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Friedensfest-Programm: Lachen bis zum Herzinfarkt

Friedensfest-Programm

Lachen bis zum Herzinfarkt

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    Das Ensemble Interkultur trat in der Kresslesmühle auf
    Das Ensemble Interkultur trat in der Kresslesmühle auf

    Es war intelligente, schrille, aber keine leichte Kost. Weder für die acht Darsteller noch fürs Publikum in der Kresslesmühle. Aber „Monodialoge. Es gibt kein Ende“ musste sein. Zu gut lässt sich in den absurden Szenen dieses Stücks – obwohl es ein ukrainisches ist – die aufkeimende Unsicherheit wiedererkennen, die auch in den europäischen Gesellschaften spürbar ist. Opulentes Sprechtheater mit reduzierter Bühne, dafür umso mehr Intensität im Spiel – so brauste das Theater Interkultur (Inszenierung: Ferdi Degirmencioglu, Petr Kuschmitz) in Mono- und Dialogen über die etwa 30 Zuschauer hinweg.

    Die mal gefühlvollen, mal in hartes Stakkato verpackten musikalischen Intermezzi hatte Pianist Petr Kuschmitz eigens für die Inszenierung komponiert und spielte sie live ein. 2012 wurden die aus 15 Szenen bestehenden „Monodialoge“ der Dramatikerin Anna Jablonskaja in Recklinghausen entdeckt und auf Deutsch uraufgeführt. Nur wenige mutige Theaterleute trauten sich und ihrem Publikum seither die zerfaserte, kommunikativ verwahrloste und zusammenbrechende Welt zu.

    In schneller Folge gespielt, ähneln die Sequenzen einer Revue verirrter, autistischer Charaktere, die – obwohl in Gesellschaft – jeder für sich auf einen Abgrund zulaufen. Wie die Frau, die statt zu schlafen, nachts lauwarmes Leitungswasser trinkt, um sich – die Knie angezogen – auf ihren Stuhl setzen und endlich lachen zu können. Einmal trank sie auch auf der Arbeit Wasser. Sie lachte bis zum Herzinfarkt. Der Notarzt kam, sie wurde wiederbelebt. Seither schlafe sie ausgestreckt wie alle anderen. So reihen sich von Szene zu Szene die Symptome der Apokalypse aneinander, bis zum Höhepunkt das Unvermeidliche eintritt: Alles geht in Feuer auf.

    Überzeugend gaben die Darsteller Jablonskajas orientierungslose Gesellschaft und ihre ich-bezogenen Individuen. Das Schaffen dieser zu Lebzeiten von der ukrainischen Opposition gefeierten Dramatikerin endete selbst katastrophisch. Sie starb 2011 bei einem Selbstmordanschlag eines 20-jährigen Dschihadisten auf einen Moskauer Flughafen. Sie wurde 29 Jahre alt

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