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Konzert in Gersthofen: Haindling begeistert mit seiner Weltmusik

Konzert in Gersthofen

Haindling begeistert mit seiner Weltmusik

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    Haindling bei seinem Konzert in der Stadthalle Gersthofen.
    Haindling bei seinem Konzert in der Stadthalle Gersthofen. Foto: Andreas Lode

    Bayern, des samma mir“, schallte es mit Inbrunst durch die randvolle Stadthalle in Gersthofen. Es fehlten nur noch die Wunderkerzen mit waberndem Rauch, doch dafür ist das Haindling-Volk zu diszipliniert. Mitsingen, mit dem Meister hüpfen, sich schütteln und sogar schunkeln tun sie aber gern. Also die, die mögen. Die anderen müssen nicht – oder können in die andere Richtung schunkeln, eine Gegenbewegung auslösen.

    Denn mit denen, die alles hinterfragen und nicht so machen, wie es alle machen, hat er es immer schon gehalten, der Hans-Jürgen Buchner. Er ist Haindling. Die mit Vielseitigkeit glänzenden Musiker Michael Braun, Peter Enderlein, Michael Ruff, Reinhold Hoffmann und Wolfgang Gleixner natürlich auch. Aber das Herz und die Seele ist der Mann, der aus Leidenschaft mit Tönen experimentiert; Musik macht, die so unverwechselbar bayerisch ist wie die Doppeltürme der Münchner Frauenkirche.

    Haindling ist weit entfernt von Heimattümelei

    Mit dem Lied von der Paula, für die viel Geld das Allerschönste ist, dem Song vom depperten Depp und dem ewigen Lied ist Buchner der Musiker, der den Kultgeschichten von Franz Xaver Bogner eine bayerische Seelenmusik angeheftet, einen eigenen Tonfall mitgegeben hat. Musik, die meilenweit entfernt ist von Heimattümelei, auch wenn viel Bläserblech vorkommt.

    Buchner nennt die Dinge beim Namen. In Wackersdorf hat er die Gegner der Wiederaufbereitungsanlage unterstützt. Bei Gewerbegebieten am Waldrand graust es ihn. Über 70 ist er, der mit dem inzwischen zum Kult avancierten Haindling Kasperl T-Shirt auf der Bühne steht, auf Holzstöcke haut und damit wunderliche Rhythmen klopft. Einer, der Töne und die Natur und eigentlich auch die Leut’ ganz arg mag. Der sich über das einstimmige „Jawoll“ nach seiner Aufforderung „Leit, seids freindlich“ einfach nur freut.

    Bis in der Früh um fünf gehen ihm die Ideen nicht aus

    Er spielt wie nebenbei die neueste Erkennungsmelodie, die er für den neu aufgelegten Filmklassiker „Der Ochsenkrieg“ geschrieben hat, amüsiert sich über einen Fehlgriff in der Tonart und fängt entspannt von vorne an, als liege er auf einer Wiese in der Sonne – oder als sei er daheim im Studio, wo ihm bis in der Früh um fünf die Ideen nicht ausgehen. Da überlegt er sich dann, dass genau gegenüber auf der Weltkugel die Leute jetzt auch ins Bett gehen, wenn ihnen auf ihren Inseln die Häuser nicht wegen des steigenden Meeresspiegels weggespült werden.

    Auf der ganzen Welt wollte man Haindling schon hören und Haindling hat sich die Welt genau angehört. Deshalb klingt es überraschend asiatisch im Konzert mit dem Titel „Weltmusik und Klangzauber aus Bayern.“ Das Alphorn säuselt, die Tuba dröhnt, die Trompete schmettert, die Klarinette schmeichelt. Zweieinhalb Stunden ohne Pause feierte Haindling mit seinem Publikum in Gersthofen ein Fest der Lebensart, der Freude, der Bodenständigkeit.

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