Gerald Fiebig und Franz Dobler gemeinsam auf der Bühne – mehr braucht’s da nicht. Selbst bei Dauerregen nicht. Gedichte und viel Seife und eine Batterie von Sprühflaschen erklären Solidarität mit der „Seiferei“ im Grand Hotel Cosmopolis, die seit 2019 Produkte einer selbst verwalteten Seifenfabrik aus Griechenland importiert und im Laden verkauft. Ebenfalls beworben wird die Arbeit des Flüchtlingsrats. Der hat an diesem „Liebe. Arbeit. Kampf. Musik“ betitelten Dichterabend im Brunnenhof des Zeughauses ebenfalls einen Tisch aufgebaut.
Franz Dobler: immer pointiert, aber nie wirklich böse
Und so ging’s los mit Thematischem zu Griechenland. Die beiden Autoren sind Träger des Augsburger Kunstförderpreises und lasen im Wechsel Werke verschiedener Schaffensphasen, vor allem aber aus ihren jeweils 2020 erschienen Gedichtbänden. In „Ich will doch immer nur kriegen, was ich will – Gedichte 1991-2020“ versammelt Krimiautor Franz Dobler die lakonischen, ironischen, überraschendsten Ergebnisse seines Nebenjobs als Lyriker. Das 50-köpfige Publikum erfuhr von immer pointiert, nie aber wirklich böse auf den Punkt gebrachten Begegnungen und Zugfahrten. Geschichten von einem Ich, das „zu viel raucht, zu viel trinkt und zu langsam stirbt“. Auch Bars, Clubs, Kinos, Theater und ein kurzer Rock sind wichtig – ein bisschen Macho, ein bisschen schwarz und immer politisch.
Autor, Experimental-Musiker und Abraxas-Chef Gerald Fiebig mit seinem neuen Gedichtband „motörhead klopstöck“ ist ein Sprach-Artist, der den Dadaismus beherrscht wie das Sonett und Binnenreime. Ohne Allüren, immer im lockeren Talk mit Dobler und zwischendrin im Spoken-Word-Modus nimmt er sein Publikum mit auf Spuren der US-Armee in Augsburg und zu Messerschmidt – „warum hab ich kein Messer mit“. Er taucht ein in die Geschichte der Popkultur und der gendergerechten Sprache. Alles kurzweilig-unterhaltsam, dabei nie oberflächlich und auf jeden Fall gut für eine zweite Auflage.