Wie ist Ihre Gemütsverfassung?
Sally du Randt: Zur Zeit ist meine Gemütsverfassung mit dem Wetter zu vergleichen – sehr wechselhaft! Es gibt viele Tage, an denen ich sehr optimistisch bin und denke, dass alles bald besser wird, und dann gibt es Tage, an denen ich mich frage, wozu man eigentlich noch versucht, künstlerisch weiter zu machen.
Woran arbeiten Sie gerade?
du Randt: Überraschenderweise arbeite ich zur Zeit an vielem, trotz Auftrittsverbot! Am Vordergrund stehen natürlich die Silvester/Neujahrskonzerte. Ich arbeite aber auch an der Oper „Il viaggio a Reims“ von Rossini, da die szenischen Proben Mitte Dezember anfangen sollten. Weiterhin habe ich auch einen Liederabend vorzubereiten für April 2021. Ansonsten arbeite ich auch noch an dem Programm für Opern-Galas, auch wenn es erst mal nicht stattfinden kann. Damit die Stimme einigermaßen fit bleibt, ist es notwendig, regelmäßig zu singen. Es hilft auch dabei, meinen Gemütszustand aufzuhellen! Dazu kommen noch meine Pflichten als Personalrätin, die auch für Abwechslung sorgen. Langweilig wird es nicht.
Welcher Verzicht schmerzt jetzt am stärksten?
du Randt: Als Sängerin fehlt mir natürlich sehr das Singen! Auch wenn ich weiterhin selber übe, ist es nicht dasselbe. Mir fehlt das Publikum, das Auftreten, die Bühne. Ich war seit mehr als acht Monaten nicht mehr in einer Oper auf der Bühne. Es ist schrecklich! Ich habe oft das Gefühl, die Verbindung zur Außenwelt verloren zu haben. Ich singe, weil ich Menschen dadurch hoffentlich eine Freude machen kann, und das ist nicht mehr möglich. Mir fehlt den Kontakt zu Freunden, Familie und Kollegen. Einfach die Freiheit, jemandem spontan zu besuchen oder einzuladen, ohne nachzudenken, umarmen zu können oder die Hand zu reichen.
Was gibt Ihnen Hoffnung?
du Randt: Hoffnung gibt es mir zu wissen, dass ich nicht alleine dastehe. Wir alle leiden unter der Pandemie. Vor allem die freiberuflichen Künstler. Ich habe viele Freunde und Kollegen die nicht wissen, wie sie es überleben werden. Da habe ich noch großes Glück, am Staatstheater engagiert zu sein. Wir Künstler sind aber nicht unterzukriegen! Wir versuchen, uns gegenseitig Mut und Hoffnung zu geben.
Was wünschen Sie sich für 2021?
du Randt: Ich glaube, das was jeder sich wünscht: dass Corona Geschichte wird; dass wir wieder die Freiheit haben, auszugehen und uns mit Menschen zu treffen; dass ich meine Familie in Südafrika ohne Probleme wieder besuchen darf; dass man wieder die Gesichter von Menschen sehen kann. Einfach das „C“-Wort nicht mehr zu hören!
Ihr Lebensmotto in der Corona-Krise?
du Randt: Optimistisch bleiben! Weiterhin meiner Berufung nachzugehen. Trotz allem versuche ich, das Schöne und Positive im Leben zu sehen und das zu schätzen, was ich als selbstverständlich genommen habe. Durch Corona hatte ich immerhin die Möglichkeit und Zeit, wieder Tennis zu spielen!
Noch eine kurze Empfehlung für andere...
du Randt: Mein Lebensmotto in der Corona-Krise ist eigentlich im großen Ganzen meine Empfehlung: Hauptsächlich optimistisch zu bleiben, zu versuchen das Beste aus der Situation zu machen. Ganz wichtig ist es verantwortlich mit der Situationumzugehen, den Regeln zu folgen, auch wenn es schwierig ist. Gesund zu bleiben!
Hier kommen Sie zu den weiteren Fragebögen unserer Serie:
- Alexandrina Simeon: Seit Monaten ein Kampf
- Anne Schuester und Sebastian Seidel: Wir fühlen uns mundtot gemacht
- Michael Moratti: "Bücher sind krisenfest"
- Stefanie Schlesinger: "Zwischen Ohnmacht und Trotz"
- Matthias Klösel: "Aufgeben ist keine Option"
- Daniela Kulot: "Augen auf und durch"