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Friedberger Schloss: Spannender Rundgang durch Friedbergs Geschichte

Friedberger Schloss

Spannender Rundgang durch Friedbergs Geschichte

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    Die sakrale Kunst, wie die verschiedenen Abbildungen des „Ruhherrle“, kann der Besucher des neu gestalteten Friedberger Heimatmuseums nun in einer Art Pilgerweg in Augenschein nehmen.
    Die sakrale Kunst, wie die verschiedenen Abbildungen des „Ruhherrle“, kann der Besucher des neu gestalteten Friedberger Heimatmuseums nun in einer Art Pilgerweg in Augenschein nehmen. Foto: Atelier Hammerl & Dannenberg

    Als Tanja Hammerl 2009 erstmals vor dem Friedberger Schloss stand, befand es sich noch in einem Dornröschenschlaf. „Der Innenhof war ganz zugewachsen, die Räume im Südflügel des Schlosses waren verwinkelt und hatten einen scheußlichen Nadelfilzboden“, erinnert sich Hammerl. „Das wird das langweiligste Museum, das ich je gestaltet habe“, befürchtete die Innenarchitektin aus München, die sich mit ihrem Atelier Hammerl & Dannenberg auf die Konzeption von Ausstellungen spezialisiert hat.

    Viel lieber hätte sie das Heimatmuseum im Nordflügel mit seinen Prunkräumen belassen. Doch der sollte für Veranstaltungen genutzt werden, so musste das Museum umziehen in die ehemals als Büros genutzten kleinen Zimmer.

    Wände wurden im Friedberger Schloss entfernt

    Jetzt steht Hammerl im Obergeschoss des Schlosses, im ersten Raum des Heimatmuseums, weist mit einer ausladenden Handbewegung auf die Gemälde einiger Friedberger Honoratioren aus früherer Zeit, stellt sich vor das neue Stadtmodell in der Mitte und ist sehr glücklich über diesen Umzug auf die Südseite. Denn hier befand sich einmal die herrschaftliche Wohnung und nachdem die Innenarchitektin alte Pläne studiert und Wände näher in Augenschein genommen hatte, stellte sich heraus, dass ursprünglich eine Enfilade, ein Durchgang, mehrere Räume miteinander verbunden hatte.

    Also wurden Wände entfernt und so eine spektakuläre Sichtachse geschaffen, die mit einem goldenen Band den Blick direkt in den letzten Raum im Obergeschoß lenkt. In dem erwartet die Besucher am prächtig mit Friedberger Fayencen gedeckten Tisch (in Porträtform) die Kurfürstin Maria Anna, die einst im Schloss lebte.

    Ein begehbares Fotoalbum zeigt das 19. und 20. Jahrhundert

    Doch bis die Besucher hierher gelangen, werden sie über den Wandelgang durch die anderen Räume geführt, die die Geschichte Friedbergs anhand verschiedener Themenschwerpunkte aufblättern: Ein begehbares Fotoalbum zeigt, wie sich das Leben in der Stadt im 19. und 20. Jahrhundert gestaltete. In Schränken und Schubladen hinter und unter den Fotografien findet der Besucher die Originalexponate aus dieser Zeit.

    Man muss sich schon auf die Suche begeben und manchmal auch bücken nach all den Dingen, die sich hinter dem „offen Sichtlichen“ verbergen: hier eine Puppenküche aus alter Zeit, dort die Originalkleidung des feinen Friedbergers zum Kirchgang, in einer Nische eine Hörstation mit den Erinnerungen an das Kriegsende. „Im Museum muss man den Menschen etwas bieten, was sie zu Hause nicht haben“, sagt Tanja Hammerl. Und weil viele Menschen zu Hause mittlerweile an digitalen Medien keinen Mangel haben, setzt sie eher auf analoge Effekte.

    Eine Werkstatt zeigt Fayencen

    Zum bedeutendsten Kapitel der Friedberger Stadtgeschichte, die Zeit der in aller Welt geschätzten Uhrmacher, leitet ein Kabinett mit einem zwölfminütigen Film über, ehe man die filigranen Kunstwerke in all ihren Details bestaunen und in einer nachgebauten Werkstatt in Augenschein nehmen kann, wie sie entstanden sind.

    Eine weitere Werkstatt thematisiert die Herstellung der Fayencen, die in der von Kurfürst Maximilian III. gegründeten Manufaktur entstanden und den Namen Friedbergs über seine Mauern hinaustrugen. Besonders in diesen Räumen freut sich Tanja Hammerl, dass sich die Stadt Vitrinen aus entspiegeltem Glas für die Präsentation der Kunstwerke geleistet hat.

    Ein Sprung zu archäologischen Objekten

    Museumsgestalterin Tanja Hammerl vor dem Stadtmodell.
    Museumsgestalterin Tanja Hammerl vor dem Stadtmodell. Foto: m-b

    Ein Sammelsurium aus rund 900 Exponaten mussten Hammerl und ihre Mitarbeiter sichten und ordnen, daraus sinnvolle Übergänge und Zusammenhänge zu schaffen, war nicht ganz einfach, stellt Tanja Hammerl dar. Den zeitlichen Sprung zu den archäologischen Objekten schafft der Besucher über einen schmalen Gang, in dem an die Wand Menschen aus dem Barock über die Renaissance bis hin zu den Römern gezeichnet sind. An dessen Ende gelangt er in einen Raum, der mit seinen erdigen Farbtönen die Fundorte nachempfindet und Werkzeuge aus der Eisen- und Bronzezeit, römische Münzen und Becher, aber auch den Kiefer eines Ur-Elefanten präsentiert.

    Einen ebenso großen Sprung, diesmal aber thematisch, unternimmt man dann über eine Wendeltreppe in das Erdgeschoss des Gebäudes. Hier sind in den ehemaligen Garagen die sakralen Gegenstände aus den drei Wallfahrtsstätten Friedbergs untergebracht. Vorbei an schrägen Podesten, die sich den Unregelmäßigkeiten des Schlossgemäuers anpassen, „pilgert“ man entlang und begegnet dabei der heiligen Afra und dem „Ruhherrle“ in all seinen Nachbildungen.

    Apokalyptische Illustrationen

    Aber nicht genug der Kontraste: Ganz zum Schluss landet der Besucher schließlich bei drei Friedberger Künstlern des 20. Jahrhunderts: Karl Müller-Liedeck, Reinhardt Heinsdorff und Fritz Schwimmbeck. Vor allem letzterer hat es Ausstellungsmacherin Hammerl angetan. Die apokalyptischen Illustrationen des verschrobenen Malers, der einige Jahre im Friedberger Schloss wohnte, inszenierte Hammerl in einem dunklen Raum, in dem die Wände zu kippen scheinen und ihre schrägen Linien die aus den Fugen geratenen Bildwelten des Malers architektonisch abbilden. Wenn, wie in diesem Fall, Details der Objekte die Inszenierung des Raumes aufnehmen, ist das ideal, findet Ausstellungsmacherin Tanja Hammerl.

    Öffnungszeiten des Museums im Wittelsbacher Schloss sind von Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr.

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