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Tuiachs Thesen: Kolumne: Das stille Örtchen goes Hightech

Tuiachs Thesen

Kolumne: Das stille Örtchen goes Hightech

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    Kolumne: Das stille Örtchen goes Hightech
    Kolumne: Das stille Örtchen goes Hightech

    Das Klo gehört zu unserem Leben wie Essen, Trinken oder Schlafen. Ich kann mir gut vorstellen, dass auch schon jemand mal eine Kulturgeschichte der Toilette verfasst hat. In dem Mietsblock in Steppach, in den wir 1956 zogen, gab es nur ein

    Ich weiß noch, wenn der alte Schindler Sitzung hatte, konnte man danach für mehrere Stunden das Klo nicht benützen. Im Hof befand sich die Sickergrube, die unter furchtbarem Gestank einmal im Jahr geleert wurde. Auf dem Sportplatz des TSV Steppach befand sich auf einem Nebenplatz ein hölzernes Toilettenhäuschen, in dessen Tür ein Herz eingefräst war. Und in der Druckerei, in der auch meine Lehre machte, saß immer einer –zum Missfallen des Meisters – stundenlang mit der Zeitung auf der Schüssel.

    Die Toilette wird revolutioniert

    Zu dieser Zeit gab es das Klopapier noch vom Haken und kein „Hakle Feucht“. Jetzt – so stand es in der Zeitung – wird die Toilette und das Verweilen in derselben revolutioniert. Das leidige Putzen fällt weg, denn jetzt übernimmt das mittels eines Knopfdrucks ein Wasserstrahl, dessen Intensität stufenlos geregelt werden kann. Und auch die Temperatur dieses Wasserstrahls („manche mögen’s heiß“) kann genau eingestellt werden. Und dies alles auch mit Fernbedienung. Dafür gibt es auch auf dem Smartphone eine eigene App, denn, klar, man sitzt ja jetzt nicht mehr mit der Zeitung auf der Schüssel, sondern mit dem Handy.

    Ich denke auch beim Wasser kann man wählerisch sein, da gibt es die Auswahl zwischen Apollinaris und Mozart-Quelle. Oder wer es sich leisten kann, nimmt uraltes Gletscherwasser aus der Antarktis. Der Sitz ist jetzt beheizbar und die nächste Stufe ist, dass die Hinterlassenschaft in der Schüssel (da bleibt alles beim alten) sofort analysiert und der Befund dem Hausarzt elektronisch mitgeteilt wird.

    Ein Duft wird nach der Sitzung versprüht

    In der Zeitung stand auch, dass das Drücken von Knöpfen (wahrlich eine mühsame Angelegenheit) durch einen Bewegungsmelder ersetzt werden kann. Selbstredend wird auch ein Duft nach der Sitzung versprüht und die passende Musik abgespielt – auch nach langem Nachdenken fällt mir da kein kongenialer Titel ein.

    Ach ja, mir fallen da die hygienischen Zustände in vielen Flüchtlingscamps ein, wo diese armen Menschen schon froh wären, sie hätten so eine Art Stehklo (mit Loch im Boden), wie wir es noch aus unseren Jugoslawien-Urlaubsaufenthalten in Erinnerung haben …

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