Fiebig am Medienkunstfestival lab30 (29. Oktober bis 1. November) weiter dran. „Wir haben das Festival 2020 pandemietauglich sowieso komplett anders aufgegleist. Frei im Haus herumlaufen ist dieses Jahr nicht möglich. Wir verkaufen Tickets in Paketen, sodass maximal 24 Personen gleichzeitig in der Großen Halle und maximal 48 in den Konzerten sind“, erklärt der Abraxas-Leiter. Alles sei „Stand heute“ und werde von Tag zu Tag je nach Entwicklung der Covid-19-Lage entschieden.

    Augsburger Jazzclub muss komplett umplanen

    Für viele andere Veranstaltungen ist Fiebig nur der Vermieter, übernimmt den Kartenvorverkauf und die technische Organisation. „Die Verantwortung, ob gespielt wird oder nicht, liegt beim jeweiligen Veranstalter“, sagt Fiebig. Dem Besucher rät er, allemal die Vorbestellung zu nutzen und es nicht auf die Abendkasse ankommen zu lassen. „Das erleichtert die sichere Abwicklung und ist für sie risikofrei, denn bei einer Absage erhalten sie den Kaufpreis zurückerstattet.“ Bis Dezember seien viele Vorstellungen schon gut gebucht.

    Sascha Felber, der Vorsitzende des Jazzclubs Augsburg, ist sehr geknickt. „Wir dürfen unter Pandemie-Bedingungen nur 20 Gäste einlassen. Damit können wir keinen Spielbetrieb wirtschaftlich aufrecht erhalten. Wir wären innerhalb weniger Monate pleite.“ Gerade dreieinhalb Wochen sei der Jazzclub in der Philippine-Welser-Straße wieder angelaufen und alles ist frisch renoviert. Aber Abstand halten funktioniert hier nicht. „Bei uns ist alles eng, der Jazz erfordert ein intensives Erlebnis. Ich will auf keinen Fall, dass jemand sich bei uns infiziert und zu Schaden kommt“, betont Felber. Er versucht nun, außerhalb Programm zu machen im Augustanasaal. „Wir sind alle recht traurig.“

    Am Parktheater klingt Geschäftsführer Stefan Weippert zuversichtlicher. Noch geht der Spielbetrieb im Gögginger Kurhaus weiter. „Das Publikum verhält sich sehr kooperativ. Die Leute achten auf Abstände und setzen ihre Masken auf – es ist rührend“, berichtet Weippert. Statt 370 kann er maximal 120 Plätze belegen und auch die sind nicht immer ausverkauft. Dabei sei der Vorverkauf zu Beginn der Spielzeit sehr gut angelaufen („es ist ein Bedarf da“). Trotzdem musste Weippert mehrere Veranstaltungen absagen oder verschieben. „Wir haben viele internationale Künstler; zum Teil dürfen sie nicht einreisen oder müssten 14 Tage in Quarantäne, das rechnet sich dann nicht.“ Oder die Tournee führt über mehrere Länder mit unterschiedlichen Covid-19-Bestimmungen; „das ist dann zu kompliziert zu organisieren“.

    Chefin der Kresslesmühle erzählt: Viele Besucher entscheiden sich kurzfristig

    In der Kresslesmühle ist es ähnlich. „Künstler aus dem Ausland können nicht anreisen, für andere lohnt es sich nicht“, sagt Geschäftsführerin Anke Häußler. Von 110 Plätzen darf sie nur 49 belegen. Zudem zögern die Besucher und kaufen Karten jetzt sehr kurzfristig. Die Mühle versucht nun, mit Künstlern aus der Region wie Faltsch Wagoni (24.10.) und Trio Zahg (25.10.) ihr Programm attraktiv zu gestalten.

    Für die Stadthalle Gersthofenhat Kulturamtsleiter Uwe Wagner ein ganz neues Programm aufgelegt, das zu den Covid-Rahmenbedingungen passt. Maximal 200 Personen darf er einlassen. Entweder gibt es doppelte Auftritte der Zugnummern oder lokale Künstler werden engagiert („wir wollen damit solidarisch die Kulturregion Augsburg stärken“). Das rentiert sich zwar nicht immer, doch wichtig ist Wagner, dass unter den gegebenen Umständen in Gersthofen „als einem der wichtigsten subventionierten Spielorte in Nordschwaben“ überhaupt ein Kulturprogramm angeboten wird. Das Publikum fühle sich „sicher und gut aufgehoben“. Abstände werden eingehalten, die Klimaanlage der Stadthalle sei top leistungsfähig.

    Die Regio Augsburg Tourismus zeigt sich in der Krise erfinderisch. Der Besuch im Brechthaus sowie im Fugger und Welser Erlebnismuseum erfolgt individuell im Anschluss an spezielle Stadtführungen, informiert Regio-Chef Götz Beck. Im Brechthaus finden noch Konzerte und Lesungen im kleinen Rahmen statt, die Vorträge im Erlebnismuseum hat die Universität auf digitale Formate umgestellt. Im Kongress am Park muss die Regio etliche Absagen verkraften, doch Konzerte dürfen weiterhin vor 200 Zuhörern stattfinden. Ein Gutes hat die Flaute: Die Sanierung der Konzertorgel geht voran.

    Elke Seidel, die Leiterin des Kulturamts Augsburg, sagt: „Wir sind in Habacht-Stellung. Noch ist kein Bereich von Stillstand betroffen, aber wir sind sensibilisiert und schärfen das Hygienekonzept. Abgesagt ist schnell etwas. Wir schauen, dass wir alles durchbringen, etwa vom Mozartfest.“ Die Besucher wüssten es zu schätzen, dass der Kulturbetrieb aufrecht erhalten wird. Das habe man vom ersten Lockdown gelernt.

    Um die Situation von Künstlern in der Corona-Krise geht es auch in dieser Folge unseres Podcasts "Augsburg, meine Stadt" mit der Band John Garner.

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