Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten
Feuilleton regional
Icon Pfeil nach unten

Staatstheater Augsburg: Staatstheater: Warum das Ballett so richtig boomt

Staatstheater Augsburg

Staatstheater: Warum das Ballett so richtig boomt

    • |
    Intendant André Bücker.
    Intendant André Bücker. Foto: Ulrich Wagner

    Herr Bücker, die Vorstellungen des neuen Ballettabends „Missing Link“ sind schon vor der Premiere ausverkauft, auch für „Ballet? Rock it?“, die Wiederaufnahme aus der vergangenen Saison, gibt es keine Karten mehr. Viele Zuschauer sind enttäuscht.

    André Bücker: Für uns ist das natürlich großartig und fantastisch, dass das Ballett immer ausverkauft ist.

    Das Ballett ist die Sparte mit der größten Auslastung. Warum gibt es nicht mehr Vorstellungen?

    Bücker: Ein Problem ist, dass man die Tänzer nicht stärker beanspruchen kann. Sie benötigen Erholungsphasen, denn Ballett ist wirklich „Hochleistungssport“ und die Leistung ist nicht beliebig oft abrufbar. Das heißt, wir können Ballettvorstellungen nicht so oft ansetzen, wie es die Nachfrage des Publikums vielleicht hergibt. Ein anderer Grund ist die Disposition, die den Spielplan für die ganze Spielzeit festlegt. Da gibt es viele Vorgaben zu bedenken, etwa das Abosystem, bei dem wir die Ansprüche unserer Zuschauer bedenken müssen, die Probenphasen und auch die Ausgewogenheit der Sparten. Das sind sehr viele Parameter, die eine komplexe Planung erfordern.

    Für die Zuschauer und Abonnenten ist diese langfristige Planung ein Vorteil. Aber kann das Theater reagieren, wenn der Zuspruch des Publikums für eine Inszenierung besonders groß ist?

    Bücker: Es gibt immer wieder Lücken im Spielplan, die können wir mit Vorstellungen im freien Verkauf auffüllen. Aber nicht jeder freie Tag im Spielplan bedeutet auch tatsächlich, dass da eine Lücke ist. Dann sind zum Beispiel End- oder Orchesterproben angesetzt. Im Haus ist vieles voneinander abhängig. Alles ist eng getaktet, sodass Flexibilität kaum möglich ist. Dass wir in der Endprobenphase von „Missing Link“ noch „Vier Jahreszeiten“ oder „Schwanensee“ ansetzen können, geht nicht für die Tänzer. Genauso wenig wie man am Ruhetag vor der „Werther“-Premiere eine „Zauberflöte“ spielt. Aber es ist natürlich nicht so, dass wir nicht auf die große Nachfrage beim Ballett regieren. Wir haben im letzten Jahr Zusatz-Vorstellungen eingeschoben; die Wiederaufnahme von „Ballet? Rock it!“ ist auch eine Reaktion. Sie war zunächst nicht vorgesehen.

    Gibt es die Möglichkeit, Vorstellungen, die keine große Auslastung haben, zugunsten zusätzlicher Ballettaufführungen abzusagen?

    Bücker: Nein, auf keinen Fall. Zum einen haben unsere Abonnenten ein Anrecht auf ihre gebuchten Vorstellungen. Dazu wollen wir auf keinen Fall eine Sparte gegen die andere ausspielen.

    Die Aufstockung der Ballettcompagnie als Folge der Höherstufung zum Staatstheater hatten Sie selbst ins Gespräch gebracht. Gibt es schon erste Ergebnisse?

    Bücker: Nein, wir sind noch am Anfang unserer Gespräche. Aber mein Ansinnen ist auf jeden Fall, dass wir das Ballett stärken. Das steht oben auf meiner Liste, denn ich bin begeistert davon, was das Ballett hier alles schafft. Natürlich schmerzt es mich auch, wenn Zuschauer keine Karten bekommen, aber wir tun unser Möglichstes, kommen damit aber an Grenzen.

    Wäre es möglich, Ballett nur noch in der großen Spielstätte Martinipark zu zeigen, wo mehr Zuschauer erreicht werden können?

    Bücker: Nein, das geht dispositionell nicht, denn wir können keine zusätzliche Produktion in den Martinipark eintakten. Dieses Format der kleinen Produktion in der Brechtbühne ist außerdem nicht nur sehr beliebt, sondern auch künstlerisch sehr interessant, weil man dort andere Formen ausprobieren kann. Das ist erwünscht, auch vonseiten der Ballett-Leitung.

    Gibt es von Ihrer Seite und in Zusammenarbeit mit Ballettchef Ricardo Fernando Ideen, wie man dieses Problem lösen könnte?

    Bücker: Als Problem würde ich das jetzt nicht bezeichnen. Ein Problem haben wir, wenn wir als Theater nicht gut verkauft sind. Für uns ist das der perfekte Zustand. Wir spielen Ballett, so oft wir können.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden