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Konzert: Das Vokalensemble mit unglaublich viel Herzblut

Konzert

Das Vokalensemble mit unglaublich viel Herzblut

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    Prof. Alfons Brandl, sonst Dirigent des Augsburger Vokalensembles, war dieses Mal als Solist zu hören.
    Prof. Alfons Brandl, sonst Dirigent des Augsburger Vokalensembles, war dieses Mal als Solist zu hören. Foto: Carolin Ritter Hf

    Das Augsburger Vokalensemble gehört seit mittlerweile 42 Jahren zum festen Bestandteil der Augsburger Chorlandschaft. Damals gegründet von ehemaligen Mitgliedern der Regensburger Domspatzen, verfügen heute die etwa 40 Sängerinnen und Sänger über ein breites Repertoire – von der Renaissance bis zur Moderne. Alfons Brandl, renommierter Tenor aus Rehling, ist seit 2002 Leiter des Chors, welcher am Sonntag ein besonderes Konzert in der Freien Waldorfschule Augsburg gab. Doch dieses Mal war Brandl nicht der Dirigent, sondern Solist. Zusammen mit seiner kongenialen Gesangspartnerin Christa Maria Hell entführte er das Publikum in die Welt der Oper und Operette, das Augsburger Vokalensemble begleitete die Solisten zusammen mit der „Sinfonietta Waiblingen“ aus Baden-Württemberg – eine bemerkenswerte Leistung des Chors und Amateurorchesters unter der Leitung von Margret Urbig.

    Das zweieinhalbstündige Konzert begann mit Ausschnitten aus Mozarts Oper „Idomeneo“, passenderweise hatte Wolfgang Amadé Mozart genau an diesem Tag seinen 263. Geburtstag. Unmittelbar darauf zeigte der Chor mit Bizets „Marsch und Chor der Stierkämpfer“ seinen runden und voluminösen Klang, der später zu Ausschnitten aus Verdis „La Traviata“ noch mal getoppt wurde. Sopranistin Hell zeigte bei Bellinis „Casta Diva“ aus der Oper „Norma“ ihre dynamische Klasse und sorgte mit ihren Koloraturen für einen Gänsehautmoment. Ihre Wandlungsfähigkeit stellte Hell nicht nur bei der Wahl ihrer Kleider unter Beweis, ihre musikalische Interpretation war äußerst anpassungsfähig während der Musik-Zeitreise. Tenor Brandl ist zwar nicht der lauteste Tenor, dafür zeichnen ihn seine hervorragende Intonation und beeindruckende Leichtigkeit bei der Tonerzeugung aus – musikalisch phrasierend, ohne nachzudrücken. Dass Alfons Brandl Professor an der Nürnberger Hochschule für Musik ist und immer wieder mit großen Orchestern und Dirigenten auf der Bühne steht, verwundert nicht.

    Weniger Interesse als in Haar

    In der zweiten Hälfte hieß es: Bühne frei für die Welt der Operette mit den Highlights „Der Vogelhändler“ von Carl Zeller und „Die Fledermaus“ von Johann Strauß (Sohn). Das Publikum, auch wenn der Zuschauerraum recht übersichtlich gefüllt war, erhob sich. Schade, dass das Heimspiel des Augsburger Vokalensembles – im Unterschied zur Premiere im ausverkauften Bürgersaal Haar bei München – nicht das Interesse wecken konnte, welches es verdient hätte. Denn: Auch wenn die Musiker von Chor und Orchester „nur“ Semiprofis sind, dafür machen sie ihre Sache äußerst ambitioniert und professionell.

    Letztendlich tut es einem leid, wenn – unabhängig vom konkreten Konzert – das viele Herzblut der Laienmusiker auf scheinbar zu wenig Resonanz stößt. Das hat schon Cicero vor über 2000 Jahren erkannt: „Das Publikum schätzt diejenigen hoch und hebt sie in den Himmel, an denen es ausgezeichnete und eigentümliche Tugenden wahrzunehmen glaubt, während es diejenigen gering achtet, denen es keine Tüchtigkeit, keinen Mut, keine Energie zutraut.“ Immerhin waren die rund 70 Besucher, die gekommen sind, überaus begeistert. Zu Recht.

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