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Mozartfest für Kinder: Ein Traumtor in F-Dur

Mozartfest für Kinder

Ein Traumtor in F-Dur

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    Fußball und Musik passen gut zusammen, stellt Wally (Isabel Kott) fest, als sie Wolfgang Amadeus trifft.
    Fußball und Musik passen gut zusammen, stellt Wally (Isabel Kott) fest, als sie Wolfgang Amadeus trifft. Foto: Frauke Wichmann

    Kling, Klang Gloria… und Tooooor! Mit einem Volltreffer eröffnete am Sonntagvormittag das dritte Augsburger Mozartfest für Kinder: Die Kammeroper München war mit dem szenischen Konzert „Wolferl hat keine Zeit“ zu Gast und lockte bei schönstem Sommerwetter 50 junge Musik- und Fußballfans ins Textil- und Industriemuseum (tim).

    Als „vergnügliche Begegnung zwischen Mozart und dem Fußball“ angekündigt, ließ die Veranstaltung bei Erwachsenen alle Anachronismus-Warnglocken schrillen, schließlich wurde das Spiel mit dem runden Leder – zumindest nach unseren modernen Regeln – erst 1848 und damit 57 Jahre nach Mozarts Tod in England erfunden. Und ob die Salzburger Kinder Mitte des 18. Jahrhunderts die aus China und Mittelamerika stammenden Vorläufer des populären Sports kannten?

    Stücke, die Mozart als Kind komponiert hat

    Egal, als Köder für Freude an klassischer Musik darf auch der Fußball herhalten. Mehrere Jungs waren gleich in Trikots ins tim gekommen und mit den ersten Tönen verwandelte sich der elterliche Unfug-Alarm in pures Hörvergnügen: Christiane Steffens (Querflöte), Ruth Gimpel (Fagott), Christophe Gördes (Klarinette) und Dominik Wilgenbus (Hammerklavier) spielten Stücke, die Mozart ungefähr im Alter der jungen Zuhörer, also im Vor- und Grundschulalter, komponiert hatte.

    Vater Leopold hatte eigens dafür Platz in den Notenheften gelassen, die er seinen Kindern Nannerl und Wolferl mit Übungsstücken anderer zeitgenössischer Komponisten gegeben hatte. Viele der Stücke haben daher nur Bezeichnungen wie „Allegro“ oder „Menuett“ – sind aber schon unverkennbar Wolfgang Amadé und wurden von den Kammeroper-Musikern mit einer Mischung aus Spielfreude, Leichtigkeit und Präzision vorgetragen, die einem Kinder-Musikfest gut ansteht.

    Wolferl hat nie Zeit

    Ausgewählt hatte Wilgenbus sie, um die Geschichte von Wally (gespielt von Isabel Kott) erzählen zu können: Die ist die beste Fußballerin ihrer Zeit, kann super dribbeln und „Liverpool“ buchstabieren, aber trifft eines Tages den Jungen vom Hoftor gegenüber am Kopf. Das ist der kleine Wolferl, der prompt Wallys Ball mitnimmt. An den wieder ran zu kommen, ist gar nicht so leicht, denn Wolferl hat nie Zeit: Mal vertröstet Nannerl sie, der Wolferl müsse jetzt gerade Klavier und dann Geige üben, mal schickt Vater Leopold sie weg, weil der Filius ein kleines Klavierstück komponiere (das dauere so eine halbe Stunde), oder doch ein Klavierkonzert (da müsse Wally sich länger gedulden) – oder gar eine Oper und Wally kann Weihnachten erst ihren Ball zurück holen.

    Da wird es der kecken Göre zu bunt. Mittlerweile hat sie an der Tür der Mozarts genug gehört: Dank Wolferl hat sie nun Musik im Kopf, so wie er wegen ihr den Ball am Kopf hatte. Zeit für eine Zusammenarbeit! Sie schleicht sich in die Wohnung und gemeinsam erfinden die beiden ein „Fußball-Konzert“ in drei Sätzen: „Anpfiff und Abseitsfalle in A-Dur“, „Grässliche Grätsche in g-Moll“ und „Fieses Foul und Traumtor in F-Dur“. Die Kinder hatten Spaß an der rasanten Musik und dem Spiel mit einem aufblasbaren Fußball, die Erwachsenen amüsierte das „Handspiel von Händel“ oder dass Papageno nun Bälle anstatt Vögel fängt.

    Ein Vergnügen für Klein und Groß

    Überhaupt ist es der gelungene Zusammenklang von Musik, szenischem Arrangement und intellektueller Feinsinnigkeit, der „Wolferl hat keine Zeit“ zum Vergnügen für Klein und Groß macht. Einziges Manko ist, dass Musik und Text an manchen Stellen zu sehr um die Aufmerksamkeit des Publikums konkurrieren. Aber sparsam eingesetzte Wechsel der Musiker ins Darstellerfach und Requisiten wie Schnur-Spaghetti, um etwa einen Mittagstisch bei Wallys Familie halb erzählerisch, halb pantomimisch zu zeigen, machen einfach Spaß anzuschauen und Isabel Kott in altmodischem grün-weißem Trikot spielt gegen jedes Klischee so enthusiastisch und selbstverständlich, dass man anfängt anzunehmen, Fußball-Mädchen müsse es mindestens seit Shakespeare gegeben haben.

    Eine tolle Eröffnungspartie für „Kling Klang Gloria!“ im JubiLeo-Jahr.

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