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Foto: Ulrich Wagner
Foto: Ulrich Wagner

Schon lange beschäftigt sich Heidrun Lange-Krach mit der reichsstädtischen Geschichte Augsburgs.

Porträt
08.10.2021

Die Ausstellungsmacherin Heidrun Lange-Krach

Von Rüdiger Heinze

Die Kunsthistorikerin Heidrun Lange-Krach hat für das Maximilianmuseum den Habsburger Kaiser in Szene gesetzt. Es gäbe für sie noch mehr zu tun

Geboren wurde sie in Wien, aber Augsburg, wohin sie jung an Jahren schon zog, hat ihr bereits einiges zu verdanken: neben der Mithilfe zur Neukonzeption der Dauerausstellung im Jüdischen Kulturmuseum (2006) zuletzt die Kuratierung zweier bedeutender Ausstellungen im Maximilianmuseum, die a) geboten höheren Anspruch stellten, als lediglich reichsstädtische Geschichte zu feiern, und b) diesen Anspruch auch beispielhaft erfüllten. Heidrun Lange-Krach, diese so beneidenswert kundige wie eloquente Kunsthistorikerin, hat 2019 die Schau „Maximilian I. – Kaiser, Ritter, Bürger zu Augsburg“ konzipiert und koordiniert – und, derzeit im Maximilianmuseum laufend, auch „Stiften gehen! Wie man aus Not eine Tugend macht“.

Dass die in Königsbrunn lebende, verheiratete Mutter eines Sechsjährigen die exakt passende Kunsthistorikerin für die Jahrzehnte zwischen Mittelalter und früher Neuzeit ist, ergibt sich schon aus ihrer Biografie und ihren Veröffentlichungen: Die Promotion an der Universität Augsburg hatte das sogenannte neue Gebetbuch Kaiser Maximilians I. zum Inhalt (2017, „summa cum laude“), und auch sonst verfasste sie zahlreiche wissenschaftliche Abhandlungen über Künstler und Persönlichkeiten dieser Zeit: Altdorfer, Hans Baldung Grien, Hans Burgkmair, Peter Flötner, Jonas Losch, Ulrich von Hutten und seine Autorenbilder, Konrad Peutinger und seine Kunstsammlung. Viel, sehr viel, nahezu alles hat mit Augsburg zu tun.

Heidrun Lange-Krach schaute alle bekannten Exemplare von Maximilians Gebetbuch an

Für ihre – mit zwei Preisen bedachte – Doktorarbeit (Wolfgang Ratjen/Mieczyslaw Pemper) schaute sich Heidrun Lange–Krach nicht nur alle bekannten Exemplare des neuen Gebetbuchs von Maximilian I. an, sondern fand auch bislang unbekannte Exemplare. Allesamt verglich sie Buchstabe für Buchstabe. Letztlich konnte sie die These stärken, dass im Gegensatz zum sogenannten alten, vollkommen individuell für Maximilian I. illustrierten Gebetbuch das neue Gebetbuch mit Drucken (und Randzeichnungen von unter anderem Dürer, Altdorfer, Cranach d. Ä., Jörg Breu d. Ä.) als frühester, überholter Probedruck für eines der Gedächtnisprojekte Maximilians zu betrachten ist. Im Übrigen hat Heidrun Lange–Krach am Kunstverständnis des Kaisers insofern gekratzt, als sie Konrad Peutinger als entscheidende Instanz für die Künstlerauswahl identifizierte.

Die Begeisterung für Augsburgs Geschichte ist Heidrun Lange-Krach geradezu ins Gesicht geschrieben, wenn sie sagt: „Augsburg ist für die Forschung eine wahre Fundgrube mit einer einzigartigen Überlieferung. Seit dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs gilt Augsburg als die bestdokumentierte Stadt Deutschland.“ Um dann nachzuschieben: „In meinem Heimatland Österreich würde sich eine Stadt mit breiterem Kreuz hinstellen, wenn sie eine solche Geschichte wie Augsburg zu bieten hätte.“ Und Lange-Krach verweist auf manches Thema, das in Augsburg dringend – und anschaulich – zu behandeln wäre: Burgkmair, Augsburger Bekenntnis 1530 …

Ihre befristete Stelle bei den Kunstsammlungen läuft aus

Stattdessen läuft für Heidrun Lange-Krach Ende Dezember die befristete Ausstellungsprojektstelle bei den Kunstsammlungen aus. Obwohl die Stadt für ihre mächtigste historische Epoche eine Schwerpunkt-Kunsthistorikerin wahrlich brauchen kann. Auch an der Universität, wo Lange-Krach Lehraufträge hat. Spätgotik und Renaissance sind das Kapital der Stadt. Insbesondere wegen dieses Kapitals ist Augsburg so bedeutend, spannungsvoll und immer beschäftigungswert. Weil aber ihr Vertrag ausläuft, schaut sich Heidrun Lange-Krach nun anderweitig um. Sie und ihr Mann sehen sich nicht an Augsburg gebunden.

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Wer stellt die Frage, ob man sie wirklich ziehen lassen sollte?

Die Ausstellung „Stiften gehen! Wie man aus der Not eine Tugend macht“ zum 500-jährigen Bestehen der Fuggerei und dem Augsburger Stiftungswesen im Maximilianmuseum läuft bis zum 28. November. Die Öffnungszeiten sind Di bis So von 10 bis 17 Uhr, am Do von 10 bis 20 Uhr.

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