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Sensemble Theater: Ein Festival für den Dramatiker Miro Gavran

Sensemble Theater

Ein Festival für den Dramatiker Miro Gavran

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    Sebastian Seidels Inszenierung des Gavran-Stücks „Die Puppe“ mit Kerstin Becke und Heiko Dietz ist am Freitag zum letzten Mal im Sensemble-Theater zu sehen. Das Festival mit Stücken des kroatischen Autors wird damit eröffnet.
    Sebastian Seidels Inszenierung des Gavran-Stücks „Die Puppe“ mit Kerstin Becke und Heiko Dietz ist am Freitag zum letzten Mal im Sensemble-Theater zu sehen. Das Festival mit Stücken des kroatischen Autors wird damit eröffnet. Foto: Annette Zoepf

    Ein Mann hat in einem Wettbewerb eine Puppe gewonnen, die darauf programmiert ist, all seine Wünsche zu erfüllen. Doch statt der erhofften Wohltaten läuft die Sache ziemlich aus dem Ruder, denn die Puppe entwickelt ein Eigenleben. Mit dem Stück „Die Puppe“ des kroatischen Autors und Dramaturgen Miro Gavran feierte das Sensemble-Theater in der vergangenen und der laufenden Spielzeit einen großen Erfolg und gastierte damit im vergangenen Jahr auch beim Gavran-Festival in Prag. Dieses Festival findet seit 2003 abwechselnd in einer osteuropäischen Stadt statt und präsentiert ausschließlich Stücke des kroatischen Autors, der weltweit Erfolg hat und dessen Werke in über 40 Sprachen übersetzt sind. Vom 1. bis 3. Februar ist nun das Sensemble-Theater Gastgeber für das Gavran-Festival und zeigt hier, neben Inszenierungen aus Zagreb, München und Wien, zum letzten Mal „Die Puppe“. Dazu gibt es Gespräche mit Miro Gavran im Anschluss an die Vorstellungen. Wir führten vorab mit dem kroatischen Autor ein Interview über E-Mail:

    Herr Gavran, im Augsburger Sensemble-Theater sah man bisher zwei sehr unterschiedliche Stücke von Ihnen: Das politische „Wie man einen Präsidenten erschoß“ und die Komödie „Die Puppe“. Welche Themen interessieren Sie besonders?

    Miro Gavran: Mein Lieblingsthema ist die Beziehung zwischen Mann und Frau. Das ist ein großes Thema, egal ob ich ein ernstes Drama oder eine lebhafte Komödie entwerfen will. Darüber hinaus schreibe ich gerne über politische Manipulation, familiäre Beziehungen, Religion und Zweifel, genauso wie über Missverständnisse, die zwischen Menschen auf so viele verschiedene Arten auftreten. Sie basieren meistens auf einem unterschiedlichen Verständnis von grundlegenden Bedürfnissen – wie Freundschaft oder Liebe. Ich schreibe auch mehr und mehr über das Thema Einsamkeit, weil dieses Problem in Europa sprunghaft um sich greift unter Leuten, die sich hinter ihren Computerbildschirmen abschotten und ihre besten Freunde dadurch ersetzen.

    Täuscht es oder zeigen Ihre Stücke dabei eine besondere Sympathie für die weiblichen Figuren?

    Gavran: Ich liebe es, über Frauen zu schreiben. Ich finde es interessanter, weil es für Frauen mehr Mühe bedeutet, sich selbst in allen Aspekten wahrzunehmen, im Persönlichen, Emotionalen, Familiären, Sozialen. In meinem Stück „Alles über Frauen“ zum Beispiel spielen drei Schauspielerinen jeweils fünf Rollen, angefangen vom kleinen Mädchen im Kindergarten hin zur alten Frau im Pflegeheim. Es kommt nicht von ungefähr, dass viele meiner Stücke einen weiblichen Namen im Titel tragen oder Frauen die Hauptfiguren sind.

    Oft fällt eine Einordnung ihrer Stücke in das Genre Komödie oder Drama schwer. Wie sehen Sie die Wechselwirkung von Ernst und Humor?

    Gavran: Als junger Schriftsteller habe ich mich hauptsächlich mit ernsten Themen beschäftigt, aus denen auch einige meiner Dramen wie „Kreons Antigone“ und „George Washingtons Frauen“ entstanden sind. Dann habe ich festgestellt, dass man auch über zutiefst ernste Themen im Leben mit einer Prise Humor schreiben kann, wie es bei dem Stück „Die Puppe“ der Fall ist. Ich bin zufrieden, wenn die Zuschauer bei einem bestimmten Stück sowohl lachen können als auch zu Tränen gerührt werden. Unser Leben ist ein ständiger Wechsel zwischen Tränen und Lachen. Ich fordere einen Schauspieler damit auch gerne heraus, dass er uns im gleichen Stück zum Lachen und zum Weinen bringen soll.

    Zur Person

    Miro Gavran, geboren 1961, ist der meistgespielte zeitgenössische kroatische Dramatiker. Neben Theaterstücken schreibt er Essays, Romane und Kinder- und Jugendbücher. In Zagreb leitet er mit seiner Frau ein Theater.

    Das Festivalprogramm

    Freitag, 1. Februar: Eröffnung (19 Uhr), „Die Puppe“, Inszenierung des Sensemble Theaters (19.30 Uhr; Gesprächsrunde mit Miro Gavran u.a.(22 Uhr)

    Samstag, 2. Februar: „Pontius Pilatus“, Theater ... und so fort, München (17 Uhr); „Eiscreme“, Gavran Theater Zagreb (19.30 Uhr); Gesprächsrunde (22 Uhr)

    Sonntag, 3. Februar: „Bier“ Lesung; „Lachen verboten“, Die Theaterküche Wien (19.30 Uhr); Gesprächsrunde (22 Uhr)

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