Es steckt Trotz drin in diesem Motto und auch Energie, vor allem aber signalisiert es: Wir sind wieder da, sogar auf der Freilichtbühne. "The Show must go on!" heißt es vom morgigen Samstag an, wenn das Staatstheater Augsburg die offene Bühne am Roten Tor in Beschlag nimmt. Auch in Corona-Zeiten, auch unter Einschränkungen – das Theater lässt sich und seinem Publikum die Freilichtbühnen-Saison nicht nehmen.
Allerdings, eine gestandene Neuinszenierung wird es in diesem Sommer nicht geben, also kein "Kiss me, Kate", wie ab 27. Juni eigentlich vorgesehen, und auch keine szenische Wiederaufnahme des Fugger-Musicals "Herz aus Gold" im Juli. "So ab Anfang Mai war uns klar, dass eine Inszenierung auf der Freilichtbühne nicht gehen wird", sagt Daniel Herzog, Operndirektor des Staatstheaters, im Rückblick. "Aber genauso klar war uns, wenn das nicht geht, dann machen wir eben etwas anderes."
Musical-Gala in Augsburg: Eine Show soll es werden
So arg anders ist gar nicht geworden, was das Theater mit "The Show must gon on!" auf die Beine stellt. Es werden Melodien aus Musicals zu hören sein, ja sogar aus "Kiss me, Kate" und "Herz aus Gold", sowie aus einer ganzen Reihe weiterer bekannter Musicals wie "Jesus Christ Superstar", "Rocky Horror Show" oder "Les Misérables". Eine Musical-Gala soll es werden, ein Potpourri, eine Show.
Weshalb aber ist auf der Freilichtbühne eine Inszenierung nicht zu machen, wohl aber eine Gala? Das liegt, sagt Daniel Herzog, an den geltenden Corona-Abstandsregeln. Die seien bei einer vollgültigen Inszenierung nicht einzuhalten, zwar vor allem nicht im Backstage-Bereich des Freilichtbühnen-Höfles. Wenn vorne auf der Bühne eine durchinszenierte Aufführung laufe, bedeutete das hinten im Höfle eine runde Hundertschaft, die dort auf engstem Raum zusammenkäme – nicht machbar in Covid-Zeiten. Machbar hingegen ist ein reduziertes Programm. Keine Inszenierung also, überhaupt weniger Beteiligte. Das Orchester etwa wird bei der Musical-Gala mit der Hälfte der eigentlich vorgesehenen Besetzung spielen.
Auch wenn man beim Theater für diesen Sommer erheblich von den ursprünglichen Plänen abweichen muss, gilt doch die Devise, möglichst viele der Gastkünstler, die eigentlich für die abgesagten Musicals verpflichtet waren, erneut zu engagieren. "Es ist uns wichtig", sagt Herzog, "dass die Künstler trotz Corona ihre Verdienstmöglichkeiten haben." Tatsächlich sind fast alle Musical-Interpreten nun auch bei der Gala mit von der Partie, darunter Susanna Panzner und Alexander Franzen sowie die in Augsburg bereits eingeführten Katja Berg ("Roxy") und Chris Murray ("Herz aus Gold"). Die ersten Proben für die Gala fanden unter strengen Sicherheitsbedingungen im Martinipark statt: Abstand gehalten wurde mithilfe eines auf dem Boden ausgelegten Schachbrettmusters, für alle galt Maskenpflicht, maximal eine Stunde am Stück wurde gearbeitet, dann hieß es: Durchlüften!
In den Aufführungen ist Bewegung drin
Wer nun glaubt, bei der Gala handele es sich um ein starres Rampensingen, wird sich von Samstag an eines Besseren belehren lassen müssen. "Es gibt szenische Einrichtungen", verrät Herzog. Kostümwechsel gehören dazu ebenso wie Lichtinszenierungen, auch die Dukaten-Treppe von "Herz aus Gold" ist mit im Spiel. Staatstheater-Intendant André Bücker zeichnet für das Szenische verantwortlich, Mario Mariano hat mit den Darstellern sogar Tanznummern erarbeitet. Damit nicht genug. Die einzelnen Gesangsstücke werden nicht einfach aneinander gekettet, sondern sind von "Herz aus Gold"-Komponist Stephan Kanyar in einem eigens geschaffenen Arrangement mit einer Art musikalischem Band versehen. Nicht zuletzt sorgt ein Moderator für verbindende Übergänge.
Dass die Gala einen solchen roten Faden besitzt, hat die Theaterleitung auch ermutigt, die Produktion nicht nur ein paarmal über die Bühne gehen zu lassen, sondern dafür stolze 22 Termine bis Ende Juli anzusetzen. "Wir können sogar bei leichtem Regen spielen", sagt Herzog. 550 Zuschauer – die Mundschutz tragen müssen – sind mittlerweile für das Freilichtbühnen-Halbrund zugelassen, das eigentlich 2000 Besucher fassen könnte. Durch die fast zwei Dutzend angesetzten Aufführungen hofft man, zumindest auf einen Bruchteil jener bis zu 30.000 Besucher zu kommen, die in normalen Sommern die Bilanz des Theaters versüßen. Daniel Herzog jedenfalls gibt sich zuversichtlich, dass die Vorstellungen angenommen werden: "Nicht nur wir vom Theater sind hungrig auf Kultur. Dem Publikum geht es nicht anders."
Keine Abendkasse, Reservierung online, per Mail oder telefonisch unter 0821 / 3424900. Einschließlich der Premiere am Samstag, 27. Juni, sind bis zum 31. Juli 22 Vorstellungen terminiert.
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