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Uraufführung: Eine Hauptrolle für das Große Haus des Staatstheaters

Uraufführung

Eine Hauptrolle für das Große Haus des Staatstheaters

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    Klaus Müller in „14 Vorhänge“: Ein Schauspieler-Ich erinnert sich an einen legendären Schlussapplaus und seinen Rausschmiss später.
    Klaus Müller in „14 Vorhänge“: Ein Schauspieler-Ich erinnert sich an einen legendären Schlussapplaus und seinen Rausschmiss später. Foto: Jan-Pieter Fuhr

    Das passt perfekt – dieser kurze Theater-Monolog jetzt in dieser Form. Das Staatstheater Augsburg bringt an diesem Freitag in seiner digitalen Sparte Einar Schleefs „14 Vorhänge für Bernhard Minetti“ als Uraufführung für die VR-Brille heraus. Der Text eine Erinnerung, Anklage, aber auch Liebeserklärung – an das Leben für das Theater. Kurz, knapp. Ein Schauspieler-Ich, der legendäre Bernhard Minetti, erinnert sich an einen Abend mit 14 Vorhängen, geht sie noch einmal einzeln durch, beschreibt, wie Kollegen weggeschaut haben, berichtet, wie er danach wegen körperlicher Unzulänglichkeiten und einem geplatzten Theaterabend die Kündigung überreicht bekommt – aus heiterem Himmel. Darauf folgt der Absturz.

    In diesem Text, den André Bücker mit dem Schauspieler Klaus Müller inszeniert hat, fließen verschiedene Perspektiven zusammen. Denn der nicht minder legendäre Regisseur, Dramatiker und Schauspieler Schleef, dessen Todestag sich in diesem Jahr zum 20. Mal jährt, schreibt da auch über sich, seine Artikulationsschwächen, seine Ängste und Traumata. Wer tiefer in die jüngere deutsche Theatergeschichte eintauchen will, dem sei die detailreiche Einführung von Andreas Hillger empfohlen, im Netz auf der Staatstheater-Seite nachzulesen.

    Intendant André Bücker treibt die Vermengung in "14 Vorhänge" weiter

    In der VR-Brillen-Inszenierung treibt Bücker das Prinzip der Vermengung weiter, in dem er Klaus Müller mit diesem Monolog betraut. Müller, dessen Name schon so oft in Augsburg auf den Spielzetteln auftauchte, Müller, der gerade sein 25-jähriges Bühnenjubiläum in Augsburg feiern könnte, wenn feiern erlaubt wäre. Das dienstälteste Ensemblemitglied spielt mit der gebotenen Lakonie, auch dem passenden Sarkasmus, die Krone setzt sich Müller nur kurz auf – Triumphe sind schnell vergangen.

    Und es liegt ja jetzt schon lange zurück, dass Müller zuletzt Applaus gehört hat, als er noch vor Publikum auftreten konnte – vor dem Lockdown, vor der Pandemie, die hier dankenswerterweise kein einziges Mal erwähnt wird, im Kopf des Zuschauers aber immer mitanwesend ist. Denn auch das Publikum muss sich mittlerweile erinnern, wie das war, als es noch Platz nehmen und ausgiebig klatschen konnte.

    Die erste Hälfte der Uraufführung "14 Vorhänge" gehört dem Großen Haus

    Das Große Haus ist neben Klaus Müller die zweite Attraktion der Uraufführung "14 Vorhänge".
    Das Große Haus ist neben Klaus Müller die zweite Attraktion der Uraufführung "14 Vorhänge". Foto: Jan-Pieter Fuhr,

    Dann stellt Bücker dem Schauspieler eine zweite Hauptperson zur Seite – das Große Haus des Staatstheaters, das hier in dieser digitalen Gestalt über die 360-Grad-Brille nicht nur als Kulisse und Hintergrund dient. Die erste Hälfte gehört ganz dem Raum: Schleef-Minetti-Müller durchstreift die leer stehende Baustelle. Dem Publikum vertraute Orte wie das große Foyer, die kleinen Seitenfoyers, das Treppenhaus, der Zuschauerraum, aber auch noch nie gesehene Einblicke wie die Gänge und Brücken zwischen Dach und der Kuppel des Zuschauerraums erscheinen grau und entblößt. Der Putz ist von den Wänden geklopft, die Kabel sind alle herausgerissen, die Böden fehlen. Das also ist das Skelett des Theaters, beeindruckend in seinen Ausmaßen wie die Überreste eines Dinosauriers.

    30 Minuten vergehen im Nu. Danach klatscht man als einsamer Zuschauer zu Hause natürlich nicht. Aber man hätte gerne, auch lang. Ob es für „14 Vorhänge“ gereicht hätte? Vielleicht schon, die Sehnsucht nach Theater ist groß.

    Der Monolog „14 Vorhänge“ ist über die Homepage des Staatstheaters Augsburg als VR-Produktion zu buchen.

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