Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten
Feuilleton regional
Icon Pfeil nach unten

Lockdown-Fragebogen (6): Alexandrina Simeon: „Seit Monaten ein Kampf“

Lockdown-Fragebogen (6)

Alexandrina Simeon: „Seit Monaten ein Kampf“

    • |
    Alexandrina Simeon ist Jazzsängerin mit Wurzeln in Bulgarien.
    Alexandrina Simeon ist Jazzsängerin mit Wurzeln in Bulgarien. Foto: Iris Wagner

    Wie ist Ihre Gemütsverfassung?

    Alexandrina Simeon: Selbst als überzeugte Optimistin fällt es mir im Augenblick schwer, der Situation immer etwas Positives abzugewinnen. In den letzten Monaten habe ich einerseits die Vorzüge des World Wide Web noch mehr zu schätzen gelernt. Andererseits ist es für uns Kulturschaffende seit Monaten ein Kampf, es geht um unsere Existenz, egal, wie anpassungsfähig und -willig man selbst ist. Am Ende stehen die blanken Zahlen – und selbst der größte Optimist gerät ins Wanken.

    Woran arbeiten Sie gerade?

    Simeon: Als Musikerin bin ich daran gewöhnt, flexibel zu sein, mich an neue Situationen anzupassen, offen zu sein für die Welt und meine Mitmenschen. Ich habe also Online-Kurse besucht, mich mit Musikern aus aller Welt vernetzt und mich von ihrer Musik inspirieren lassen, aktuelle Musik- und Gesangs-Apps kennen gelernt, damit experimentiert und an neuen Konzepten gearbeitet, Livestreams musikalisch gestaltet und natürlich auch neue Songideen auf Notenpapier gebracht. Diese Aktivität werde ich beibehalten.

    Welcher Verzicht schmerzt jetzt am stärksten?

    Simeon: Mir fehlt am Ende des Tages diese besondere Energie, die beim gemeinsamen Musizieren auf der Bühne entsteht, der Austausch zwischen Publikum und Musiker, das unsichtbare Band, das uns allen – und zwar auf beiden Seiten – so viel Kraft und Inspiration gibt. Musik, Theater, Kunst und Kultur sind sehr wichtige Säulen der Gesellschaft, sie stehen für Identität, geistigen Reichtum und Freiheit, sie sind die universelle Sprache einer Gesellschaft, sie dokumentieren, transportieren Emotionen, Leidenschaft, gegenseitigen Respekt und klare Statements in alle Welt.

    Was gibt Ihnen Hoffnung?

    Simeon: Es ist schön zu sehen, dass trotz der aktuellen Situation viele Kulturschaffende neue Konzepte erarbeiten, Ideen austauschen, ihrer Kreativität Raum geben und unser aller Naturell entsprechend weiterhin neugierig bleiben.

    Was wünschen Sie sich für 2021?

    Simeon: Für 2021 wünsche ich mir, dass die Solidarität untereinander bestehen bleibt, wir uns gegenseitig unterstützen und Kraft geben.

    Ihr Lebensmotto in der Corona-Krise?

    Simeon: Der Realität ins Auge blicken und gleichzeitig den Blick über das weite Meer bis hin zum Horizont schweifen lassen.

    Noch eine Empfehlung für andere?

    Simeon: Für mich bedeutet diese Krise eine Chance, sich und die Welt in einem anderen Licht zu sehen, zusammenzustehen, die Leidenschaft für die Kunst und Musik weiterzutragen und gemeinsam in eine neue künstlerische Form zu gehen. Lassen wir uns von digitalen Konzepten inspirieren, die es in anderen Ländern der Welt schon länger gibt: Livestream-Konzerte gegen digitale Eintrittskarte, denen jeder von zu Hause aus beiwohnen kann.

    Hier kommen Sie zu den weiteren Fragebögen unserer Serie:

    Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden