Am Freitag gab es ein besonderes Gastspiel im Kongress am Park – eines, das eigentlich ein Heimspiel war. Die alljährliche Konzert-Tournee von Klassik Radio machte erneut Halt in der Fuggerstadt, unweit vom Firmensitz im 35. Stock des Hotelturms. Klassik Radio ist europaweit einer der größten privaten Radiosender und zudem eine der wenigen börsennotierten Firmen in der Stadt. Die Konzertreihe „Klassik Radio live in Concert“ ist das Aushängeschild des Senders. Gespielt wird fast ausschließlich Filmmusik unter der Leitung des Filmkomponisten und Arrangeurs Nic Raine. Der Brite ist zusammen mit dem „City of Prague Philharmonic Orchestra“ unterwegs, einem Orchester, das sich auf den markanten Hollywood-Sound spezialisiert hat und bereits für zahlreiche Filmmusikeinspielungen gebucht wurde. Es ist unter dem Namen „Klassik Radio Pops Orchestra“ das Haus- und Hof-Orchester des Senders.
Die Zuschauer wurden in der ausverkauften Halle Zeugen eines atemberaubenden Musik-Highlights. Für jeden Filmmusikfan war etwas dabei: von Science-Fiction-Blockbustern über Hollywood-Dramen, Superhelden-Verfilmungen zu emotionaler, weihnachtlicher Filmmusik. Klassik-Radio-Moderatorin Svenja Sellnow führte charmant und schlagfertig durch den Abend, Maestro Nic Raine gab sich humorvoll und erzählte von Weihnachtstraditionen auf der Insel. Er ist eine liebenswerte, bodenständige Persönlichkeit, zurückhaltend – auch in seinem Dirigat. Hatte der Meister am Pult in den ersten Stücken noch etwas Mühe, das Orchester zusammenzuhalten – zugegeben der Kaltstart, darunter ein rasantes Medley von „Star Trek“, war für das Orchester äußerst anspruchsvoll – traten die Musiker bald in eine eindrucksvolle Symbiose, welche das Prädikat „weltklasse“ verdiente.
Hollywoodreif - die Bläser
Allen voran seien die Blechbläser genannt. Die Hörner erzeugten einen unfassbar voluminösen Sound, obwohl sie nur zu viert waren. Die drei Trompeter legten mit ihrem druckvollen Ansatz eine herausragende Performance ab – hollywoodreif. Das tiefe Blech sorgte für düstere Gänsehaut-Momente. Die beeindruckende Lichtinszenierung und Videoprojektionen taten ihr Übriges.
Besonders gefallen hat die Musik zu „Stardust“ von Ilan Eshkeri, einem Klang-Konvolut aus lyrischen Holzbläsern, aggressiven Marcatos und Tremolos in den Streichern mit einem bombastischen Finale. Zuvor wurde „Die fabelhafte Welt der Amélie“ gespielt. Wenn es um Filmmusik geht, darf Hans Zimmer nicht fehlen. Seine Musiken zur Netflix-Serie „The Crown“ und dem Blockbuster „Dunkirk“ sind dem „Klassik Radio Pops Orchestra“ wie auf den Leib geschrieben. Die Superman-Suite von Altmeister John Williams wurde zum Schmankerl: Zuerst harmonisiert Williams das Seitenthema einmal quer durch den Quintenzirkel, ehe er in das Hauptthema, das unverkennbare Blechbläser-Motiv, überleitet. Weihnachtlich wurde es zur Musik von „Tatsächlich…Liebe“. Die Zuschauer honorierten nach 21 Stücken das über zweieinhalbstündige Musikerlebnis mit langem Applaus. Eine Show, von der man noch lange schwärmen kann.