Im Martinipark, einer von zwei Spielstätten des Staatstheaters, bleibt ab nächster Woche der Vorhang wieder zu. Seit Donnerstagnachmittag steht fest, dass die strengeren bayerischen Coronaregeln, die Ministerpräsident Markus Söder am Mittwoch verkündet hatte, auch fürs Theater gelten. „Demnach dürfen wir ab sofort nur noch vor 50 Leuten spielen“, sagt Intendant André Bücker. Zumindest im Martinipark lohne sich das nicht.
Vorstellung von "Die Physiker" wird abgesagt
Für das Theater ist diese Entscheidung einmal mehr mit Aufwand verbunden: Am Sonntagvormittag war im Martinipark ein Familienkonzert geplant, abends standen „Die Physiker“ auf dem Spielplan. „Die sagen wir komplett ab“, sagt Bücker. Fürs Familienkonzert setze man auf eine andere Lösung: „Wir werden es um 11, 13 und 15 Uhr spielen und versuchen, die knapp 150 Gäste, die Karten gekauft haben, auf diese drei Vorstellungen zu verteilen.“
130 bis 150 Besucher waren seit der Wiedereröffnung nach dem Lockdown im Martinipark, der größeren der beiden Interimsspielstätten, erlaubt – je nach Familienkonstellation der Besucher, sagt Bücker. Doch weil Augsburg den Sieben-Tage-Inzidenzwert der Corona-Neuinfektionen auf 100000 Einwohner die 100 überschritten hat, greifen nun die neuen, von Söder verkündeten Regeln. Veranstaltungen mit mehr als 50 Teilnehmern sind damit erst einmal verboten.
Intendant André Bücker ist verärgert
In Augsburg lag der Inzidenzwert am Donnerstag bei 151,3, Tendenz steigend. Auch im Theater geht man deshalb davon aus, dass die neuen Regeln für längere Zeit gelten könnten. André Bücker ist darüber sichtlich verärgert. „ Theater galten bislang nirgendwo als Infektionsherde, wir haben hervorragende Hygienekonzepte.“ Dass die bayerische Staatsregierung hier keine Unterschiede zu Veranstaltungen an anderen Orten macht, kann er nicht nachvollziehen. „Ein großer Teil der Gesellschaft, der sich umsichtig verhalten hat, muss dafür büßen, dass es ein kleiner Teil nicht tat.“
Die Proben im Staatstheater Augsburg gehen zunächst weiter. Das Ballett-Ensemble arbeitet auf eine Uraufführung am kommenden Wochenende im Martinipark hin. Ein Fakt, der Bücker besonders schmerzt: „Wir werden diese Premiere sicherlich nicht vor 50 Leuten spielen.“
Das Staatstheater kann nicht planen
Auch den ganzen November über wären im Martinipark zahlreiche Veranstaltungen geplant gewesen. Wie lange die Einschränkungen gelten, wohin sich die Zahl der Neuinfektionen in Augsburg bewegt und ob es, wie in Berchtesgaden, vielleicht nochmals einen kompletten Lockdown gibt, weiß aktuell keiner. Auch das Theater stochert deshalb im Nebel.
Sobald wieder mehr Besucher erlaubt sind, will das Staatstheater Augsburg laut Bücker aber auf jeden Fall versuchen, so viele Vorstellungen wie möglich in den Terminkalender zu packen. „Man muss aber auch sagen, dass das langsam an die Belastungsgrenzen der Mitarbeiter geht.“
In der Brechtbühne übrigens , wo am Samstag die Premiere von „In der Strafkolonie“ auf dem Spielplan steht, bleibt vorerst alles wie gehabt. Seit der Wiedereröffnung nach dem Corona-Lockdown sind auf dem Gaswerk-Areal ohnehin nur gut 40 Besucher zugelassen.
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