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Konzert: Großes Kino der Klänge mit dem Ärzteorchester

Konzert

Großes Kino der Klänge mit dem Ärzteorchester

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    Komponist und Solist zugleich: Wolfgang Tressel beim Ärzteorchester-Konzert im Parktheater.
    Komponist und Solist zugleich: Wolfgang Tressel beim Ärzteorchester-Konzert im Parktheater. Foto: Fred Schöllhorn

    Es muss nicht immer Barock sein. Diesmal verbreitete das Augsburger Ärzteorchester mit einem ungewöhnlichen Projekt adventliches Flair. Nach der Marc Antoine Charpentiers „Te Deum“ entnommenen Europahymne sorgte Wolfgang Tressel für vorweihnachtliche Stimmungen. Der Konzertmeister brillierte als Solist, Arrangeur und Komponist. Im ausverkauften Kurhaus erklangen unter Christian Echls Leitung Tressels Visionen großer Kinomusik von Ennio Morricone und seine eigene „Irish Christmas“.

    Morricone! Wer denkt nicht an Sergio Leones Italowestern, für die der jetzt 91-Jährige mit spektakulären Tonbildern das Gefühl lauernder Gefahr hervorrief – die Rächermelodie der Mundharmonika aus „Spiel mir das Lied vom Tod“ oder der Geierschrei für die „Zwei glorreichen Halunken“. In seiner „Hommage an Ennio Morricone“ aber, einer Suite für Violine und Orchester, war Tressel Klängen aus elf Filmen auf der Spur, die mit großem Atem Tiefe, Erinnerungen oder magischen Momente beschworen. Da entfaltete sich eine Aura des Meditativen, der Sehnsüchte; das passte zur Adventserwartung. Natürlich wurde dem „Lied vom Tod“ gehuldigt, mit dem epischen Hauptthema, ebenso der ähnlich weiten Erzählgeste aus Leones „Es war einmal in Amerika“.

    Wolfgang Tressels Leistung ist bewundernswert

    Morricone verhalf unterschiedlichsten Genres zum akustischen Zauber. Herausragend etwa wurde die bittersüße Poesie von Giuseppe Tornatores „Cinema Paradiso“ klanglich eingefärbt. Es fehlten nicht die listigen Laute des Belmondo-Krimis „Der Profi“ oder die skurrile Motorik aus der TV-Reihe „Allein gegen die Mafia“. Diesen unterschiedlichen Tonlandschaften widmete sich Tressels Arrangement. Dazu muss man wissen, dass Morricone keinerlei Notenmaterial hergibt. Tressels Leistung, nur durch Hören des Tonträgermaterials Harmonieverläufe herauszulesen, sie einem Orchester (Streicher, Holzbläser, Keyboard) anzuvertrauen, ist bewundernswert. Die von ihm brillant gespielte Solovioline der Leitmelodien ist geschmeidig ins Orchester integriert. Das Publikum war begeistert.

    Aus dem musikalischen Grundstoff von einem Dutzend irischer Weihnachtslieder entwickelte Wolfgang Tressel eine eigene Komposition und fand dafür die Form sinfonischer Variationen für die „Irish Christmas“. Da wurden die verschiedenen Stimmungen dieser „Carols“ mit feinem Gespür weiterverarbeitet. Mit Drehleier-, Dudelsack- oder Musette-Anmutungen wurde der Folk integriert in ineinanderfließende thematischen Entwicklungen. Pastoral sich wiegende Dreier-Metren, überhöhte irische Tanzformen im barocken Duktus, Dur-Moll-Effekte erzeugten ein anspruchsvolles Klangbild. Der hier am Konzertmeisterpult sitzende Komponist erhielt großen Beifall wie auch Dirigent Christan Echl und sein klangschön artikulierendes Ärzteorchester.

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