Das Staatstheater ist schon mittendrin in den Vorbereitungen der Freilichbühnensaison. Mitte Mai beginnen die Proben für Andrew Loyd Webbers Rock-Oper "Jesus Christ Superstar", das der musical-erfahrene Regisseur Cush Jung für die Bühne am Roten Tor inszeniert. Jetzt steht fest, wer die Hauptrollen verkörpern wird: Als Jesus von Nazareth steht Markus Neugebauer auf der Bühne, die Rolle des Verräters Judas verkörpert David-Michael Johnson, Sidonie Smith spielt und singt die Maria Magdalena.
Alle drei sind nach Angaben des Staatstheaters profilierte Musicaldarsteller, die im deutschsprachigen Raum einen Namen haben. Markus Neugebauer ist auch Rocksänger mit eigener Band und spielte unter anderem die Titelrolle in "Joseph and the Amazing Technicolor Dreamcoat" und mehrere Rollen im Queen-Musical "We Will Rock You". David-Michael Johnson war nach seinem Studium am Broadway engagiert und später in den Inszenierungen von "Starlight Express" als Elektra in Australien, Japan und Deutschland zu sehen. Als Judas war er bereits in mehreren Inszenierungen von "Jesus Christ Superstar" besetzt.
Für die Rolle der Maria Magdalena hat sie bereits beste Kritiken bekommen
Auch Sidonie Smith hat die Rolle der Maria Magdalena bereits einmal verkörpert – und dafür beste Kritiken bekommen: "So authentisch und mit solchem Ernst" habe die Amerikanerin den Hauptsong der Maria Magdalena "I Don’t Know How To Love Him" gesungen, "als ob ihr der Gedanke, Jesus zu lieben, tatsächlich zum ersten mal käme", heißt es da. "Ich mag das Stück, ich mag vor allem die Rolle", beginnt Sidonie Smith bei einem Telefongespräch zu schwärmen. "'Jesus Christ' hat die schönste Ouvertüre von allen Musicals", führt sie das aus. Die Rolle der Maria Magdalena interessiere sie vor allem deshalb, weil die Figur kompliziert sei, nicht plakativ wie viele andere im Musical-Genre. "Sie ist in einem Zweispalt, und das macht sie so spannend". Zwischen der magischen Anziehungskraft und der reinen Liebe müsse diese Frau ihre Gefühle finden, beschreibt Sidonie Smith ihr Rollenverständnis. "Zuerst meint man, es ist nur die normale Liebesqual, aber es ist ja noch viel mehr, und es wird immer noch härter und härter."
Komponist Andrew Loyd Webber war erst 22, als er im Jahr 1971 mit seinem Rock-Musical einen Welterfolg landete. 1973 wurde es verfilmt und für Oscars und Golden Globes nominiert. Ein "Wunder" ist dieser Langzeit-Erfolg für Sidonie Smith. Vielleicht sei es die Ehrlichkeit, bestimmte Fragen zu stellen, vielleicht auch der Mut, ein Stück aus Judas Sicht zu schreiben, ganz bestimmt aber spielten die ins Ohr gehenden Rock-Nummern eine große Rolle für den Erfolg. Nicht nur Maria Magdalenas Song, auch "I Only Want to Say" und Herodes Song "Try It And See" wurden zu Hits.
Es ist eine der letzten Gelegenheiten, Sidonie Smith auf der Bühne zu erleben
Bibelfest war Sidonie Smith übrigens auch schon bevor sie sich mit dem Stoff des Musicals beschäftigte. "Ich bin gläubig und mit der Bibel aufgewachsen", erzählt sie. Allerdings habe "Jesus Christ Superstar" für sie nicht als religiöses Stück eine Bedeutung. "Wir haben die Ehre, andere Menschen zu verkörpern" ist ihr Credo, und das steht für sie auch in der Rolle der Maria Magdalena im Vordergrund. Lange Zeit spielte Sidonie Smith im Kirchenorchester ihrer Heimatgemeinde Bratsche und Geige. Auf die Bratsche spezialisierte sie sich dann während ihres Studiums. Aber kurz vor dessen Abschluss habe sie auf einmal gespürt, dass sie das Theater spielen ausprobieren wollte. "Es war als ob ein Licht anging und ich wusste, dass ich auf die Bühne will." Im Nachhinein sieht sie, dass sie von Kind an auch aus dem Orchestergraben immer eine große Faszination für das Theater hatte. "Aber ich war zu zurückhaltend."
Im deutschsprachigen Raum wird "Jesus Christ Superstar" eine der letzten Gelegenheiten sein, die Amerikanerin auf der Bühne zu erleben. Nach dem Engagement will Sidonie Smith wieder zurück zu ihrer Familie, zu ihren Eltern und Geschwistern, nach Florida und nur noch kurze Engagements außerhalb der Staaten annehmen. Einen Teil ihrer Familie, ihren Mann Christopher Ryan, hat sie übrigens schon während der Zeit in Augsburg immer um sich. Er spielt in der Inszenierung am Roten Tor die Doppelrolle Kaiphas und Herodes.