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Neuausgabe: Wie Cosima Wagner und König Ludwig korrespondierten

Neuausgabe

Wie Cosima Wagner und König Ludwig korrespondierten

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    König Ludwig II. (1845-1886) in einer Pastellskizze von Kaulbach.
    König Ludwig II. (1845-1886) in einer Pastellskizze von Kaulbach.

    Heute, 16 Uhr, gibt „Tannhäuser“ den Auftakt der Bayreuther Festspiele 2019. Einmal mehr wird genau beobachtet, wie sich der tragische Held zwischen Venusberg und Wartburg verhält, wie die nun gegebene frühere Dresdner Fassung zur späteren Pariser Fassung steht, warum der Regisseur die Figuren eines schrillen Cabaret-Künstlers und des Blechtrommlers Oskar in das Drama um Tannhäuser und Elisabeth einflicht und Weiteres mehr.

    Aber nicht minder interessant ist, durch die Augsburger Historikerin und Autorin Martha Schad zu erfahren, wie sich die 27-jährige Liszt-Tochter und Wagner-Geliebte Cosima (noch verheiratete von Bülow) am 20. August 1865 in ihrem ersten Brief an den 20-jährigen Bayernkönig Ludwig II. für dessen „hehrste That“ bedankt. Diese Tat war die unvorhergesehene Berufung des von Wien nach Stuttgart geflohenen Schuldners Richard Wagner in die Residenzstadt München – ein zentrales und folgenreiches Ereignis für die Musikgeschichte. Wer gesehen, „wie hoffnungslos von der Welt bejubelt und doch geächtet der grosse Schöpfer der höchsten Kunst heimathlos umherirren musste – nur der allein vermag es zu ahnen welche That Euere Majestät vollbracht!“ So schreibt Cosima und sagt es gegen Schluss mit Wagners hoffender Elisabeth: „Wie preis’ ich dieses Wunder /aus meines Herzen’s Tiefe!“

    Der König wendet sich an Wagners Frau

    Worauf sich „Ihr sehr geneigter Ludwig“ am 26. August 1865 an die „hochverehrte, gnädige Frau“ wendet: Statt von Wunder zu sprechen, sei es besser zu sagen, „wehe, wenn ich die That nicht vollbracht, Verbrechen wäre es gewesen, Wagner nicht zu retten, Verbrechen, Ihn nicht glühend zu lieben!“

    Cosima Wagner (1837-1930) in einer Ölkreidezeichnung von Lenbach.
    Cosima Wagner (1837-1930) in einer Ölkreidezeichnung von Lenbach.

    Hier wird beiderseits ein Grundakkord angeschlagen. Dessen Variationen zu verfolgen bis zur letzten Korrespondenz vom 21. September 1885 (Ludwig) und 27. September 1885 (Cosima), ist bezüglich Wagners Biografie und darüber hinaus musik-, geistes- und kulturgeschichtlich höchst aufschlussreich. Der letzte Brief Ludwigs verheißt, dass er das von Cosima gewünschte Protektorat für die Bayreuther Festspiel 1886 übernehmen wolle. (Sein Schicksal wollte es bekanntlich anders: im Juni 1886 Entmündigung und Tod des Gedemütigten im Starnberger See.) Der letzte Brief Cosimas, von Haus Wahnfried abgesandt, behandelt zunächst ihr „Tristan“- und „Parsifal“-Konzept für Bayreuth 1886. Sodann hofft sie sich „durch die königliche Gnade ermächtigt...von meinen Kindern... zu sprechen.“ Von deren fünf beschäftigt sie vor allem das jüngste Kind (Siegfried, geb. 1869) und das älteste (Daniela, geb. 1860). Siegfried sei von einer lebensgefährlichen Krankheit genesen und wieder ins Gymnasium gegangen; sie frage sich, ob sie ihn nicht wegen seiner „Hauptneigung (zur Architektur)“ in einem Jahr in ein Polytechnikum geben solle. In Daniela glaubte sie, „eine Kraft gefunden zu haben, welcher ich vertrauensvoll die Leitung der Spiele übergeben könne, bis Siegfried dieselbe antrete.“ Dann spricht sie dem König von „trüben Erfahrungen“ Danielas und deren neuer Zuversicht durch ihre Verbindung mit dem Kunstgeschichtler Heinrich Thode, den Cosima anpreisend lobt. Dieses letzte Schreiben schließt mit „umfassenden Gruß von Euerer Majestät in Dankbarkeit ersterbenden, unterthänigsten Dienerin CWagner“.

    Insgesamt 228 Briefe hat Martha Schad chronologisch aufgelistet, dabei ihre Anspielungen und Zitate entschlüsselt. Ihre erhellende Editionsleistung wurde bereits 1996 bei Vorstellung der Erstausgabe in Bayreuth hoch gelobt. Rechtzeitig vor Beginn der Festspiele 2019 ist der Quellenband im Allitera Verlag (Monacensia) als Taschenbuch neu erschienen (576 Seiten, 24,90 Euro).

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