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Konzert: Mit Mojo Six entlang der Route 66

Konzert

Mit Mojo Six entlang der Route 66

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    Drei von sechs: Stephan Holstein, Adi Weidenbacher und Martin Schmid (von links) beim Auftritt von Mojo Six im Annahof.
    Drei von sechs: Stephan Holstein, Adi Weidenbacher und Martin Schmid (von links) beim Auftritt von Mojo Six im Annahof. Foto: Mercan Fröhlich

    Nach einer guten Stunde war die These widerlegt, der gute alte Blues sei die ehrlichste Form der Musik. „Everyday I have the Blues“ singt Adi Weidenbacher im alten Bluesstandard der Sparks Brothers und grinst dabei, als hätte ihn am Morgen die Glücksfee höchstpersönlich wach geküsst. Beim Flunkern hat man ihn da erwischt, er ist nämlich gar nicht traurig, im Gegenteil. Auch den fünf anderen Musikern der Augsburger Blues- und Boogiederwische der Mojo Six kann es so schlecht nicht gehen, sonst würden sie nicht mit so viel Spaß in den Backen Klassiker wie Jimmy Reeds „You got me running“ oder „Route 66“ von Bobby Troup in den dank der entspannteren Auflagen deutlich besser als noch vor einer Woche gefüllten Annahof pusten.

    Die hohe Kunst des Stuhltanzes

    Das überträgt sich auf das Publikum, das aufgrund der Gefahr des erhöhten Aerosolausstoßes immer noch auf das Tanzen vor der Bühne verzichten muss. Doch das kann durch begeistertes Mitsingen kompensiert werden oder durch die hohe Kunst des Stuhltanzes, der ungefähr so aussieht, als würde man auf einer heißen Herdplatte sitzen und dabei einem Schwarm Hornissen ausweichen.

    „Route 66“ ist überhaupt ein Song, der wie gemacht ist für dieses vom Jazzclub veranstaltete Konzert im Rahmen der Sommerbühne. Es ist ein gut nach vorne gehender, allseits geschätzter Hit, der in der warmen Abendsonne die Sehnsucht nach dem Unterwegssein weckt. Angeblich führt dieser Highway von Chicago quer durch die Staaten bis nach Santa Monica, doch da täuschen sich die bekannten Kartendienste, denn in Wahrheit geht die Route von Weidenbachers Kiez, dem Jakobsviertel, bis nach Bergheim. Dort packte früher am Freitag Josef Holzhauser seine Gitarre aus, um wenige Stunden später dem nach Livemusik lechzenden Publikum vor Augen zu führen, dass auch die Fuggerstadt einen Eric Clapton hervorbringen kann.

    Spielen und zugleich stimmen, und alles blitzsauber

    Dessen Spitznamen „Slowhand“ machte Holzhauser vor allem bei den lang gehaltenen und sauber gezogenen Tönen in langsamen Bluesstandards alle Ehre. Schnell spielen kann er ebenfalls, und selbst während eines Solos kurz eine Saite nachzustimmen, ohne einen schiefen Ton zu produzieren, ist für das Gitarrenurgestein ein Leichtes.

    Auf dem Weg nach Bergheim läuft die Route 66 noch an vier weiteren neuralgischen Punkten entlang. Aus Oberhausen bringt Stephan Holstein am Altsaxofon seine melancholischen „So ist das Leben“-Soli und den warmen Holzklang seiner klagenden und tröstenden Klarinette mit. Und in der Firnhaberau erlernte in einer verborgenen Honky-Tonk-Bar Pianist Daniel Eberhard an Jazzpiano und Schweineorgel das ABC der traditionellen nordamerikanischen Musik. Über Schlagzeuger Walter Bittner muss man keine Worte mehr verlieren, er brachte vor langer Zeit vom Rhein den Beat zum Pfannenstiel und freut sich sichtlich, mit den Domviertler Martin Schmid einfach mal ganz gerade Grooves zu spielen. Dieser bewies sich aufs neue als überragender Frontmann am Bass und als Sänger.

    So kamen die sechs zusammen, um den Größen des Blues zu huldigen und das Leben zu feiern. Der Annahof dankte es ihnen mit ehrlichem Jubel.

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