Als schockierend, ehrverletzend oder skandalös empfindet heute wohl kein Leser mehr die amourösen Abenteuer von Emma Bovary. Als Gustave Flaubert seinen Roman über die Arztgattin aus der Provinz 1856 erstmals in einer Zeitschrift veröffentlichte, musste er sich wegen des „Verstoßes gegen die guten Sitten“ vor Gericht verantworten. Trotzdem: Uninteressant und aus der Zeit gefallen ist die Geschichte um die junge Frau, die ihrer Sehnsucht nach der großen Liebe nachgibt und damit aus ihrem gesellschaftlichen Korsett ausbricht, mitnichten. „Sie ist eine heutige Figur mit einem modernen Bewusstsein und großem Widerstandspotenzial“, hebt Nicole Schneiderbauer hervor. „Ihre Sehnsucht nach dem Unmöglichen ist eines der menschlichen Grundthemen, das heute genauso gilt wie damals.“ Schneiderbauer sieht sich da im Einklang mit der kroatischen Autorin Ivana Sajko, deren Stück „Bovary, ein Fall von Schwärmerei“ sie nun für die Brechtbühne im Ofenhaus inszeniert hat.
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