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Freilichtbühne: Jesus Christ Superstar: Rockband trifft auf Orchester

Freilichtbühne

Jesus Christ Superstar: Rockband trifft auf Orchester

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    Peter Granetzny (v.l.), Markus Guth, Marian Semm, Armin Wintermayr, Eugene Vishnevski und Ivan Demidov proben für „Jesus Christ Superstar“.
    Peter Granetzny (v.l.), Markus Guth, Marian Semm, Armin Wintermayr, Eugene Vishnevski und Ivan Demidov proben für „Jesus Christ Superstar“. Foto: Oliver Wolff

    An einem heißen Sommertag probt die Band "Abyss". Die Fenster sind geöffnet, die Jalousien geschlossen. Ein dumpfer, langer Basston ertönt. Die E-Gitarre beginnt mit einem markanten Motiv. Nun spielt das E-Piano eine sphärische Melodie. Darauf folgt eine rasante Gitarrenüberleitung, danach ein Tutti-Schlag auf die Eins. Der Drummer ruft „Zwei, drei, vier, fünf“. Der Taktwechsel funktioniert problemlos.

    An diesem Moment sollen später die Blechbläser der Augsburger Philharmoniker einsetzen. Nach mehreren Takten wilder Rhythmik kommt das, worauf alle warten: ein rockiger Groove der Band und später des Sinfonieorchesters. Es ist der Startschuss zur diesjährigen Freilichtbühnen-Inszenierung „Jesus Christ Superstar“. Die Rockoper von Andrew Lloyd Webber wird am Samstag, 29. Juni, Premiere feiern.

    Vor zwei Jahren den Intendanten kennengelernt

    Keine Rockoper ohne Rockband. „Abyss“ besteht aus dem Keyboarder Markus Guth, dem Leadgitarristen Eugene Vishnevski, Bassisten Marian Semm und dem Schlagzeuger Peter Granetzny. Hinzu kommen Armin Wintermayr und Sebastian Klein, sie spielen Rhythmus- und Akustikgitarre und werden sich bei den Shows abwechseln – terminbedingt, wie sie sagen. Man kennt sich und man kennt sie.

    „Abyss“ ist eine Ableitung von „A Band For Young Stages“. „Young Stage“ ist ein Augsburger Verein zur Förderung junger Bühnenkünstler, Guth und Granetzny sind dort Dozenten. „Wir haben vor zwei Jahren eine Show im Parktheater gespielt, dort war auch Intendant André Bücker zu Gast“, erzählt Guth. So kam für die Band der Kontakt zum Staatstheater zustande.

    Eine Herausforderung für die Band

    Als der Spielplan mit der Inszenierung von „Jesus Christ Superstar“ veröffentlicht wurde, machte es bei Granetzny sofort Klick im Kopf. „Marian und ich haben das ja schon zweimal in den Neunzigern gespielt“, erzählt der Schlagzeuger. Er habe daraufhin einfach beim Staatstheater angerufen, um zu fragen, ob eine Band schon besetzt wurde. Schnell wurde offiziell: „Abyss“ ist diese Band.

    Im Januar haben sie mit dem Dirigenten Ivan Demidov eine Aufnahme gehört und dazu die Partitur mitgelesen, um erste Absprachen zu treffen. Seit Februar probt die Band an den Stücken. „Wir haben uns in dieser Besetzung lange nicht gesehen“, sagt Guth. Schritt für Schritt haben sie sich nach vorne gearbeitet zu den großen Nummern. Für die Band sei es eine Herausforderung, dass nicht alles ausnotiert ist. Das lässt zwar Interpretationsspielraum zu, aber birgt auch eine Gefahr. „Sinfonieorchester und Rockband – das sind zwei Welten“, meint Semm.

    Eine freundliche Aufnahme von dem Orchester

    Guth sagt, es sei wie einen großen Tanker zu fahren, man müsse sich vorher genau überlegen, welchen Kurs man nimmt. Gut, dass Demidov in dieser Sache ein erfahrener Kapitän ist. „Wir haben mit Ivan einen Dirigenten, der möchte, dass es richtig rockt“, schwärmt Granetzny. Da die Augsburger Inszenierung auf Deutsch ist, müsse das Tempo allerdings leicht nach unten angepasst werden – der Artikulation wegen.

    Einige Male probte die Band mit Demidov in der Ballett- und Tanzakademie Daniel Záboj. Kürzlich folgte die Zusammenkunft mit den Augsburger Philharmonikern. Für Granetzny ein besonderes Erlebnis: „Das Orchester hat uns total freundlich aufgenommen und von Anfang an als Kollegen akzeptiert.“ Bei den Proben habe es nur vereinzelt Abbrüche gegeben, um Details zum Tempo oder den Einsätzen zu besprechen.

    Die Band wird irre Kostüme tragen

    Die intensive Arbeitsphase zuvor in der Fünfergruppe hat sich also ausgezahlt. Ein Problem sei allerdings die Lautstärke gewesen. „Im Orchesterprobensaal war es nicht möglich, in der späteren Bühnenlautstärke zu spielen.“ Auf der Freilichtbühne wird die Band etwas abseits des Orchesters auf der Bühne platziert sein – mit Blickkontakt zum Dirigenten via Bildschirm.

    Ein Detail zur Inszenierung verrät Granetzny bereits im Voraus: „Wir von der Band werden total irre Kostüme tragen. Wir sind den Hohepriestern zugeordnet.“ Für ihn selbst seien die Probenabläufe mit dem Orchester bisher vollkommen neu gewesen, Anfang, Pause und Ende der Proben – alles ist auf die Sekunde genau geplant. Ihre Bandproben dagegen dauerten immer solange, bis das jeweilige Stück problemlos durchlief, auch wenn dafür manchmal vier, fünf Stunden nötig waren, erzählt der Schlagzeuger und lacht.

    Die Premiere von Andrew Lloyd Webbers „Jesus Christ Superstar“ findet am Samstag, 29. Juni, um 20.30 Uhr auf der Freilichtbühne statt und wird bis 28. Juli insgesamt 22 Mal dort gespielt.

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