Sie stand gewissermaßen an der Wiege des Augsburger Geigenfests, des Internationalen Violinwettbewerbs Leopold Mozart, der sich inzwischen längst zu einer weltweit angesehenen Veranstaltung entwickelt hat – Agnes Maria Schilling. Sie gehörte zu der damals eher kleinen Gruppe kulturengagierter Augsburger Bürger, die vor über 30 Jahren überzeugt waren, im Namen von Leopold Mozart, dem Vater des Genies Wolfgang Amadé, dessen 300. Geburtstag heuer gefeiert wird, Augsburg zu einer unverwechselbaren musikalischen Marke verhelfen zu können.
Mit dem Pfund „Leopold“ zu wuchern, dem gebürtigen Augsburger, dessen „Versuch einer gründlichen Violinschule“ auch heute noch von bedeutender Relevanz ist – davon ließen sie sich unbeirrbar leiten und riefen dazu im Juli 1986 das Leopold-Mozart-Kuratorium ins Leben. Und siehe da: Ein Jahr später, 1987, startete tatsächlich der erste Violinwettbewerb. Der Gründungsvorstand, die Urzelle dieses durchaus wunderbar gelungenen musikalischen Augsburger Abenteuers – die Banker Bernhard Brandt und Dieter R. Kirchmair, die Unternehmer Rainer Liebich und Heinz Greiffenberger, Konservatoriums-Leiter Klaus Volk und eben Agnes Maria Schilling – zeigten es den Skeptikern, von denen es doch nicht wenige gab, die dem ehrgeizigen Projekt angesichts scheinbar hochüberlegener internationaler etablierter Wettbewerbe nicht unbedingt große Zukunftschanceneinräumten.
Der Auftritt der damals erst 15-jährigen Isabelle Faust aber war ein Paukenschlag, das Niveau der Konkurrenzfeldes beeindruckend. Und Agnes Maria Schilling, gelernte Journalistin mit präzis gesteuertem publizistischem Instinkt und begnadeter Netzwerk-Begabung ausgestattet, entwickelte sich als Organisatorin bald sozusagen zum Gesicht des Augsburger Wettbewerbs.
Sie prägte besonders auch die Atmosphäre dieses Geigenfestes, das die ganz eigene Balance aus familiärem Flair mit dem Know-how der hochrenommierten Künstlerischen Leiter (darunter lange Jahre vor allem Julius Berger), Juroren und Ehrenpräsidenten (unter anderem Yehudi Menuhin, Gidon Kremer, Tibor Varga, Bruno Weil) den internationalen professionellem Anspruch verbindet. Agnes Maria Schilling, die zierlich-taffe Norddeutsche mit bekennendem Augsburg-Faible, von den Freunden und vertrauten Mitarbeitern liebevoll „Amei“ gerufen, feiert am Sonntag in Augsburg ihren 80. Geburtstag.
Sie kann auf lange ereignisreiche Jahre als Vorsitzende des Leopold-Mozart-Kuratoriums zwischen 2000 und dem letzten von ihr betreuten Wettbewerb 2013 zurückblicken, eine Zeit, in der sich junge Sensationssieger wie Isabelle Faust (Gewinnerin 1987), Benjamin Schmid (1991), oder Lena Neudauer (1999) zu Weltstars und internationalen Größen entwickelten. Und wenn die späteren Stars, die immer wieder konzertierend nach Augsburg zurück kommen, auf die einstige Kuratoriumsanführerin treffen, so schwärmen sie alle (Agnes Maria Schilling: „Ungefragt!“) immer vom besonderen Augsburger Karriere-Sprungbrett und dem einzigartigen Flair. Sie schließen sich den Glückwünschen an!