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Sponsoring: Ohne MAN-Turbo: Augsburger Philharmoniker verlieren wichtigen Sponsor

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Ohne MAN-Turbo: Augsburger Philharmoniker verlieren wichtigen Sponsor

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    Musik zwischen Maschinen: Das Sponsoring mit MAN Energy Solutions brachte auch verschiedenste Auftritte der Philharmoniker im MAN-Museum mit sich, hier ein Familienkonzert.
    Musik zwischen Maschinen: Das Sponsoring mit MAN Energy Solutions brachte auch verschiedenste Auftritte der Philharmoniker im MAN-Museum mit sich, hier ein Familienkonzert. Foto: Fred Schöllhorn

    Auch die klassische Musik mag nicht ohne Stars auskommen, auch sie schätzt und befördert das Prinzip, dass ein gefeierter Interpret einer Konzertveranstaltung zu erhöhter Attraktivität verhilft und der Glanz eines berühmten Namens auch jene illuminiert, die mit dem Hochkaräter zusammen musizieren. Das gilt gerade auch für die Institution des Solistenkonzerts, diesem wesentlichen Bestandteil eines „klassischen“ sinfonischen Programms. Ob am Klavier, an der Geige oder sonst einem Instrument: Je prominenter der Solist, desto größer das Publikumsinteresse, desto wertvoller auch der Prestigegewinn für das Orchester, das ihn begleitet. Freilich, solche Prominenz ist nicht für kleine Münze zu haben.

    Ob die Augsburger Philharmoniker, das Orchester des Staatstheaters Augsburg, sich für ihre Konzertprogramme auch künftig jene Klasse von Solisten werden leisten können wie in den vergangenen neun Jahren, ist zumindest fürs Erste infrage gestellt. Denn der Hauptsponsor der Philharmoniker, MAN Energy Solutions, wird den im April auslaufenden Vertrag nicht weiter verlängern. Seit 2012 hat das Augsburger Unternehmen – seinerzeit noch MAN Diesel & Turbo – das Orchester mit 60.000 Euro pro Spielzeit unterstützt, mehrfach war der für jeweils drei Jahre geltende Vertrag verlängert worden.

    MAN machte den Artist in residence möglich

    Ein nobles Sponsoring, das eben nicht zuletzt der Aufwertung der Gastsolisten-Riege zugutekam. Dank der finanziellen Zuwendung ließen sich Konzerte mit Gastsolisten wie Pianist Rudolf Buchbinder, Oboist Albrecht Mayer oder Klarinettistin Sharon Kam realisieren. Zugleich fand ein neuer Programmpunkt Eingang in die philharmonische Saisonplanung: Der „Artist in Residence“, der prominente Solist, der während einer Spielzeit sein Können nicht nur im sinfonischen Kontext präsentiert, sondern darüber hinaus auch in verschiedenen kammermusikalischen Konstellationen. Cellist Maximilian Hornung, der Pianist Bernd Glemser oder auch der Trompeter Matthias Höfs zählten neben anderen zu den Residenzkünstlern, die in durchdacht konzipierten Konzerten die Breite ihres künstlerischen Spektrums vorführen konnten.

    Pianist Rudolf Buchbinder.
    Pianist Rudolf Buchbinder. Foto: Marco Borggreve

    Nicht selten geschah dies in Konzertveranstaltungen im MAN-Museum, und das zeigt, dass sich die Sponsor-Partnerschaft zwischen den Philharmonikern und dem Unternehmen keineswegs nur auf die Verpflichtung namhafter Solisten beschränkte. Das Sponsoring ermöglichte eine ganze Reihe unterschiedlichster Projekte; von den MAN-Open-Air-Konzerten am Ulrichsplatz zur Eröffnung der Augsburger Sommernächte bis hin zu Dirigierworkshops, die Generalmusikdirektor Domonkos Héja für Führungskräfte des Unternehmens gab.

    Ende letzten Jahres war bekannt geworden, dass MAN Energy Solutions in Augsburg 800 Arbeitsplätze abbauen wird. Unternehmenssprecher Jan Hoppe bestätigt auf Anfrage, dass die Nichtverlängerung des Sponsorvertrags für die Philharmoniker im Zusammenhang steht mit einem „ambitionierten Sparprogramm“. Dieses sieht für das zum VW-Konzern gehörende Unternehmen Einsparungen in Höhe von 450 Millionen Euro vor. Deshalb, erklärt Hoppe, „haben wir alle unsere Sponsorships eingestellt“. Der Sprecher fügt hinzu: „Bei den Augsburger Philharmonikern ist uns das am schwersten gefallen.“

    Philharmoniker und Staatstheater sind dennoch optimistisch

    Auch für GMD Domonkos Héja wie auch Augsburgs Staatsintendanten André Bücker ist der Wegfall des Sponsoring „schmerzlich“, wie beide unabhängig voneinander bekunden. Ob der Rückzug von MAN bereits auf den Orchester-Spielplan für 2021/22 Auswirkungen zeigen wird, verneint Bücker, man habe noch ein wenig nachjustieren können. Aber auf längere Sicht? Orchester-Chef Héja sagt, er hoffe nicht, dass man sich nun keine namhaften Solisten mehr werde leisten könne, und bekräftigt die Absicht, die Einrichtung des „Artist in Residence“ unbedingt halten zu wollen.

    Beides freilich wird sich in der für ein Staatsorchester gebotenen Qualität nur mit neu gefülltem finanziellem Polster in die Tat umsetzen lassen. Was für das Orchester bedeutet: Ein neuer Sponsor muss gefunden werden. Intendant Bücker zeigt sich „optimistisch“, dass dies gelingen werde. Obwohl, räumt er ein, die Lage derzeit „nicht rosig“ sei. Trotzdem: „Ich bin sicher, dass wir neue Partner finden werden.“

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