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Konzerte: Mozarts Don Giovanni auf eine spezielle Art

Konzerte

Mozarts Don Giovanni auf eine spezielle Art

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    Nathalie Schmalhofer brillierte bei den Fronhof-Konzerten.
    Nathalie Schmalhofer brillierte bei den Fronhof-Konzerten. Foto: M. Hochgemuth

    Leopold und Wolfgang Amadé, da war doch etwas? Das Verhältnis zwischen Vater und Sohn Mozart litt immer wieder, nicht nur weil Wolfgang musikalisch als Freigeist galt. Aber genau das machte letztendlich den jungen Querdenker und Pionier der Klassik unsterblich. Jugendliche Frische zeichnete dieses Jahr die Fronhof-Konzerte aus. Das Festival stand 2019 unter dem Motto „Vater und Sohn“ anlässlich des 300. Geburtstages von Leopold Mozart.

    Zwei junge Solisten ragten besonders hervor: Nathalie Schmalhofer und Sandro Roy. Die beiden haben einiges gemeinsam: Sie sind gebürtige Augsburger, spielen beide Violine und gelten in ihren Bereichen als große Nachwuchstalente. Schmalhofer, 1997 geboren, in der klassischen Violinliteratur und Roy, etwa drei Jahre älter, im Gypsy-Jazz.

    Am Samstagabend demonstrierte Nathalie Schmalhofer, warum sie 2018 beim Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Hochschulwettbewerb den Sonderpreis für die beste Interpretation gewonnen hatte. Ihre Version des Mendelssohn-Violinkonzerts op. 64 unter freiem Himmel war ein Ohrenschmaus. Hatte man als Zuhörer zu Beginn noch die Sorge, ob die Geigerin bei dem von ihr angeschlagenen Tempo kollisionsfrei durchhalten könne, wurde man bald eines Besseren belehrt: Ja – sie kann!

    Mit seiner aufmerksamen Begleitung bewies das SUK Symphony Orchestra aus Prag – längst eine feste Größe bei dem Augsburger Klassik-Open-Air –, warum es zu den europäischen Spitzenorchestern gehört. Lediglich ein bisschen mehr Romantik hätte dem eher in der Wiener Klassik orientierten Orchester gutgetan. Die Wärme und Emotion, die für eines der bekanntesten und wohl beliebtesten Violinkonzerte nötig ist, komplettierte dafür Schmalhofer mit ihrem ästhetischen Vibrato und lebhaften Ausdruck.

    Im zweiten Satz, dem Andante, zeigte die Violinistin in der Intonation eine weitere ihrer Stärken. Kein Wunder, dass das Publikum nach dem rasanten und spritzigen dritten Satz so lange klatschte, bis eine Zugabe von Schmalhofer folgte. Schließlich wurden die Zuhörer mit Paganinis Caprice Nr. 20 – wieder in einem Wahnsinnstempo – belohnt.

    Das Violinkonzert war bei der Orchestergala programmatisch eingebettet zwischen Leopold Mozarts D-Dur-Sinfonie und Auszügen aus Wolfgangs „Hochzeit des Figaro“. Sopranistin Juanita Lascarro von der Oper Frankfurt sprang kurzfristig für die erkrankte Camilla Tilling ein und überzeugte sofort mit ihrer grandiosen Stimme und Musikalität.

    Als sinfonisches Finale folgte Ludwig van Beethovens Sinfonie Nr. 5. Auch hier wieder: eine konservative, wenig dramatische Interpretation des Orchesters. Dafür wurde die „Schicksalssinfonie“ zu einer kurzweiligen Aufführung mit viel Leichtigkeit und Überlegenheit der Instrumentalisten. Dirigent und Mitorganisator Wilhelm F. Walz zeigte sich als stetiger, dennoch detailverliebter Antreiber. Auch eine konditionelle Meisterleistung von Walz und dem SUK Symphony.

    Die Mozart-Oper „Don Giovanni“ wurde am Freitagabend konzertant aufgeführt, fehlende Parts beschrieb Erzähler Jacques Malan vom Nationaltheater Mannheim. Das Konzert entwickelte sich so zur Mischung aus Hörspiel und traditioneller Oper. Sopranistin Marie Heeschen alias Donna Anna und Bariton Till von Orlowsky alias Don Giovanni stachen unter den acht Sängern besonders hervor: Heeschen mit ihrer Klarheit und von Orlowsky mit seiner Lockerheit. Bei den akustischen Gegebenheiten des Fronhofs waren insgesamt aber die Frauen stimmlich im Vorteil.

    Der Sonntag begann mit Gypsy-Jazz und einem Quintett mit bekannten Namen: Jazz-Geiger Roby Lakatos, Pianist Jermaine Landsberger, Bassist Joel Locher, Schlagzeuger Guido May und Nachwuchsstar Sandro Roy. Letzterer begann den Gig mit selbst geschriebenen Jazzvariationen zu Leopold Mozarts Burlesque und stahl im Verlauf des Konzerts dem Altmeister die Schau. Natürlich unbeabsichtigt, aber berechtigt. Roy ist sozusagen Lakatos’ musikalischer Ziehsohn und gerade auf dem besten Weg, den 54-jährigen internationalen Jazzstar musikalisch zu beerben. Viel Freude hatten die Zuschauer bei swingenden Improvisationen von Edith Piafs „La Vie En Rose“ und dem „Bolero“ von Django Reinhardt. Die Messlatte für die Fronhof-Konzerte 2020 ist jetzt noch etwas höher gelegt.

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