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Staatstheater Augsburg: Ein Crashkurs für Schülerinnen in klassischem Ballett

Staatstheater Augsburg

Ein Crashkurs für Schülerinnen in klassischem Ballett

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    Francisco Ruiz-Echarri Laguna und Johanna Drüszler tanzen vor den Schülerinnen des Maria-Theresia-Gymnasiums.
    Francisco Ruiz-Echarri Laguna und Johanna Drüszler tanzen vor den Schülerinnen des Maria-Theresia-Gymnasiums. Foto: Michael Hochgemuth

    Mit leichtem Gepäck – nämlich mit genau zwei mittelgroßen Koffern und einer großen Musikbox – reiste das kleine Tanz-Team der Augsburger Staatstheater-Pädagogik an, um in der Turnhalle rund 30 Schülerinnen aus zwei achten Klassen anstelle des Sportunterrichts einen kleinen Einblick in die eisige Winterwelt des aktuellen Ballettabends zu gewähren. Wie angekündigt, wird die Premiere des neuen Handlungsballetts, das Ballettchef Riccardo Fernando zu Franz Schuberts Liederzyklus „Winterreise“ schuf, Corona-bedingt seine Streaming-Premiere an diesem Samstag feiern.

    So ganz reibungslos lief der Start in diese pädagogisch wertvolle „Winterreise“ allerdings erst einmal nicht. Geschuldet den lauten Ballspielgeräuschen, die vom parallel stattfindenden Sportunterricht in der mit leichten Wänden abgetrennten Nebenhalle herüberdrangen, mussten Zuschauer und Akteure erst noch in die alte und wesentlich ruhigere Turnhalle umziehen.

    Performance mit Maske

    Liebeskummer, Winterlandschaft, das Gefühl des einsamen Wanderers, dessen Inneres aussieht wie ein zugefrorener Fluss, unter dessen Eisdecke es heftig brodelt: Diese Atmosphäre, die Theaterpädagogin Nicoletta Kindermann in ihrer kurzen Einführung heraufbeschworen hatte, war definitiv präsent bei den gespannten Schülerinnen, und die nötigen Requisiten und Kostüme sowie die Musikbox schnell wieder korrekt im Raum platziert. Endlich also konnte die eigentliche, rund 20 Minuten dauernde Tanzperformance (mit Maske) beginnen, bewusst ohne Musik und „in gehender Bewegung“. So nämlich überschrieb Schubert das Vorspiel zum ersten Lied „Gute Nacht“, in dem der Wanderer sein Fremdsein und seinen Abschied von der Heimat besingt.

     Francisco Ruiz-Echarri Laguna und Johanna Drüszler in der Turnhalle des Gymnasiums.
    Francisco Ruiz-Echarri Laguna und Johanna Drüszler in der Turnhalle des Gymnasiums. Foto: Michael Hochgemuth

    Francisco Ruiz-Echarri Laguna, ehemaliger Solist der Augsburger Company und jetzt Leiter der Spanischen Ballettschule an der Grottenau, hat diese „Winterreise“ für das aktuelle Tanz-Schul-Projekt choreografiert und sich dabei bewusst am Konzept, den Kostümen und natürlich der Musik von Riccardo Fernandos neuem Handlungsballett orientiert. Als wandernder Protagonist tanzt er darin gemeinsam mit Johanna Drüszler. Die Bewegungssprache ist expressiv, klar und modern, spiegelt eindringlich die emotionale Palette, die dieser getanzten, Wanderung musikalisch von Schubert (in der Orchestrierung durch Hans Zender) mit auf den Weg gegeben wird.

    "Jetzt werden wir ein wenig kreativer!"

    Wie eingespielt dieses Kofferballett-Team ist, das auch in den Vorjahren schon als Botschafter des Staatsballetts unterwegs war, wird auch im zweiten, dem Workshop-Teil der „Übung“ deutlich, in dem die Schülerinnen selber einen kleinen Crashkurs „Klassisches Ballett“ absolvieren. Zunächst geht es im Sitzen darum, die eigene Mitte zu spüren, die Beine und die Knie zu strecken und dann unter der Anleitung des versierten Tanzpädagogen zu erfahren, warum Tänzer immer „auswärts“ sind – also mit den beiden ganz nach außen gedrehten Füßen stehen und teils auch so gehen.

    Nach diesem Mini-Warmup forderte Ruiz-Echarri Laguna: „Werden wir jetzt ein wenig kreativer!“ Angeregt durch die Kofferreise der Tanzprofis durften sich die Mädchen jetzt selber zur Musik bewegen und zeigen, wie viel von einer Tänzerin in ihnen steckt. „Zeig Dich“ steht nämlich auf den Papiertüten, die jetzt als eine Art Ersatzkoffer verteilt wurden. „Findet vier verschiedene Arten, eure Koffertüten zu halten“, bittet Nicolette Kindermann. Das klappte teils ganz gut, bis diese Positionen dann mit rhythmischem Gehen im Takt kombiniert wurden … – aller Anfang ist echt schwer.

    Erst der Schulgong beendet dieses erste, dennoch motivierte Eintauchen in die komplexe und herausfordernde Welt des Tanzens, in der immer wieder die Wucht und das Potential von Emotionen zum Ausdruck kamen. Die „Ballettkoffer-Winterreise“ feierte an diesem Morgen des lokalen Shutdowns definitiv eine tolle Premiere und ist ab sofort auch von weiteren Schulen buchbar, auch als Teil des Musik- oder Deutsch-Unterrichts. Anfragen können per Mail an die Adresse theaterpaedagogik@staatstheater-augsburg.de gerichtet werden.

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