Ein Streichertrio, das der Klassik entsagt und sich ganz und gar dem progressiven Jazz verschreibt, findet man nicht so oft. Wenn sich ein solches Trio dann auch noch zu einem klassischen Jazztrio gesellt, ist die Innovation komplett. Genau das machen drei aus Köln stammende Streicher unter dem Namen DuckTapeTicket. Seit 2009 treten sie als jazzende Streicher auf – im September letzten Jahres veröffentlichten sie gemeinsam mit einem Jazztrio das Album „The Undreamt Oasis“.
Bevor die ersten Musiker am Freitagabend die Bühne des Jazzclub Augsburg betreten konnten, hatten sich allerdings zwei andere Protagonisten auf der Bühne eingefunden: zwei knallgelbe Plastikenten. Aha, dachte der geneigte Beobachter, da sind schon einmal die Ducks, die Enten. Das Ticket hat man in der Tasche. Wenn jetzt noch die Musik von einem „Tape“ läuft, wird das ein Auftritt der anderen Art.
Eine klare Arbeitsaufteilung
Aber so einfach machten es sich die Musiker dann nicht. Die sechs hatten im ersten Teil des Abends eine klare Arbeitsaufteilung: Der in Terje-Rypdal-Tradition agierende Gitarrist Philipp Brämswig, der Kontrabassist Joscha Oetz und der Schlagzeuger Dominik Mahnig fungierten in diesem Teil ganz klar rein als Rhythmusgruppe, während DuckTapeTicket mit Paul Bremen (Violine), Anna-Sophie Dreyer (Viola) und Veit Steinmann (Violoncello) die Rolle der Melodie-Instrumente übernahm.
Facettenreich zeigte sich das Repertoire von DuckTapeTickets Doppeltrio-Musik. Da gab es den komplex ausgearbeiteten Jazz Waltz „None Too Soon“, das psychedelisch zirpende „Wirr in der Wüste“ und den trashig-progressiven, dem gemeinen Humboldt-Kalmar gewidmeten Rock-Kracher „Diablo Rojo“, vieles in ungeraden Metriken, vorzugsweise im Siebenachtel und sehr unterhaltsam.
Ein vielschichtiges und anspruchsvolles Werk
Bis zur Pause waren ausnahmslos adaptierte Stücke aus DuckTapeTickets reiner Trio-Zeit zu hören. Erst im zweiten Teil des Abends waren Stücke zu hören, die beide Trios gemeinsam eingespielt hatten. „The Undreamt Oasis“ nannte sich eine viersätzige Suite, die ein Feuerwerk stilistischer Vielseitigkeit entfachte. Ein vielschichtiges und anspruchsvolles Werk, das beiden Trios Platz zur ebenbürtigen Entfaltung ließ.
Fugales traf auf Blues und Post-Rock, Zappaeskes auf Fünfzehn-Achtel-Metrik, orchestrale Passagen auf Grunge. Hier erst wurden die Möglichkeiten dieser ungewöhnlichen Besetzung voll ausgeschöpft, wurde die Komposition zur Innovation, denn insbesondere die klassischen Streich-Instrumente erschienen in einem neuen Licht.