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Festival: Sommer am Kiez: Bei dieser Musik fällt Stillsitzen nicht leicht

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Sommer am Kiez: Bei dieser Musik fällt Stillsitzen nicht leicht

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    Aus Sicht des Publikums war das Auftaktkonzert vom „Sommer am Kiez“ ein voller Erfolg, obwohl einiges anders war als bei einem herkömmlichen Punkkonzert.
    Aus Sicht des Publikums war das Auftaktkonzert vom „Sommer am Kiez“ ein voller Erfolg, obwohl einiges anders war als bei einem herkömmlichen Punkkonzert.

    In der Punkszene kursiert die Faustregel, dass ein Konzert gut war, wenn beim Rausgehen die Ohren klingeln. Diesen Test hat der erste Abend von „Sommer am Kiez“ auf jeden Fall bestanden. Das Festival findet bereits zum fünften Mal statt. In diesem Jahr nicht wie sonst auf dem Helmut-Haller-Platz vor dem Oberhauser Bahnhof, sondern auf dem geräumigeren Gaswerkgelände. Dennoch hatten Punkfans aus der ganzen Republik den Weg zum Festivalgelände gefunden. Dort spielten zum Auftakt die Bands Dritte Wahl und Massendefekt.

    „Sommer am Kiez“ findet dieses Jahr unter einem strengen Regiment von Corona-Regeln statt. Statt einer leeren Fläche zum Tanzen und Pogen (für Nichtpunkfans: sich gegenseitig zur Musik anrempeln) musste man den Konzerten von Biertischen lauschen, von denen man eigentlich nicht aufstehen sollte. So sollte Gruppenbildung verhindert und eine etwaige Ansteckung unter Kontrolle gehalten werden. Wer seinen Tisch verließ, um Getränke zu holen oder die Toilette zu besuchen, musste Maske tragen. Kontrolliert wurde das Einhalten der

    Gitarren dröhnen, Sänger grölen

    „Ich weiß nicht, wie wir das mit den Biertischen machen sollen“, verkündete Massendefekt-Sänger und Gitarrist Nico Jansen. Seine Erwähnung des Stehverbots sorgte für lautes Buhen. Dennoch überwog die Freude: „Für uns ist es das erste größere Konzert seit langem. Es ist schön, wieder in Gesichter zu gucken und vor Menschen zu spielen“, rief er in die Menge. Eingerostet waren die Musiker von Massendefekt jedoch nicht. Die Gitarren dröhnten zum gegrölten Gesang, wie beworben; die Melodien waren simpel, laut und mitsingtauglich mit einem Drive, bei dem das Stillhalten schwerfiel.

    Endlich wieder vor leibhaftigem Publikum auftreten: Die Band Massendefekt freut es sichtlich.
    Endlich wieder vor leibhaftigem Publikum auftreten: Die Band Massendefekt freut es sichtlich. Foto: Michael Hochgemuth

    An das Stehverbot hielt man sich in den ersten Reihen schon zu Beginn der Show nicht mehr, dennoch blieb jeder Tisch weitgehend für sich. Zu Beginn der Vorstellung war die Stimmung noch etwas verhalten, doch je länger die Band spielte, desto mehr nahm das Publikum an Fahrt auf. Den Schluss- und Höhepunkt der Performance bildete „Wellenreiter“, der bekannteste Song von Massendefekt. Nach diesem stand wohl auch den meisten Fans der Sinn, da das Lied während des ganzen Sets lautstark gefordert wurde. Umso besser gefiel es dem Publikum, als der Bitte endlich nachgekommen wurde.

    Nachdem das Gaswerkareal angemessen aufgewärmt war, betraten Dritte Wahl die Bühne. Das anfangs disziplinierte Publikum nahm die Corona-Regeln nun etwas lockerer, sodass die Sicherheitskräfte vereinzelt Rudelbildungen auflösen mussten. Anders als Massendefekt und vielleicht auch deswegen betonte die Rostocker Band, wie wichtig die Corona-Regeln seien.

    Hommage an einen Verstorbenen

    Sänger und Bassist Stefan Ladwig sei stimmlich weiterhin ein wenig angeschlagen, verkündete Gitarrist Gunnar Schroeder: „Dann müssen wir auch mal einen dritten Ton spielen.“ Die beeinträchtigte Stimme merkte man ihm allerdings nicht an. Auch bei seinem röhrenden Gesang sah er sich nicht gezwungen, Kompromisse einzugehen. Besonders beliebt war „Runde um Runde“, ein Song, der dem 2005 verstorbenen Sänger Frank „Bush’n“ Busch gewidmet ist, der mit 35 Jahren dem Magenkrebs erlegen war. „Wir trinken immer noch auf dich“, heißt es im Refrain des Liedes. Spätestens bei „25 Cent“, einem Lied über Menschen, die zum Überleben Pfandflaschen sammeln müssen, lag das Publikum sich dann doch in den Armen.

    Der „Sommer am Kiez“ läuft noch bis zum 21. August. Bis dahin spielen auf dem Gaswerkareal jedes Wochenende Bands aus den Bereichen Punk, Folk und Reggae. Darunter die deutschlandweit bekannten Acts Betontod, Sondaschule, Knorkator und Versengold.

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