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Schwäbische Galerie Oberschönenfeld: Norbert Kienings erste Einzelausstellung seit 25 Jahren

Schwäbische Galerie Oberschönenfeld

Norbert Kienings erste Einzelausstellung seit 25 Jahren

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    Nach längerer Zeit gibt es wieder einmal eine Einzelausstellung mit Arbeiten des künstlerischen Allrounders Norbert Kiening.
    Nach längerer Zeit gibt es wieder einmal eine Einzelausstellung mit Arbeiten des künstlerischen Allrounders Norbert Kiening. Foto: Marcus Merk

    Der Wald – Kathedrale der Natur mit allem, was die Andacht fördert: ein mystisches Lichterspiel durch die Baumkronen, ein berauschendes Dufterlebnis voll Würze und Süße zugleich, eine majestätische Kulisse aufragender, sturmerprobter Stämme, ein federnder, samtiger Untergrund, wucherndes Gestrüpp, das zugleich birgt und ängstigt. All diese Sinnlichkeit schwingt als Erinnerung mit, wenn man Norbert Kienings „inneren Wald“ betritt. Der Künstler holt ihn direkt in sein vielseitiges Werk, sei es als Skulptur aus Linde, Kiefer oder Esche, sei es als großformatiger Holzschnitt, der auch die natürliche Faser abbildet, sei es als Zeichnung, die sich in ihren Papiergrund einritzt und ihn versiegelt, sei es als Malerei, die sich ungegenständlich dem Spiel der Farben hingibt, die sich in der Landschaft der Westlichen Wälder finden.

    Norbert Kiening: "Es hat sich einiges getan"

    Die Schwäbische Galerie in Oberschönenfeld widmet dem künstlerischen Allrounder, der in Hausen bei Diedorf sein Atelier hat und seit Jahren Vorsitzender des Berufsverbands Bildender Künstler Augsburg und Schwaben-Nord ist, nach fast 25 Jahren wieder eine Einzelausstellung. „Seit ich 1997 den Kunstpreis des Landkreises Augsburg bekam, hat sich in meiner Arbeit doch einiges getan“, zwinkert Kiening. Konstanten sind dennoch geblieben, vor allem seine Herkunft von der Grafik. In seiner Heimatstadt Dachau hat Kiening zuerst als Buch- und Offsetdrucker gelernt, ehe er an der Fachhochschule Augsburg Gestaltung bis zum Diplom 1988 studierte. Muster, Schraffuren, Ritzungen spielen eine große Rolle. „Die verschiedenen Techniken befruchten sich gegenseitig“, beobachtet er. Sie existieren jedoch souverän individuell. Weder für die Skulpturen noch für die Malerei mache er Vorzeichnungen. Der Künstler weiß am Anfang nicht, wohin ihn die schöpferische Tätigkeit an einem Werk führen wird. Es kann auch nur eine vorübergehende Zwischenphase sein.

    Museum Oberschönenfeld öffnet für Besucher / Ausstellung Kiening in der Schwäbischen Galerie
    Museum Oberschönenfeld öffnet für Besucher / Ausstellung Kiening in der Schwäbischen Galerie Foto: Marcus Merk

    Norbert Kiening verlangt seinen Betrachtern Konzentration ab. Seine Empfindungen und Eindrücke erzählt er im Ungegenständlichen – was freilich weit vom Abstrakten entfernt ist. Inspirationen am Anschaulichen lassen sich in seinen Arbeiten durchaus entdecken. Jeder darf sich auf das verlassen, was er darin sieht. Diese Freiheit geben auch die stichwortartigen Titel her, die nur als ein gedanklicher Einstieg fungieren.

    In seinen Skulpturen folgt er den Vorgaben des Materials

    Als Bildhauer folgt er meist den Vorgaben des Werkstücks, also dem Verlauf der Holzfaser, der Rundung des Stammes, den Gabelungen und Rissen. Sogar die Grundform eines Gekreuzigten kann entstehen. Auch mit der Kettensäge gelingen ihm ausgesprochen filigrane Oberflächenstrukturen in Lamellen. Das Feingefühl für das Werkzeug hat sich Kiening beim Bearbeiten seiner Holzschnitte auf wenige Millimeter starken Platten angeeignet, auf die er selbst Fächer in feinsten Strahlen erschafft, als wären es Blütenkelche. Die erbauliche Romantik kann rasch umschlagen in ein nebliges Gewaber, weil eine darauf gedruckte andere Platte durch ihre Farbverteilung eine völlig neue Akzentuierung setzt. Norbert Kiening ist da ein unermüdlicher Experimentator.

    In der Malerei geht er stets vom ganzen Bild aus. Mit expressivem Gestus und starken Farbkontrasten lässt er sich von seiner Intuition leiten, trägt Schicht für Schicht auf. Mal überschüttet ein Monumentalgemälde (200 x 420 cm) mit gleißend weiß-gelbem Sonnenlicht, mal glüht rot das Firmament hinter schwarzgrauen Wolken, mal blaut es im fröhlich schwebenden Farbspiel. Der sinnliche Eindruck haftet nachhaltig im Gedächtnis, es ist, als begegne einem in diesen Gemälden etwas längst Vertrautes, geschöpft aus der heimischen Landschaft und ihren freskierten Barockkirchen, ein überwältigendes Wiedererkennen.

    Laufzeit bis 15. August; geöffnet Di. bis So. 10–17 Uhr; zur Ausstellung legte der Bezirk Schwaben einen Katalog auf.

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