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Theater Augsburg - Freilichtbühne: "Herz aus Gold": Chris Murray ist für Jakob Fugger auf Diät

Theater Augsburg - Freilichtbühne

"Herz aus Gold": Chris Murray ist für Jakob Fugger auf Diät

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    Die langen Haare mussten ab: Der Musical-Darsteller Chris Murray wollte seiner Figur Jakob Fugger (hier als Büste in der Fuggerei) ähnlicher werden.
    Die langen Haare mussten ab: Der Musical-Darsteller Chris Murray wollte seiner Figur Jakob Fugger (hier als Büste in der Fuggerei) ähnlicher werden. Foto: Ulrich Wagner

    Jeder Schritt von Chris Murray ist ein Statement. Der Sänger trägt Zehenschuhe, die ihm seine Töchter gestaltet haben. Ihm fehle der Glitzer, haben sie gesagt. Also sind diese Schuhe quietschbunt und reichlich mit Glitter und Peace-Zeichen versehen. „Das machen sie schon seit zehn Jahren“, erzählt der Musical-Star im Gespräch kurz vor einer Probe auf der Freilichtbühne. Mit fünf Jahren hat Murrays ältere Tochter angefangen, ihn einzukleiden. Das letzte Stück in dieser Garderobe der familiären Art ist ein T-Shirt mit Fuggerlilie, inspiriert durch die Rolle, die Murray in Augsburg spielen wird: Jakob Fugger auf der Freilichtbühne in der Musical-Uraufführung „Herz aus Gold“.

    Noch vor einem Jahr hatte Murray keine Ahnung, was es mit den Fuggern auf sich hat. „Fugger war für mich ein Computerspiel, eine Wirtschaftssimulation.“ Seit dreieinhalb Monaten bereitet sich der 54-jährige Sänger nun intensiv auf die neue Rolle vor. In dieser Zeit hat Murray nicht nur die Lieder und die Texte gelernt, sondern sich förmlich in die Geschichte und Biografie Jakob Fuggers gestürzt. Er hat mittlerweile drei Biografien gelesen, die wichtigen Fugger-Orte in Augsburg in Augenschein genommen, die Fugger-Nachfahren kennengelernt (von denen übrigens 14 zur Uraufführung des Musicals kommen werden). Murray hat angefangen, Kritik an Jakob Fugger zurückzuweisen. „Er war ein überzeugter Katholik“, erzählt Murray. Klar, dass das auch heute noch Protestanten sauer aufstoße. Und wenn er daran denkt, dass die Bewohner der Fuggerei für das Seelenheil Jakob Fuggers beten sollten, dann glaubt Murray, dass Fugger irgendwo auch geahnt haben muss, dass nicht jedes Geschäft in seinem Leben ausschließlich dem Guten diente.

    Das Publikum soll das Beste zu sehen bekommen

    Für die Premiere auf der Freilichtbühne möchte Murray optimal vorbereitet sein. „Das verdient das Publikum.“ Wenn die Menschen ihm zweieinhalb Stunden ihrer Lebenszeit schenken, sollen sie das Beste zu sehen bekommen, das möglich ist. Murray hat sich nicht nur intensiv mit dem Menschen Jakob Fugger beschäftigt, er hat auch angefangen, sich in seine Rolle zu verwandeln. Murray hat sich die langen Haare schneiden lassen, damit er dem Fugger des Dürer-Porträts ähnlicher sieht und keine Perücke tragen muss. Außerdem hat er in den letzten Wochen sieben Kilo abgenommen.

    Ein paar Mal konnte man Murray in Augsburg schon mit dem Titelsong „Herz aus Gold“ erleben – etwa beim Presseempfang der Stadt Augsburg. Dieser fand ausgerechnet an dem Tag statt, an dem Murray Silberhochzeit hätte feiern können. Lange überlegen, was er macht, musste Murray nicht. Die Kunst ging vor. Das hat auch seine Frau verstanden. Die Historikerin ist seine Managerin, das heißt, sie weiß, wie das Geschäft funktioniert und welche Opfer der Künstlerberuf fordert. Und: Ein paar Tage später seien sie zusammen in einen Freizeitpark gefahren, um nachzufeiern.

    Auch ein Abstecher ins Opernfach

    Und bitte, diese Akribie und Genauigkeit in der Vorbereitung, die sei für Murray nun wirklich nichts Besonderes. Das mache er auch für andere Rollen so. Als er einmal Shylock spielte, traf er sich mit Mitgliedern der jüdischen Gemeinde, feierte Pessach mit ihnen zusammen. Es wäre uferlos, aufzuzählen, welche Rollen Murray in seiner langen Karriere bereits gespielt und gesungen hat – von Andrew Lloyd Webbers „Phantom der Oper“ bis zu Frank Wildhorns „Jekyll & Hyde“. Murray erzählt auch, dass er bereits Abstecher ins Opernfach getätigt hat. In Darmstadt war er 2012 als Siegmund in Wagners „Die Walküre“ zu erleben. Er macht daraus allerdings kein großes Aufhebens, weil Oper und Musical nur zwei Spielarten von dem seien, was Murray mache: Musiktheater.

    Dass es in Augsburg nun ein Fugger-Musical gebe, findet Murray großartig. „Das ist doch toll, dass die neue Theaterleitung keine Dutzendware, keinen Musical-Evergreen auf den Spielplan bringt, sondern etwas Neues.“ Statt eines sicheren Freilichtbühnen-Geschäftes gehe man ein künstlerisches Risiko ein. Für ihn umso mehr ein Ansporn, bei der Premiere am Samstagabend der bestmögliche Jakob Fugger zu sein, damit das Publikum auf seine Kosten kommt.

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