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Ausstellung: Udo Rutschmann blickt ins Weltall

Ausstellung

Udo Rutschmann blickt ins Weltall

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    Udo Rutschmann in seiner Schau in Oberschönenfeld.
    Udo Rutschmann in seiner Schau in Oberschönenfeld. Foto: Andreas Lode

    Seine Bilder sind eigentlich Skulpturen, seine Modelle fast Grafiken. Der Künstler Udo Rutschmann, 1967 in Augsburg geboren, macht die Genres durchlässig, indem er intensiv am Material arbeitet und ihm kaum bekannte Eigenschaften entlockt. Studieren lässt sich dieses vielseitige Schaffen in der umfangreichen Ausstellung namens „Material, Struktur, Licht“ in der Schwäbischen Galerie Oberschönenfeld.

    Seine neueste Werkgruppe, ungegenständliche Malerei auf großformatigen Hartfaserplatten, präsentiert Rutschmann als Entree. Sie hängen als Zweier- oder Dreierkombinationen, die miteinander sowohl farblich als auch formal korrespondieren. Der Künstler konzentriert sich oft auf eine einzige Farbe, die er durch vielfachen schichtigen Auftrag variiert. So wird aus Grün auch mal Schwarz. In die Malfläche bettet er mitunter Folienstücke und Klebestreifen ein, zieht sie aber wieder ab, sobald sie deutliche Muster hinterlassen haben. In einem weiteren Schritt bearbeitet er die Malfläche mit harten Pinseln, mit der Rasierklinge und mit mechanischem Aufrauen, bis das Bild lebhafte Strukturen zeigt – mal glänzend und mal matt, mal gestreift und mal kompakt.

    Eine schmale, helle Linie ist wichtig

    Den „inszenierten Zufall“ nennt er seine Arbeitsweise, die freilich keinerlei Beliebigkeit enthält. Tonwerte und figurative Gestalt sind sehr überlegt eingesetzt, damit in Verbindung mit dem Licht in den Bildern Tiefe entsteht. Das funktioniert mit tiefdunkler Tusche in unterschiedlichen Quadraten ebenso wie mit zarten weiß-türkisen Schleiern. Wichtig ist dem studierten Architekten immer eine schmale, helle Linie, die sich horizontal, ab und zu auch vertikal, durch die Bilder zieht. Sie gibt dem Auge Halt in dem lebhaften Geschehen.

    Bestens passen dazu die filigranen „Oszillatoren“. Das sind freischwingende Gebilde aus dünnem Draht, als Gitterwerk scheinbar exakt konstruiert, bis der Betrachter erkennt, dass viele Drähte in der Luft hängen. Udo Rutschmann huldigt wiederum dem Zufall und schlägt der strengen Ordnung ein Schnippchen. Nichts an den Skulpturen ist kompakt, fast wirken sie wie in den Raum gezeichnet. Darin bringt der Künstler nicht zuletzt seine Erfahrungen als Lichtdesigner am Deutschen Theater in München ein. Er schafft es, aus nahezu Unkörperlichem etwas Dreidimensionales zu erzeugen.

    Mit minimalen Mitteln kommen die Pigmentbilder im Obergeschoß aus. Sehr feine Strukturen gelangen aus den zerlaufenden Pigmenten auf das Büttenpapier. Wie bei einem Blick in den Sternenhimmel blinken Teilchenpunkte und Wolken auf. Als Brücke durch die gesamte Serie zieht sich eine horizontale Achse, wieder schlägt der Architekt in Rutschmann durch. Die „Inkubator“-Serie indes wölbt den Raum und erzeugt Kraterlandschaften. Am Anfang steht eine Wachsplatte, die langsam erwärmt wird und sich verformt. Deren willkürliches Verhalten verknüpft Rutschmann mit der Relativitätstheorie, dass nämlich jede Messung das zu Messende beeinflusst. Auf dem Papier wirken die Abzüge wie ein Blick ins Weltall mit geheimnisvollen Himmelskörpern und einer faszinierenden Beleuchtung aus unsichtbaren Quellen.

    Laufzeit bis 5. Mai, geöffnet Di. bis So. 10- 17 Uhr. Führungen am 31. März, 11 Uhr; 14., 28. April, 15 Uhr; Familienführung am 31. März, 15 Uhr.

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