Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten
Feuilleton regional
Icon Pfeil nach unten

Ausstellung: Die Kunst gedeiht im Grünen

Ausstellung

Die Kunst gedeiht im Grünen

    • |

    Mit Skulpturen von Herbert Mehler ist die Freiluft-Ausstellungs-Reihe „Parknovellen“ nach zwei Jahren Pause zurück im schönen historischen Park beim Kurhaus in Göggingen. Zum achten Mal zeigen die Galeristen Anette Urban und Wolfgang Reichert (früher Ecke Galerie, inzwischen Maxgalerie) mit Unterstützung der Arno Buchegger Stiftung im Grün zwischen mächtigen alten Eichen und Kastanien Plastiken eines namhaften Bildhauers. Acht bis zu drei Meter hohe Arbeiten aus Cortenstahl stehen vorm

    Die Skulpturen fügen sich in die Parklandschaft ein

    Die Arbeiten haben klangvolle, sprechende Titel, italienische Namen wie Belladonna, Bocciolo (Knospe), Fiamma (Flamme), Onda (Welle), Spola (Schiffchen). Charakteristisch für Mehlers gefällige Skulpturen, die in warmen Rostfarben aus dem Grün herausleuchten, sind die ebenmäßigen, absolut gleichmäßigen Faltungen und Lamellen. Tiefe Einschnitte und exakte Knicke, die an den Balg eines Akkordeons denken lassen und die Außenhaut seiner Plastiken rhythmisieren und prägen. So scharfkantig die Falzungen von Mehlers bis zu drei Meter hohen Stahlplastiken sind, so wunderbar sanft sind die Rundungen und Krümmungen, die der Bildhauer seinen Formen einschreibt. Aus diesen Gegensätzen gestaltet Herbert Mehler seine wundersamen Objekte, die unter freiem Himmel ein Eigenleben entwickeln, das sich sehr harmonisch in die Parklandschaft einfügt. Plastiken im öffentlichen Raum können ja auch Widerhaken sein, verstörend, aufregend. Nichts davon ist Mehlers Arbeiten eigen, in deren Ebenmaß es „keine Abweichungen und Unkalkulierbarkeiten gibt“, wie ein Kritiker einmal schrieb.

    Herbert Mehler, geboren 1949 in Steinau bei Fulda, studierte 1972 bis 1976 an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg. Prägende erste künstlerische Erfahrungen allerdings sammelte Mehler bei seinem Vater, dem Holzbildhauer Franz Mehler. Mehler lebt und arbeitet seit dem Jahr 2000 auf einem alten Bauernhof bei Würzburg, dem Erbachshof, auf dem er sich gemeinsam mit seiner Frau, der Malerin Sonja Edle von Hoeßle, ein Refugium mit Werkhalle, Ateliers für Gastkünstler und Ausstellungsräumen eingerichtet hat. Mehlers Arbeiten sind in namhaften Museen, Galerien und an vielen Orten im öffentlichen Raum vertreten. In Würzburg beispielsweise, wo seine 7,20 Meter hohe „Belladonna“ gegenüber dem Museum Kulturspeicher aufragt. Das Galeristenpaar Anette Urban und Wolfgang Reichert hatte 2015 zufällig eine seiner Skulpturen in Ahrenshoop an der Ostsee entdeckt – und beschlossen, Herbert Mehler in Augsburg auszustellen.

    Seine Cortenstahl-Skulpturen fügen sich gleichsam organisch ein in die Reihe der Parknovellen, in der seit 2009 schon einige Stahl-Bildhauer mit verwandter Formensprache zu sehen waren – Willi Weiner vor allem, aber auch Jürgen Knubben und Karl K. Maurer. Nachbilder dieser Park-Seherlebnisse stellen sich beim Schlendern zwischen Herbert Mehlers Werken zwangsläufig ein. Seine Gebilde stehen autonom für sich – und doch nehmen sie aufeinander Bezug.

    Wieder erweist sich, dass die stille Parklandschaft ein idealer Rahmen für Skulpturen ist. Der Besucher kann viele Perspektiven, Blickwinkel und Sichtachsen erproben, er kann sich den Werken auf immer neuen Wegen nähern und ist dabei immer frei in seinem Zugang. Diese Offenheit der Aneignung ist in Museen kaum möglich. Parknovellen 8 – das ist für jeden Betrachter eine andere Erzählung.

    Laufzeit bis 28. Oktober im Park des Kurhauses in Göggingen, geöffnet von 9 bis 21 Uhr, im September, 9-20 Uhr, ab 1. Oktober 9-17 Uhr. Eintritt frei.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden