Der Tisch ist reich gedeckt im Maximilianmuseum, mit prächtigen Silberstücken aller Art. Mit Humpen, Leuchtern, Kaffeekannen, Trinkschalen und vielem mehr. Es ist der sogenannte Vorbereitungstisch, den Museumsleiter Christoph Emmendörffer und Kuratorin Christina von Berlin immer wieder umrunden, um eines der Stücke vorsichtig mit behandschuhten Händen herauszugreifen und dann am neuen Platz in den Vitrinen des Museums zu positionieren.
Die Kostbarkeiten, die sich darauf befinden, sind die Stücke, die der Augsburger Bankier und Mäzen Karl F. Viermetz dem Museum nach seinem Tod 2016 hinterlassen hat. Nachdem sie gesichtet, untersucht, katalogisiert und gereinigt worden waren, sah man sie bis vor kurzem in der Sonderausstellung „Glanzvolles Andenken“. Nun beginnt für sie der Museumsalltag – also die Einordnung in die Vitrinen der Dauerausstellung oder die Verwahrung im Magazin. „Museen haben ja nicht nur die Aufgabe, zu präsentieren, sondern auch zu sammeln und zu forschen“, sagt Christoph Emmendörffer.
Karl F. Viermetz war ein heimatverbundener Mäzen
In diesem Aufgabenfeld kommt dem Vermächtnis Viermetz eine große Bedeutung zu. Denn der in alle Welt vernetzte Karl F. Viermetz sammelte aus Verbundenheit mit seiner Heimatstadt vor allem Arbeiten aus Augsburger Gold- und Silberschmiedewerkstätten. Von den 85 Positionen, die er dem Museum hinterließ, haben 61 ihren Ursprung in Augsburg. „So bekamen wir durch das Vermächtnis Viermetz einige Stücke, die zur Sammlung des Hauses eine wertvolle Ergänzung sind“, ordnet Museumsleiter Emmendörffer die Schenkung ein.
Da sind etwa jene Kaffee- und Mokkakannen, die zwischen 1750 und 1760 gefertigt wurden und noch heute eine Kaffeetafel zieren würden. Die eleganten Formen des Kannenkörpers sind mit geschwungenen Rippen verziert, die sich im Deckel fortsetzen. „Dafür war Augsburg in der ganzen Welt berühmt“, sagt Emmendörfer und nennt den Silberschmid Johann Georg Klosse als Erfinder dieser Machart. Bisher gab es Exponate dieser Art jedoch nicht im Maximilianmuseum. Für Emmendörfer schließt sich da „eine historische Lücke“. Wer den Deckel einer solchen Kanne öffnet, kann noch leichten Kaffeegeruch erhaschen. „Im Hause Viermetz kamen diese Stücke zu besonderen Gelegenheiten auch auf den Tisch“, weiß Emmendörffer.
Viermetz schenkte dem Maximilianmuseum noch zu Lebzeiten besondere Stücke
Zu besonderen Gelegenheiten war es aber auch guter Brauch, dass der Augsburger Mäzen, der zuletzt in München lebte, zum Telefon griff und den Museumsleiter zu sich bat, um dem Maximilianmuseum noch zu Lebzeiten ein besonderes Stück zu vermachen. Der 75. Geburtstag seiner zweiten Frau Hannelore im Jahr 2015 war so ein Datum, an dem mal wieder ein Geschenk anstand. Seitdem ist das Maximilianmuseum im Besitz einer vergoldeten Lavabo-Garnitur von Jeremias Nathan aus den Jahren 1602 bis 1606. Sie diente dazu, die Hände von Ehrengästen bei Hofe mit Rosenwasser zu waschen.
Ebenfalls ein besonderes Stück der Sammlung von Kurt F. Viermetz ist ein vergoldeter Weinhumpen, der mit einem prächtigen Elfenbeinmantel verziert ist. Für Christoph Emmendörffer ist er ein gutes Beispiel dafür, was die Sammlung auch für die Forschung bedeutet. Denn anhand des Wappens, das sich im Deckel befindet, konnte er herausfinden, dass der frühere Besitzer Carl Philipp von der Pfalz war, der Erbauer des Mannheimer Schlosses und einer der bedeutendsten Wittelsbacher des 18. Jahrhunderts.
Auch der Humpen findet nun seinen Platz in einer der luftdichten Vitrinen im Festsaal des Maximilianmuseums, der nach Viermetz’ erster Frau Felicitas benannt ist, und bereichert damit die Dauerausstellung, die einer der Anziehungspunkte des Maximilianmuseums ist. „Wenn die Goldschmiede-Abteilung wegen einer Sonderausstellung nicht geöffnet ist, kommt das gar nicht gut bei unseren Besuchern an“, weiß Christoph Emmendörffer zu berichten.
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