Bislang stellten wir in dieser Reihe vor allem Einzelobjekte vor. Dass es aber, erst recht in Pandemie-Zeiten, auch ein veritables kleines Freiluftmuseum mit etlicher angewandter Kunst zu betrachten gibt, und das überdies kostenlos, davon soll heute die Rede sein.
Es befindet sich an herausstechendem historischen Ort, an dem sich Augsburgs römische Zeit, Augsburgs Mittelalter und Augsburgs frühe Neuzeit signifikant ablesen lassen. Und es zeigt – unter ausführlicher Erläuterung – Fragmente, Überbleibsel, Eindrücke aus eben diesen umfangreichen Epochen: die Fundamente eines großen römischen Wohngebäudes, die Grundsteine einer frühmittelalterlichen Kapelle, die Basis-Umrisse einer kleinen mittelalterlichen Basilika und – nachdem die darüber errichteten Bauwerke nicht mehr existieren – die Grundzüge eines Paradeplatzes, wie er 1808 nach der Säkularisation eingerichtet wurde.
1954 kam die Römermauer am Domplatz in Augsburg dazu
Wir befinden uns nämlich mit dem inneren Auge auf dem südlichen Domplatz. Ein großer historischer Flecken der an historischen Flecken nicht armen Stadt. Und 1954 kam dort noch die sogenannte Römermauer hinzu, die gerade jetzt – Dominikanerkirche seit Jahren dicht, Zeughaus geschlossen – wertvolle Dienste in Sachen Anschauung römischer Relikte leistet.
Im Einzelnen und in der Auswahl: Aus der auch wirtschaftlichen Blütezeit von Augusta Vindelicum als römischer Statthaltersitz der Alpenprovinz Raetia stammt im Ursprung das römische Wohngebäude: zweites Jahrhundert nach Christus, Kaiser Hadrian hatte gerade das Stadtrecht verliehen. Die Raumaufteilung wird im Vogelblick vom Domplatz aus deutlich; möglicherweise besaß das wohl als Handelshaus oder Herberge genutzte Gebäude ein Badehaus – zumindest aber eine Fußbodenheizung. Auch eine Brunnenanlage ist überkommen, die bis ins frühe Mittelalter hinein benutzt worden war, als dort eine Kapelle mit heute wieder sichtbarer Apsis errichtet wurde. Unter Bischof Ulrich aber entstand dann darüber im Jahr 960 St. Johann – genutzt als Tauf- und Friedhofskirche. Auch ihre Apsis ist freigelegt beziehungsweise seit 1932 durch Ziegelmauern anschaulich markiert.
Fünf Gesimsblöcke stammen möglicherweise aus einem römischen Tempel
Das alles ist also – im Gleitflug über die Jahrhunderte – gut nachzuvollziehen, nicht aber der einstige Standort der Dreikönigskapelle sowie der Standort des Ganges „Finstere Gräd“, der einst vom Dom zu St. Johann führte und als überdachte Grablage der Patrizier diente.
Ungefähr auf seiner Höhe steht heute die sogenannte Römermauer, an der eine Sammlung römischer Steinfragmente zu betrachten ist: Architekturteile wie fünf Gesimsblöcke, die einst möglicherweise einem Tempel dienten; Grabsteine, wie der des Marcus Aurelius Carus mit allfälligem Pinienzapfen, sowie das stadtbekannte Relief einer Weinfuhre mit Ochsen; Denkmäler zu Ehren hochrangiger Personen wie Kaiser und Statthalter, schließlich Zeugnisse der Götterverehrung, wie ein qualitätvolles Relief des Merkur. Etliches davon wurde aus Gründen grassierenden Vandalismus und aus Gründen der Luftverschmutzung nachgegossen.
Und dann gibt es da noch einen Jupiter-Altar, den am 13. Dezember im Jahr 194 ein Polizist/Soldat anlässlich seiner „Pensionierung“ errichten ließ.
Wir aber heute stellen uns vor, wie es wäre, wenn dies aktuell Schule machen würde bei jeglichem Renteneintritt.
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