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Corona-Krise: Wie lässt sich die kulturelle Not in Augsburg lindern?

Corona-Krise

Wie lässt sich die kulturelle Not in Augsburg lindern?

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    Die Plätze im Martinipark bleiben bis 19. April leer.
    Die Plätze im Martinipark bleiben bis 19. April leer. Foto: Ulrich Wagner

    Die Stadt Augsburg soll für die Kulturschaffenden ein Rettungsprogramm auflegen. Das empfiehlt der Kulturbeirat, der jüngst im Angesicht der Corona-Krise nicht persönlich, sondern im Umlaufverfahren getagt hat. Der Beirat, in dem große Institutionen wie das Staatstheater, das Textilmuseum, die Universität, aber auch die Augsburger freie Szene vertreten sind, hat die Empfehlung einstimmig beschlossen. „Was in der Kultur einmal wegbricht, lässt sich so schnell nicht wiederaufbauen. Damit die Kulturstadt Augsburg nach Corona nicht vor einem Scherbenhaufen steht, braucht es eine gemeinsame Kraftanstrengung von Bund, Freistaat und der Stadt“, sagt Vorsitzender Korbinian Grabmeier.

    Der Kulturbeirat gibt der Stadt Augsburg drei Empfehlungen, um die Krise für Kulturschaffende abzufedern. Zum ersten sollen Fördergelder, die bereits ausgezahlt wurden, bei den Empfängern bleiben. Zum zweiten empfiehlt der Kulturbeirat, den Kulturetat aufzustocken, um dadurch Mindereinnahmen etwa beim Staatstheater, aber auch anderen Institutionen aufzufangen.

    Zum dritten bringt der Kulturbeirat einen Notfallfonds für die Struktursicherung von freien Kulturinstitutionen ins Spiel. Dieser Fonds solle helfen, wenn Unterstützungsleistungen von Bund und Land zur Stabilisierung und Sicherung der kulturellen Infrastruktur nicht greifen. An dieser Stelle verweist der Kulturbeirat an das Vorgehen der Stadt Köln. Die Stadt hat einen Notfallfonds für die freie Kultur eingerichtet, um die Existenz und den Fortbestand von geförderten Kultureinrichtungen der freien Szene zu sichern.

    Laut Kulturreferent Thomas Weitzel hat es die ersten Hilfen bereits gegeben

    Die erste Reaktion der Stadt Augsburg für Kultureinrichtungen der freien Szene habe es bereits gegeben, sagt Kulturreferent Thomas Weitzel. Allerdings ging die Stadt da einen anderen Weg als Köln. „Wir haben Förderungen schneller bewilligt und ausgezahlt“, sagt er, damit Liquiditätsengpässe vermieden werden können – zum Beispiel für das Sensemble Theater, die Bayerischer Kammerphilharmonie und das Junge Theater Augsburg, aber auch im Bereich der Klubszene für das Grandhotel Cosmopolis und den Jazzclub. Weitzel: „Die ersten Brücken sind gebaut.“ Was folgt, sei ein zweiter verwaltungstechnischer Schritt, damit die Mittel auch bei den Institutionen bleiben können. „Ein bisschen Bürokratie kommt noch“, so der Kulturreferent. „Uns war wichtig, die erste Not lindern zu können.“

    Wenn trotz Soforthilfen des Bundes und das Landes in Einzelfällen eine weitere Unterstützung nötig sei, werde die Stadt das prüfen und versuchen, den betroffenen Kulturinstitutionen zu helfen, sagt Weitzel. Dem Staatstheater und den Museen, denen die Publikumseinnahmen in ihren Bilanzen wegbrechen, könne später über einen Nachtrag im Haushalt zusätzliche Gelder bewilligt werden.

    Corona-Krise trifft Kultur in Augsburg: Erst nach Ostern werde man erfahren, wie es weitergeht

    Was Thomas Weitzel indes noch nicht sagen kann, ist, wann die Augsburger Kulturinstitutionen wieder normal ihren Spielbetrieb aufnehmen können. „Alle größeren bayerischen Städte warten auf ein Signal aus München“, sagt Weitzel. In Baden-Württemberg sei die Planung insoweit leichter, als dort Großveranstaltungen bis zum 15. Juni abgesagt sind. In Bayern werde man wahrscheinlich erst nach Ostern erfahren, wie es in nächster Zeit weiter geht. „Wir fahren weiterhin auf Sicht“, sagt Weitzel. Wirklichen Optimismus, dass das Kulturleben bald seinen normalen Betrieb aufnehmen könne, verbreitet Weitzel nicht.

    Unbekannt ist auch, wie Augsburgs künftige Oberbürgermeisterin Eva Weber und die kommende Augsburger Regierungskoalition mit dem Kulturreferat umgeht. Zu Gerüchten, dass das Kulturreferat mit einem anderen Referat zusammengelegt werden könne, hat der Kulturbeirat Position bezogen. „Erwägungen, in der drittgrößten Stadt Bayerns mit ihrem besonderen kulturellen Erbe auf ein eigenständiges Kulturreferat zu verzichten, besorgen den Kulturbeirat daher sehr“, heißt es in dem jüngsten Beschluss. Es wäre ein fatales Signal für die Kunst und die Kultur in Augsburg: „Statt einer Abwertung der Kultur ist ein klares und mutiges Bekenntnis notwendig.“

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