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Gaswerkareal: Eine neue Heimat für Kreative entsteht

Gaswerkareal

Eine neue Heimat für Kreative entsteht

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    Tanja Wasser fühlt sich in ihrem neuen Atelier auf dem Gaswerksgelände wohl. Im April bekommt die Malerin neue Nachbarn, dann werden auf dem Gelände auch Bandprobenräume fertiggestellt sein.
    Tanja Wasser fühlt sich in ihrem neuen Atelier auf dem Gaswerksgelände wohl. Im April bekommt die Malerin neue Nachbarn, dann werden auf dem Gelände auch Bandprobenräume fertiggestellt sein. Foto: Jessica Stiegelmayer

    So grauweiß und unscheinbar dieser Flur im Gaswerkareal wirkt, so bunt und lebendig sind die Welten, die sich hinter den Türen verbergen – etwa die am Ende des Gangs. Was dem Besucher dort als Erstes ins Auge fällt? Ein Sitzmöbel, einst ein Koffer, mit quietschrosa Überzug, bevölkert von ebenso grellen Hunden, Blumen und Bäumen. Auf dem Fensterbrett teilen sich Töpfe voller Pinsel, Holzfiguren und Bücher den Platz, verstreut lehnen Bilder an der Wand. Und mittendrin steht Tanja Wasser an der Staffelei. „Ich habe mich schon ziemlich häuslich eingerichtet“, sagt die Malerin im hellblauen Pullover und einer mit Farbflecken übersäten Hose. Eigentlich sah es schon zwei Tage nach dem Umzug so aus wie heute, erzählt Wasser, während sie sich umschaut. Sie wollte ja gleich wieder loslegen, weiterarbeiten.

    Wie Wasser sind im Februar neun weitere Künstler auf das Gaswerk in Oberhausen gezogen. Mitten hinein in das alte Industrieareal mit Charme. Die Meisten kommen vom Kulturpark West auf dem Reese-Gelände, erklärt Barbara Friedrichs, Popkulturbeauftragte der Stadt, und gerade Ansprechpartnerin für alle mit Kartons beladenen Künstler. Jetzt, Anfang März, geht das große Umziehen weiter, bis 34 Kreative das neue Ofenhaus und das ehemalige Sozialgebäude mit Leben füllen. „Von Ölmalerei über experimentelle Kunstformen bis hin zur Fotografie sind alle Genres dabei“, freut sich Friedrichs.

    Überwältigt vom umgebauten Ofenhaus

    Nächste Tür, nächste Welt. „Es ist so was von fantastisch hier“, sagt Monika Sattler, umgeben von Etuis, Taschen, Schuhen und Jacken. „Ich bin wirklich glücklich, dass ich das bekommen habe.“ Die Acryldesignerin bemalt alles, was sich nicht bewegen kann, wie sie selbst sagt. Früher im Kulturpark, jetzt hier vor dem großen Fenster mit Blick auf das Gaswerkareal, ganz nah an der neuen Brechtbühne, der Übergangsspielstätte für das Staatstheater. Als sie das umgebaute Ofenhaus das erste Mal betrat, sei sie „geflasht“ gewesen, überwältigt von diesem Prestige-Objekt“, erzählt Sattler.

    Im April werden die Bands folgen, erklärt Friedrichs. Die Musiker kommen mit ihren Proberäumen in den östlichen Werkstätten und dem sanierten Reinigergebäude unter. Damit finden sich auf dem Gaswerkareal zukünftig rund 120 Kulturschaffende. Schluss ist damit aber noch lange nicht, ergänzt die Popkulturbeauftragte. Was den Stadtwerken Augsburg (swa) als Eigentümer und der Stadt sowie dem Staatstheater als Mieter vorschwebt? Ein kreatives Zentrum mit Künstlern, dem Theater, jungen Start-ups und Unternehmen aus der Kultur- und Kreativwirtschaft. Ein Ort, an dem Besucher auf Festivals gehen, auf Open-Air-Konzerte, und an Workshops sowie Atelier-Gesprächen teilnehmen.

    Tanja Wasser hat den Großteil ihres Raums mit einem Filzteppich ausgelegt. Vorsichtshalber, sie wolle ja nichts kaputtmachen, sagt sie. Das müsse sie gar nicht, entgegnet Jürgen Fergg, Pressesprecher der Stadtwerke. Er begleitet Barbara Friedrichs an diesem Vormittag auf dem Rundgang durch das Gaswerk. „Kleckse auf dem Boden oder eine Patina gehören bei einem Künstler doch dazu.“ Tanja Wasser und Monika Sattler haben ein Strahlen im Gesicht, wenn sie über ihre neuen Ateliers sprechen. Das gehe den anderen Künstler ganz ähnlich, erzählt Friedrichs. „Sie kommen hierher und umarmen einen erst mal.“

    Zum Hintergrund

    Auslöser für die Entwicklung des Gaswerkareals zum Kreativquartier war die Suche nach einer Interimsspielstätte für das Staatstheater Augsburg. Seit Januar 2019 ist dort die Brechtbühne im Ofenhaus untergebracht. Ein zweiter Baustein sind nun Atelier- und Bandprobenräume, die zu günstigen Konditionen an Kreative angeboten werden. Stadt und Stadtwerke wollen damit auch ein Ersatzangebot schaffen, da in diesem Jahr der Kulturpark West, in dem von 2007 an viele Künstler und Bands zuvor Räume gefunden hatten, geschlossen wird. Die Zwischennutzung der ehemaligen Reese-Kasernen-Gebäude läuft in diesem Jahr aus. Als dritter Baustein sind auf dem Areal junge Kreativ-Start-ups vorgesehen, die dort Büroräume finden sollen. Vom 20. bis zum 22. Juni findet auf dem Gaswerk-Areal erstmals das Modular Festival des Stadtjugendrings statt.

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