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Ausstellung: Forum für lokale Kunst in Stadtbergen

Ausstellung

Forum für lokale Kunst in Stadtbergen

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    Die Stadtberger Künstlerin Beatrice Schmucker neben ihrem Kohle- und Ölbild „Die Geister, die ich rief“ (2021).
    Die Stadtberger Künstlerin Beatrice Schmucker neben ihrem Kohle- und Ölbild „Die Geister, die ich rief“ (2021). Foto: Michael Kießling

    Sollte Schule machen: Dass Kommunen – mit/ohne Corona – eine Ausstellung ihrer ansässigen Künstler organisieren (lassen), damit die Bürger einmal sehen können, was da in professionellen Ateliers des Gemeindeterritoriums so passiert...

    Ausstellung schafft Podium für lokale Kunst

    Stadtbergen hat eben dies jetzt getan und erstmals den noch relativ jungen (privaten) Kunstraum Am Pfarrhof Leitershofen angemietet, um jenen neun Künstlerinnen und vier Künstlern, die Bürger der Stadt sind (sowie Mitglied im Berufsverband Bildender Künstler) ein Podium zu bieten, auf dass sie Können, Wissen, Erfahrung zur Geltung (und zum Verkauf) bringen. Mehr noch: Im Gegensatz zu jeder privaten Galerie verzichtet die Stadt auf jegliche Provision, so ein Bild den Eigentümer wechseln sollte.

    Anregung für alle Kommunen zwischen Nördlingen, Landsberg, Sonthofen und Neu-Ulm ist gegeben. Wer von denen, die es noch nicht praktizieren, kopiert es? Dass der eine oder andere Beitrag zur Stadtberger Schau „Nähe“ vielleicht angemessener hätte gehängt werden können, weil er einer Betrachtung mit Abstand oder auch mit dichtem Herantreten bedarf, dass vielleicht auch jeder Künstler – tiefer gehend – mit dem Ansichtsexemplar eines eigenen Katalogs hätte präsentiert werden können – aber nicht wird – dies ist bedauerlich, tut der guten und sinnvollen Sache aber nicht wirklich Abbruch. Nächstes Mal bei der Wiederauflage.

    Viele Künstler, viele Antworten auf das Thema

    Gesetzt bei solch einem Unternehmen ist natürlich auch: Unter Gottes weitem Himmel ist Platz für vielerlei Arten von Künstlern und Platz auch für vielerlei Antworten auf das gegebene Thema „Nähe“. Da begegnen einem unerwartet lebensechte Wölfe (Friederike Klotz) sowie junge Badende „am Simssee“, deren Gliedmaßen in Proportion und Verkürzung noch eine Überprüfung vertragen (Silke Frey). Da sieht man leicht stilisierte Sportschuh-Profilabdrücke im Schnee (Andrea Groß) und einen achtzehnteiligen Block von Siebdruck-Miniaturen, die in bunter schemenhafter Schichtung so Heterogenes wie Zahnräder, Nummern-Folgen, Figürliches, Platinen und das „Faust“-Zitat „Ich bin der Geist, der stets verneint“ fugieren („Im Spannungsfeld der Netzknoten“ von Jeanette Scheidle). Da begegnet einem die direkte Heimat (süd-)westlich von Augsburg in idyllischen Landschaftsansichten (Georg Wirnharter) sowie in einem dokumentarisch-akkuraten Abbild eines alten Bauernhauses (Jan Junghanss).

    Brigitte Heintze inm Kunstraum Leitershofen
    Brigitte Heintze inm Kunstraum Leitershofen Foto: Michael Kießling

    Ebenso voller Akkuratesse reiht Andrea Sandner farbige Streifen zu konkreter Acrylmalerei, während Barbara Auer – motivisch vergleichbar mit der eigenhändigen Kunst des einstigen Stadtberger Galeristen Konrad Oberländer – drei Nachtbilder mit hochgezogenem Horizont als Aquatinta tusch-ätzt.

    Auch Schmuck gehört wie selbstverständlich zur Kunstproduktion Stadtbergens: Eva Pfiffner-Steinocher, die Goldschmiedin, hat zwei Vitrinen mit Ring-Pendants, Ohranhängern und Halsschmuck unter dem Titel „Willst Du mein Schutzengel sein“ sowie „Lieblingspaare für Lieblingspaare“ bestückt.

    Das alles ist mit Fleiß, Hingabe, Passion entstanden und in Absprache des organisierenden Galeristen Michael Kießling mit dem zweiten Bürgermeister Stadtbergens, Michael Smischek, ausgewählt worden in den Künstlerateliers.

    Der lange Weg zu künstlerischer Überhöhung

    Bleiben noch vier Namen zu nennen, die den langen Weg in Richtung künstlerischer Überhöhung zu einem Gutteil bereits absolviert haben. Da ist Peter Junghanß, der mit vibrierender Rohrfeder und sicherem Strich etwa die Unberechenbarkeit einer anfliegenden Drohne bannt, da ist in kleiner Kammer der Stadtberger Malerei-„Platzhirsch“ Harry Meyer, u. a. mit einem wunderbaren Wolken-Fetzen-Himmel über Bergmassiv, da ist Brigitte Heintze, die aus Finnland so suggestive wie perspektivenreiche Landschaftsfragmente voller Bild-im-Bild-Andeutungen mitbrachte. Und da ist Beatrice Schmucker, die gerade einen guten Lauf hat mit Preis und Jurorentätigkeit beim BBK, vor allem aber durch ihren Mut, 2021 den künstlerischen Schritt in die Abstrahierung bzw. Abstraktion zu vollziehen. Sie ist aus sich herausgegangen, hat das Familienbild hinter sich gelassen – und steht nun da mit der Errungenschaft einer freien, offenen Malerei. Chapeau.

    Im Kunstraum am Pfarrhof in Leitershofen (Bergstraße 3) läuft die Schau bis zum 9. Januar 2022. Geöfnnet ist samstags und sonntags von 15 bis 18 Uhr.

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