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Lockdown-Fragebogen: Stefanie Schlesinger: „Zwischen Ohnmacht und Trotz“

Lockdown-Fragebogen

Stefanie Schlesinger: „Zwischen Ohnmacht und Trotz“

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    Die Jazzsängerin Stefanie Schlesinger, 43, stammt aus Bamberg. Zuletzt hat sie das Album „Reality“ (2017) und das Hörspiel „Mein Violoncellchen – Als Mozarts Bäsle errötete“ (2019) herausgebracht.
    Die Jazzsängerin Stefanie Schlesinger, 43, stammt aus Bamberg. Zuletzt hat sie das Album „Reality“ (2017) und das Hörspiel „Mein Violoncellchen – Als Mozarts Bäsle errötete“ (2019) herausgebracht. Foto: Christian Hartmann

    Wie ist Ihre derzeitige Gemütsverfassung?

    Stefanie Schlesinger: Ich schwanke zwischen Ohnmacht, Trotz, Belustigung und Verzweiflung.

    Woran arbeiten Sie gerade?

    Schlesinger: Während des ersten Lockdowns hat mein Mann Wolfgang Lackerschmid sein Studio-Archiv durchgearbeitet. So kam es fast wöchentlich zu einem Album- oder Single-Release von bisher Unveröffentlichtem aus fünf Jahrzehnten auf den gängigen Download- und Streaming-Portalen. Gleichzeitig haben wir aber auch aktuelle Aufnahme-Vorhaben fertiggestellt, die wir ebenfalls digital veröffentlicht haben. Nun wollen wir auf unserem Label hipjazz eine Compilation daraus zusammenstellen mit dem Titel „Lockdown Releases“. Das bedeutet Booklet-Texte schreiben, am Layout arbeiten etc. Ich selbst werde auch mit zwei neuen Brecht-Vertonungen darauf zu hören sein.

    Welcher Verzicht schmerzt jetzt am stärksten?

    Schlesinger: Ich möchte es nicht so empfinden, als ob ich auf etwas verzichten müsste. Das Leben ist aktuell einfach anders strukturiert. Würde ich mich nur auf das konzentrieren, was gerade nicht geht, würde ich es mir nicht gut gehen.

    Was gibt Ihnen Hoffnung?

    Schlesinger: Hoffnung empfinde ich in dieser Situation als eine etwas zu passive Haltung. Wie sich in den letzten Monaten herausgestellt hat, ist in meiner Branche jedes Hoffen auf eine logische oder zukunftsgerichtete Handlungsweise seitens der Politik sinnlos gewesen. Aktuell wird die Kulturszene aber aktiver und selbstbewusster, und es ist vieles im Wandel. Ja, vielleicht gibt mir das Hoffnung: Das Vertrauen in die Veränderung.

    Was wünschen Sie sich für 2021?

    Schlesinger: Dass die Umsetzung der EU-Urheberrechts-Richtlinie in Deutschland nicht derartig verändert verabschiedet wird, wie sie aktuell von der Regierung diskutiert wird. Denn das wäre dann der nächste Schlag in den Nacken der Kreativen mit gravierenderen Auswirkungen als der Lockdown, und würde auch den vorgesehenen Schutz für die User gefährden.

    Ihr Lebensmotto in der Corona-Krise?

    Schlesinger: Augen auf und durch!

    Noch eine kurze Empfehlung für andere …

    Schlesinger: Es fällt mir schwer, etwas bestimmtes zu empfehlen. Ich selbst habe mich in den letzten Monaten viel mehr als sonst mit spirituellen und weltanschaulichen Themen befasst. Das weitet den Geist und ist für mich der beste Schutzwall gegen Angst und Verzweiflung.

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