Es ist Winter. Georg Kleber sitzt in einer Ecke der Wärmestube für Wohnungslose in Augsburg und zeichnet Porträts. Er beobachtet die Menschen, es ist ihm unangenehm – „ich fühle mich als Voyeur“. Doch er setzt seine künstlerische Arbeit fort. Satzfetzen, die hier durch den Raum schwirren, schreibt Kleber sofort während des Zeichnens auf – „als O-Ton sozusagen“.
Mit seinen 16 Kohlestift-Porträts aus der Wärmestube ist der 63-jährige Künstler aus Rehling (Landkreis Aichach-Friedberg) nun an der bundesweiten Ausstellung „Kunst trotzt Ausgrenzung“ der Diakonie Deutschland beteiligt. Nach Stationen in der Documenta-Halle Kassel, in Braunschweig, Chemnitz, Stuttgart und beim Evangelischen Kirchentag in Dortmund ist an diesem Freitag Vernissage in der Hauptstadt Berlin. Gezeigt wird sie bis 9. August im geschichtsträchtigen Kunstquartier Bethanien in Kreuzberg.
Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) schreibt im Katalog, die Ausstellung „zeigt eindrücklich, wer auf welche Weise ausgeschlossen wird“. Sie rege zum Nachdenken an, wo Rassismus und Diskriminierung anfangen und zur Frage: Was hat das mit mir zu tun? Die Bundesregierung fördert das engagierte Projekt mit ihrem Programm „Demokratie leben!“. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland und bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm spricht von einer „grandiosen Ausstellung“, die zeige, wie vielfältig die Phänomene von Ausgrenzung, Unterdrückung und Stigmatisierung in unserer vernetzten Welt und unserer Gesellschaft sind.
Die Ausstellung zeigt Werke von insgesamt 56 Künstlern. Der Katalog (176 Seiten) erschien in der Edition Chrismon. Er ist zu beziehen über den diakonie-webshop.de.