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Alte Musik: Was für eine Epoche voller Musik

Alte Musik

Was für eine Epoche voller Musik

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    Im 17. Jahrhundert erklang die Günzer Orgel noch in der Barfüßerkirche in Augsburg. Als die Kirche 1755 eine neue Orgel bekam, wurde die Günzer Orgel an die Gemeinde Gabelbach verkauft. Sie ist heute die älteste erhaltene Orgel in Schwaben.
    Im 17. Jahrhundert erklang die Günzer Orgel noch in der Barfüßerkirche in Augsburg. Als die Kirche 1755 eine neue Orgel bekam, wurde die Günzer Orgel an die Gemeinde Gabelbach verkauft. Sie ist heute die älteste erhaltene Orgel in Schwaben. Foto: Marcus Merk

    Sie klingt festlich und intim, virtuos oder schlicht bescheiden. So setzte man sich im 17. Jahrhundert musikalisch mit der Erwartung des Heilands und der Weihnachtszeit auseinander. Die späte Renaissance und die frühe Barockzeit waren eine besondere Epoche in Augsburg, vor allem wegen der Komponisten, die hier geboren wurden, gestorben sind, die in

    Das FAMA-Ensemble spielt auf historischen Instrumenten mit authentisch kompetenter Souveränität, aber auch musikantisch frisch: Iris Lichtinger (Blockflöten), Theona Gubba-Chkheizde, Nagi Tsutsui (Violinen), Sergey Filchenko (Viola), Viktor Töpelmann (Viola da Gamba), Günter Holzhausen (Violone), Wolfram Oettl (Cembalo), Michael Eberth (an der historischen Günzer Orgel, Gabelbach). Und weil sich das fabelhafte Vokal-Quartett mit Sabine Lutzenberger (Cantus), Sebastian Seifert (Altus), Richard Resch (Tenor) und Joel Frederiksen (Bassus) geschmeidig einfügt in das instrumentale Geschehen, ergibt sich ein intensives musikalische Geschehen.

    In wunderbarer Balance

    Viele der 14 Komponisten sind heute vergessen, doch spielten sie in der Fuggerstadt eine große Rolle. Bekannt ist Hans Leo Haßler (1562– 1612), der hier wichtigste Funktionen innehatte, der sich durch die Förderung der Fugger bei Andrea und Giovanni Gabrieli erfolgreich von der venezianischen Musik inspirieren ließ. Sein tiefgründiges „Verbum caro factum est“ steht am Anfang des Programms; den zweiten Teil prägt sein geniales „Jubilate Deo“, wo Gesang und Ensemble in wunderbarer Balance Takt, Gebärdenwechsel, Harmonik ausbreiten. Adam Gumpelzhaimer (1559–1629) gilt als bedeutendster evangelischer Musiker zu seiner Zeit in Augsburg.

    Mit Raffinesse verquickt er auf der CD „Vom Himmel hoch“ als Cantus Firmus mit anderen „schönen Weihnächt-Liedern“. Auch Johann Eccard (1553–1611) ist ein heute noch bekannter Name. Sein feierliches „In dulci jubilo“ mit allen Sängern und Spielern steht am Schluss.

    Das „Weihnacht“-Panorama präsentiert einen Wechsel der Genres und des Ausdrucks. Es erklingen anspruchsvoll gestaltete mehrstimmige Motetten. Theologisch vertiefte, den Evangelien entnommene lateinische Gesänge werden verschränkt, ergänzt mit schlichter, deutsch gesungener Frömmigkeit. „Puellule Decore“ des Zürichers Johann Melchior Gleitle, der hoch angesehen 1683 in Augsburg starb, wird von Sabine Lutzenberger mit betörendem Sopran gesungen.

    Eine anrührende und besonders genussvolle Kombination auf der CD ist etwa Jacob Gippenbuschs „Lasst uns das Kindlein wiegen“ mit einem darauf folgenden Orgelstück. Der älplerisch pittoreske, volkstümliche Krippenton des Lieds wird anschließend übernommen von den Orgelvariationen des Franz Xaver Murschhauser (1663–1738). Mit welchem liebevoll verspielten Raffinement er darin den Kuckucksruf einfließen lässt, ist schlicht entzückend. Ergänzt wird das fromme weihnachtliche Geschehen durch klangvolle Suiten von Johann Fischer (1646–1721) oder Jakob Scheiffelhut (1647–1709), gehalten im französischen Stil der Tänze. Iris Lichtingers virtuos klangvolle Flöten, die fein flirrenden Violinen, sonore tiefe Streicher, Oettls prägnantes Cembalo, zusammen mit den vorzüglichen Sängern, verhelfen dem Programm zu intensivem Leben. \u0009HHHHI

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