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Konzertabbruch: Augsburger Künstler über Helge Schneider: "Eine sauarrogante Nummer"

Konzertabbruch

Augsburger Künstler über Helge Schneider: "Eine sauarrogante Nummer"

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    Helge Schneiders Absage beim Strandkorbfestival scheidet die Geister.
    Helge Schneiders Absage beim Strandkorbfestival scheidet die Geister. Foto: Siegfried Kerpf

    Helge Schneider spaltet seit Anbeginn seiner Karriere die Gemüter. Von Fans verehrt für seine Vielseitigkeit und seine Musikalität, begegnen ihm viele andere wegen seiner Albernheit mit Unverständnis. Nachdem Schneider am vergangenen Freitag seinen Auftritt beim Strandkorbfestival nach knapp 40 Minuten abgebrochen hat, waren auch unter seiner Anhängerschaft gespaltene Reaktionen zu hören. Erst innerhalb der Stadtgrenzen, dann bald im ganzen Land.

    Augsburger Schlagzeuger Herpichböhm: Kunst nicht mit Dienstleistung verwechseln

    Dabei war es vor Ort weniger kontrovers, wie es Tage später angesichts der Flut von Berichten und Kommentaren den Anschein machte. Valentin Metzger, Trompeter der Big Band Theory, hielt Schneiders Verschwinden wie viele andere Anwesende erst als Teil der Show und war dann „etwas bedröppelt“, als klar war, dass der Künstler tatsächlich nicht mehr auf die Bühne zurückkehren würde. Die Unmutsbekundungen vor Ort hielten sich in Grenzen und Metzger weiß, „dass es manchmal frustrierend auf der Bühne sein kann“, wenn die äußeren Umstände so gar nicht passen, „auch wenn viele dann zu Recht sagen: Dann zieh’ es doch einfach durch“.

    Für Schlagzeuger Tilman Herpichböhm, der auch die Sicht der Veranstalter kennt, ein Argument mit wenig Gewicht: „Ein Künstler sollte von den Auftrittsumständen nie in eine Situation gezwungen werden, wo seine Kunst nicht mehr funktioniert. Argumente wie ,er soll doch froh sein wieder auftreten zu dürfen‘ oder den Ruf nach Professionalität halte ich in diesem Fall für falsch und gehören ins Dienstleistungsgewerbe.“ Und Kunst sei laut Veranstalter Alexander Ratschinskij eben keine gewöhnliche Dienstleistung, entsteht sie doch „im fast magischen Moment in der Wechselwirkung zwischen Werk und Betrachtenden“.

    Nach dem abgebrochenen Auftritt von Helge Schneider gibt es auch Kritik am Strandkorbfestival

    Auch wenn manche Querdenker versuchten, die Vorkommnisse für ihre Sache zu vereinnahmen, Kritik übte Schneider an der Situation vor Ort, die eben jene Wechselwirkung nicht erlaubte. „Ein ständiger zwischen Künstler und Publikum kreuzender Strom an Menschen stört unweigerlich die Wirkung der Kunst. Daher finde ich es auch durchaus professionell von Helge, das Konzert abzubrechen, wenn er denkt, dass er dem Publikum nicht die Erfahrung bieten kann, die es erwartet und er bereiten möchte“, so Ratschinskij weiter.

    Rosinenpickerei in den Augen von John Garner-Stimme Stefan Krause: „Dieses ,das passt mir nicht heute, ich such’ mir was Schöneres aus‘ ist in Coronazeiten eine sauarrogante Nummer. Das sage ich als Helge-Fan und Künstler, der froh ist, wieder auftreten zu dürfen.“ Krause sieht einen massiven Mangel an Kommunikation zwischen Management und Künstler und fühlt mit dem Veranstalter, „der sich Mühe gegeben hat, unter diesen Umständen ein Konzept zu finden, das funktioniert“. Eine Kerbe, in die auch andere Musikerkollegen aus Augsburg schlagen.

    Herpichböhm findet es „schlimm, wie gegen Helge Schneider gewettert wurde“. Und er zollt, genauso wie Metzger, der nun gefundenen Lösung Respekt. Schneider habe erkannt, dass das Format für ihn nicht passe und verkündete so, dass seine weiteren Strandkorb-Auftritte abgesagt werden. Außerdem bekommen die Besucher ihr Geld zurück und der Künstler spendet zusammen mit dem Veranstalter 20.000 Euro an die Flutopfer im Westen Deutschlands.

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