Die evangelische Heilig-Kreuz-Kirche dürfte gut und gerne als zweite Barockgalerie in Augsburg durchgehen. Dies wird deutlich im neuen Kirchenführer des Anton H. Konrad Verlages, der von dem Augsburger Historiker Wolfgang Wallenta geschrieben wurde (64 Seiten, 5 Euro). Ein Schwerpunkt liegt auf der Beschreibung des reichen Bildprogramms, das diese Kirche auszeichnet. Hier sind Ölgemälde vieler bedeutender Meister des 16. bis 18. Jahrhunderts versammelt. Wallenta sprach von einigen Neuentdeckungen in der Forschung. So seien etwa die prächtigen 18 Emporenbilder lange Zeit Matthäus Gundelach zugeschrieben worden – was nicht ganz stimmen könne – denn zum Zeitpunkt ihrer Entstehung Anfang des 17. Jahrhunderts wäre Gundelach, so Wallenta, „ein Greis von 88 Jahren gewesen“. Jetzt wisse man, dass von Gundelach zwar die Entwürfe stammen, gemalt hat sie aber Matthäus Strasser.
Königin Christina sah Hl. Kreuz nur von außen
Eine ähnliche Neuentdeckung hat der Historiker im Altarraum von evangelisch Heilig Kreuz gemacht: So sei das Fresko rund um die Uhr, das u.a. den antiken Gott der Zeit, Chronos zeigt, keine Arbeit von Johann Georg Bergmüller, wie man es bisher annahm, sondern von Johann Georg Wolcker, „einem Großmeister des 18. Jahrhunderts“. Bei der Beschreibung des Gemäldes „Auferstehung Christi“ im Altarraum hob Wallenta seinen Schöpfer, den Augsburger Johann Ulrich Mayr hervor – interessant sein Hinweis, dass man in der Fachwelt seit geraumer Zeit darüber diskutiere, ob nicht auch das weltberühmte Rembrandt-Gemälde „Der Mann mit dem Goldhelm“ von Mayr stammt, der in den Niederlanden bei Rembrandt ausgebildet worden ist.
In einem ersten Teil des Kirchenführers beschreibt Wallenta die Entstehung von Gemeinde und Kirche Heilig Kreuz und ihre wechselvolle Geschichte. Er erwähnt u.a. Königin Christina, die anlässlich ihrer Reise von Schweden nach Rom bei ihrem Aufenthalt in Augsburg 1655 die neue Kirche zwar von außen gesehen habe, sie aber nicht betreten habe. Zur Errichtung der Kirche hatte Christina von Schweden mit einer hochherzigen Geldsumme maßgeblich beigetragen.
An ein Wunder grenze es, dass die Kirche, die immer wieder zweckentfremdet worden war, auch Krisenzeiten überstanden hat, meint Wallenta. So habe Heilig Kreuz während der napoleonischen Kriege vorübergehend als Lager für Heu, Stroh und Pulver gedient. 1805 seien hier 12000 Gefangene untergebracht worden, die sicherlich mit offenem Feuer hantiert hatten.