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Kunst: Die Augsburger Museen sind auf gute Freunde angewiesen

Kunst

Die Augsburger Museen sind auf gute Freunde angewiesen

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    Augsburg bewirbt sich zwar mit seinem System der Wasserwirtschaft um den Titel des Weltkulturerbes. Doch ihre Kunstsammlungen lässt die Stadt seit Jahren auf dem Trockenen sitzen – zumindest was Geld für Neuerwerbungen angeht. Der Ankaufsetat der Augsburger Kunstsammlungen beträgt 0 Euro.

    Dass die Museen dennoch ihrem Auftrag der Sammlungstätigkeit nachkommen können, ist privaten Sponsoren zu verdanken. Stiftungen und Mäzene helfen aus, gelegentlich auch Künstler selbst, indem sie generös ein Werk schenken. Die verlässlichste Unterstützung der Museen aber kommt seit vielen Jahren von einem Verein – den „Freunden der Kunstsammlungen Augsburg“. Die Mitglieder ermöglichen über ihre Beiträge Ankäufe von Kunstwerken – ob nun altes Silber aus Augsburger Werkstätten oder zeitgenössische Fotografien.

    Der Förderverein ist  aufgeschlossen für die Gegenwartskunst

    Die Freunde der Kunstsammlungen haben inzwischen über 600 Mitglieder – ein Verdienst, das vor allem dem Friedberger Herbert Scheel zugeschrieben wird, der den Förderverein seit einem Jahrzehnt führt und es geschafft hat, die Mitgliederzahl zu verdreifachen. In den vergangenen beiden Jahren haben die kunstsinnigen Leute um Scheel das H2 – Zentrum für Gegenwartskunst im Glaspalast „beglückt“.

    Mit Ankäufen von acht Werken zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler hat der Verein das Profil der städtischen Sammlungen jüngst bereichert. Für H2-Leiter Thomas Elsen sind das nicht nur wertvolle Erweiterungen der Bestände. Weil die Werke aus den Bereichen Fotografie, Videokunst, Zeichnung und Malerei alle Bezüge zur Ausstellungstätigkeit haben, sind sie auch so etwas wie ein Spiegel des Gesehenen. Mit Potenzial übrigens: Einiges von dem, was für die Sammlung des im Mai 2006 eröffneten H2 angekauft worden ist, hat sich im Marktpreis erheblich gesteigert. Elsen freut sich über die Aufgeschlossenheit des Fördervereins auch für Zeitgenössisches.

    In alter Tradition präsentiert das H2 seine Neuerwerbungen nun wieder in einer eigenen Ausstellung mit dem Titel „Die Sammlung Neue Kunst IX“. Dabei werden die aktuellen Zugewinne in den Kontext älterer Neuerwerbungen gestellt und insgesamt 53 Arbeiten präsentiert. Das Spektrum reicht von einem Gemälde des internationalen Kunststars Per Kirkeby, der 2018 gestorben ist, bis zu regional verwurzelten Künstlern wie Norbert Schessl, Christof Rehm oder Felix Weinold. Letztere haben ihre gezeigten Fotoarbeiten übrigens der Stadt als Schenkung überlassen.

    Mit Fotografien von Hamish Fulton, Andy Heller und Johanna Diehl können die Kunstsammlungen künftig Aspekte ihrer Ausstellungstätigkeit ebenso dokumentieren wie mit einem Video des Augsburgers Herbert Holzmann. Über die Ankäufe der Freunde der Kunstsammlungen ist nun auch ein Bild in städtischen Besitz gekommen, das 2015 im Rahmen der Großen Schwäbischen Kunstausstellung mit dem Kunstpreis ausgezeichnet worden war – das großformatige Ölgemälde „Stem“ von Kerstin Skringer. Die Namen der in der H2-Ausstellung vertretenen Künstlerinnen und Künstler spiegeln die Mischung wider, die Thomas Elsen anstrebt bei der Erweiterung der Sammlung. Werke aus Ateliers in der Region (wie z. B. von Natalija Ribovic oder Christian Hörl) hängen neben international durchgesetzten Namen wie Otto Piene oder auch Stefan Moses. Eine Ausstellung mit Bildern des 2018 gestorbenen Fotografen ist bis vor wenigen Wochen im H2 zu sehen gewesen. Eines der bekanntesten Motive daraus gehört nun ebenfalls der Sammlung des H2 – ein Porträt von Peggy Guggenheim. Moses’ Witwe hat dem H2 die Arbeit als Schenkung überlassen.

    Wer wissen will, welche zeitgenössische Kunst nun dank bürgerschaftlichen Engagements zum „Erbe“ der städtischen Kunstsammlungen gehört, kann sich bis 30. Juni im Glaspalast umsehen.

    H2, geöffnet Dienstag bis Sonntag, 10–17 Uhr

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