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Serie: Florian Hartz will erst mal machen: "Schlafen kann warten"

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Florian Hartz will erst mal machen: "Schlafen kann warten"

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    Der Augsburger Bassist Florian Hartz spürt schon lange die Anziehungskraft der Bühne.
    Der Augsburger Bassist Florian Hartz spürt schon lange die Anziehungskraft der Bühne. Foto: Rocco Dürlich

    Lauscht man den Geschichten des Bassisten Florian Hartz über sein Leben und seine Musik, erkennt man ein immer wiederkehrendes Motiv: den Austausch. Einmal den musikalischen Austausch, den er seit Kindesbeinen mit verschiedensten Musikerinnen und Musikern in allen erdenklichen Formationen pflegt. Hartz steckt viel Energie und Herzblut in die Musik, daher braucht er auch den Austausch mit der Natur, in der er seine Gedanken ordnet und aus deren Stille er neue Ideen und frische Kraft schöpft: „Die Natur hat etwas wahnsinnig Befreiendes. Der Kopf wird frei, in der Natur fühle ich mich so frei wie mit dieser Band auf der Bühne.“

    „Diese Band“, das ist sein Trio Flo & Fauna mit seinem alten Augsburger Freund Lukas Langguth an den Tasten und seinem musikalischen Seelenverwandten, dem Mannheimer Kommilitonen Jakob Dinnebier am Schlagzeug. Zusammen erreichen die drei Jazzer gerade mal so das Rentenalter, trotzdem klingt diese Band so reif, als stünden sie schon seit Dekaden zusammen auf den Brettern.

    Florian Hartz kam auf dem üblichen Weg zu seinem Instrument

    Die Kompositionen aus der Feder von Florian Hartz sind gerne mal ordentlich kompliziert, doch die Band führt die Stücke mit einer Leichtigkeit auf, dass statt eines großen Fragezeichens über dem Kopf des Zuhörers ein breites Grinsen auf dessen Gesicht gezaubert wird. Ein Trio ist eine sehr intime Besetzung, so bleibt viel Platz für lang gehaltene Pianoakkorde, akzentuierte Schlagzeugfiguren und einen befreit aufgroovenden Bass. Und die Natur der Band ist entspannt, sie lassen sich Zeit. Es dauert schon mal vier, fünf Minuten, bis sich eine progressive, an die legendären Schweden e.s.t. erinnernde Songstruktur in eine treibende Improvisation ergießt, in der, einem springenden Waldbächlein gleich, alle drei gleichzeitig solieren können und trotzdem als Einheit klingen. Das hat die Band auf dem im Januar erschienenen Debütalbum „Wald: live“ konservieren können. Es ist ein spannendes und buntes Album geworden, das klar vom Bass her gedacht ist.

    Florian Hartz kam auf üblichem Weg zu seinem Instrument: Ursprünglich war er als klassischer Gitarrist gestartet; es fehlte einer Band, in seinem Fall der Schulbigband von St. Stephan, ein Bassist und er entdeckte an den vier Saiten das, was ihm bei der Gitarre immer gefehlt hat: „mich ausdrücken zu können und mit anderen musikalisch zu kommunizieren.“

    Die größte Leistung der Gitarre ist wohl, schon so viele großartige Bassisten hervorgebracht zu haben. Von seinem ersten Basslehrer Andreas Bauer bekam er den einen Impuls, der für jegliche Musik nützlich, für den Jazz aber ganz entscheidend ist: nicht nur das zu spielen, was auf dem Notenblatt steht, sondern die Ohren aufzusperren und mit den anderen auf der Bühne zu interagieren.

    Der Weg zu seinem ersten selbst geschrieben Musical

    Bühnen übten von Anfang an eine Faszination auf ihn aus, so war es konsequent, nicht nur als Instrumentalist auf der Bühne zu stehen, sondern auch als Arrangeur und Komponist davor. Der Weg zu seinem ersten selbst geschriebenen Musical ist eine schöne Allegorie für sein Arbeitsmotto „erst einmal machen, später dann vielleicht schlafen“. Seine Tante sagte sinngemäß, er solle doch mal ein Musical schreiben, Florian Hartz sagte „gut, mache ich“ und schrieb „We love you“, ein sehr lustiges, funky Stück über die Frage, was glücklich macht im Leben. Und brachte es mit dem theter ensemble – „keiner in Augsburg wäre sonst so verrückt, das einfach zu machen“ – auf die Bühne.

    Als das Leben vor gut einem Jahr eine Vollbremsung machte, setzte sich Hartz noch einmal an die Partitur, um das Stück musikalisch zu überarbeiten, den Figuren mehr Tiefe zu geben und Persönliches in die Geschichte einzuweben. Doch es stellte sich bald heraus, dass die persönlichen Erfahrungen, die er einbauen wollte, locker für ein eigenes Stück reichen, von den musikalischen Ideen ganz zu schweigen.

    So entstand ein Kammermusical namens „Marry Your Drummer“, bei dem er sich lange „nicht sicher war, ob ich es zeigen möchte, weil so viel von mir da drinsteckt“, aber letztendlich überwog der Stolz auf dieses Werk und sobald es die Situation erlaubt, wird es auf die Bühne gebracht. Doch jetzt geht es mit Flo & Fauna erst einmal für eine Konzertaufzeichnung in den Jazzclub, die Hartz mit folgenden Worten eröffnen wird, die für alle seine Projekte gelten: „Lasst uns zusammen Spaß haben.“

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