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Kultur und Corona: Wie Clubs und Hallen im Großraum Augsburg dem Lockdown trotzen

Kultur und Corona

Wie Clubs und Hallen im Großraum Augsburg dem Lockdown trotzen

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    Keine Bands, keine Partys: Das Spectrum in Augsburg hat, wie so viele andere Bühnen auch, coronabedingt seinen Betrieb eingestellt.
    Keine Bands, keine Partys: Das Spectrum in Augsburg hat, wie so viele andere Bühnen auch, coronabedingt seinen Betrieb eingestellt. Foto: Michael Hochgemuth

    Überall setzt die Pandemie den Kulturveranstaltern zu. Gersthofen zum Beispiel: Für dieses Jahr waren 250 Veranstaltungen in der dortigen Stadthalle geplant, durchgeführt werden konnten 100. Populäre Künstler wie Mathias Richling oder Django Asül haben ihre Auftritte bis zu drei Mal und jetzt endgültig in den Sommer des nächsten Jahres verschoben. Trotzdem sieht Kulturamtsleiter Uwe Wagner nicht schwarz. Er überließ die sonst bis zu 2000 Zuschauer fassende Halle im September und Oktober kurzfristig und unbürokratisch regionalen Musikern wie dem Harrycane Orchestra. Als öffentlich finanzierter Ort, so findet er, hatte die Stadt da eine Verpflichtung.

    Aber jetzt ist schon seit sechs Wochen wieder alles dicht. Langweilig? Nein, die 14 Mitarbeiter und unter ihnen besonders die fünf Techniker seien gut beschäftigt, so Wagner. „Wir haben eine neue Tonanlage installiert, die Stühle werden ausgetauscht, und die Beleuchtungsanlage bekommt ein Update“, sagt er.

    Der Kongress am Park nutzt die Ruhe zur Orgelsanierung

    Auch im Kongress am Park liegt nicht alles brach. Einzige Gesellschafterin der Betreibergesellschaft ist die Stadt Augsburg, die durchgehende Finanzierung ist also auch hier gesichert. Götz Beck, in Personalunion Geschäftsführer der Regio Augsburg Tourismus, managt Buchung und Geschäfte der ebenfalls 2000 Zuschauerplätze fassenden Kongresshalle. In der stillen Zeit konnte er ein großes Projekt angehen. „Wir lassen die Orgel sanieren und installieren einen neuen Spieltisch. Das wäre im laufenden Betrieb so schnell nicht möglich gewesen“, erklärt er.

    Natürlich sei es schwierig, aber insgesamt kam der Kongress am Park bisher sicher durch die Krise.Götz Beck fasst die wichtigsten Kennzahlen zusammen: Besucherrückgang um drei Viertel auf 44.000, Auslastung nur noch 41,5 Prozent (2019: 67 Prozent). Gefragt waren vor allem Räume für Meetings, Events und Tagungen. „Da macht sich die gute technische Ausstattung bemerkbar. Firmen aus der Region haben hier Tagungen und Betriebsveranstaltungen abhalten können, bei denen nur 20 Menschen anwesend, aber online bis zu 800 Teilnehmer zugeschaltet waren. Dieses Format ist neu und war gut nachgefragt“, so Beck. Der Umsatz bei Vermietungen sank trotz allem von 1,2 Millionen Euro 2019 auf 500.000 in diesem Jahr.

    Die Orgel im Kongress am Park wird gerade saniert.
    Die Orgel im Kongress am Park wird gerade saniert. Foto: Annette Zoepf

    Und die privaten Veranstaltungsorte? Milliardenprogramme sind aufgelegt, von denen es heißt: zu bürokratisch, zu langsam, am Leben vorbei. Michael Klein und Ufuk Aykurt betreiben seit 1997 das Spectrum. Pro Jahr machen sie etwa eine Million Umsatz mit insgesamt 100.000 Gästen auf Konzerten und Discoabenden. Mit normalerweise 800 zugelassenen Besuchern ist das Haus die zweitgrößte Location in Augsburg und spielt auch bayernweit bei den Topclubs mit. Jetzt ist seit März durchgehend zu. Keine Bands, keine Partys, keine Besucher. „Wir als Inhaber konnten über die Jahre Reserven bilden, Existenzängste haben wir nicht“, erklärt Michael Klein. Aber den vier Festangestellten, die jetzt in Kurzarbeit seien, fehle sowohl ein Teil des Gehalts als auch das abendliche Trinkgeld.

    Schlimm hat es die Bühnentechniker getroffen

    Vierzig 450-Euro-Kräfte hatten sie vor Corona. Die mussten sie entlassen, sagt Klein, manche hätten etwas Neues gefunden. „Schlimm hat es die drei soloselbstständigen Techniker getroffen, die den Bühnenbau machen. Sie sind jetzt in der Grundsicherung. Spät, erst im November, wurde ein Hilfsprogramm aufgelegt, das für diese Berufsgruppe Sinn macht und auch nicht auf die Grundsicherung angerechnet wird“, erläutert Klein.

    Als Unternehmen habe man sich in den letzten Monaten auf den Einbau einer neuen, sechsmal leistungsfähigeren Lüftungsanlage und auf die Hilfsprogramme konzentriert. „Wir sind ja in Deutschland in einer vergleichsweise sehr komfortablen Situation. Vielleicht waren die Hilfen nicht sofort passgenau, es gab ja keine Vorlagen für die Situation“, sagt er. Aber jetzt: 75 Prozent des November- und Dezember-Umsatzes aus dem vergangenen Jahr – das sei doch luxuriös. „Manche bekommen das nicht. Aber man muss halt sauber gearbeitet und gute Bilanzen haben“, erklärt Klein. Auch die vergünstigten Kredite für Modernisierungen und die „Überbrückungshilfe 3“ ab Januar hält er für gut durchdacht.

    In der Clubszene Bayerns, fügt er noch an, sei zudem eine Solidarisierung zu beobachten. So unterstützen sich in Augsburg zum Beispiel die Konkurrenten Spectrum und Musikkantine jetzt gegenseitig, vor allem im Umgang mit den Anträgen. Aykut und Klein sind sich sicher: Die Clubs wird es nächstes Jahr noch geben, und das Spectrum wird im September wieder öffnen.

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