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Reese-Theater: Abschied vom Reese-Theater

Reese-Theater

Abschied vom Reese-Theater

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    Traurig über die Schließung des Reese-Theaters (von links): Christian Gschwilm, Oliver Ganser, Tobias Brandmair und Florian Achatz.
    Traurig über die Schließung des Reese-Theaters (von links): Christian Gschwilm, Oliver Ganser, Tobias Brandmair und Florian Achatz. Foto: Denis Dworatschek

    Als vor wenigen Wochen die Band Full Device im Reese-Theater zum Abschluss ihres „Full-House“-Rockfestivals die Ballade „Farewell“, zu Deutsch „Abschied“, spielten, war das für die einzelnen Bandmitglieder ein rührender Moment. „Das letzte Mal Reese-Theater macht einen schon traurig“, sagt Gitarrist Oliver Ganser. Rund 200 Rockfans kamen zu dem Festival mit fünf Bands aus Augsburg, München, Landshut und Welden.

     Die Band verbindet viel mit der Bühne auf dem Gelände des Kulturparks West. „Wir haben hier in kürzester Zeit ganz viele Auftritte gespielt und viele Freunde gefunden“, sagt der Sänger der Rockband, Florian Achatz. Tobias Brandmair bringt es so auf den Punkt: „Mit dem Reese-Theater verliert Augsburg ein Stück Kultur.“

    Von 18 bis 80 war alles dabei

    Denn der Kulturpark West wird Ende Juli geschlossen – und schon ein wenig früher schließt das Reese-Theater. Am 31. Mai findet die letzte Veranstaltung statt. Dann werden die ehemaligen Kasernengebäude abgerissen.

    Doch was machte diese Bühne so besonders? Und warum bedeutet die Schließung einen herben Verlust für die Musikszene in Augsburg? „Es war einfach ein Ort, wo sich die Musiker und auch die Musikinteressierten treffen konnten“, sagt Achatz. Der 25-Jährige findet, dass die Bühne und das Gebäude einen Charme versprühen wie kein anderer Ort in Augsburg. Als Gitarrist Ganser für seine neue Band einen Schlagzeuger suchte, wurde er im Kulturpark West fündig. Er erinnert sich: „Ich brauchte einen Schlagzeuger und fand einen Freund.“ Und so sei es wohl vielen Bands gegangen.

    Full Device spielen am Freitagabend im Bombig am Kulturpark West als Vorband von Fatefull Finality. Auch diese Bühne schließt bald – und die Kradhalle. „Hier gehen mit einem Schlag so viele Bühnen verloren“, sagt Brandmair. Der 27-Jährige findet, dass das Publikum immer bunt gemischt war. „Von 18 bis 80 war alles dabei und nie gab es Stress“, sagt er. Trotzdem meint er auch, dass es oft dieselben waren. Viele Augsburger haben den Kulturpark West – und das Reese-Theater – nicht wahrgenommen. „Wir waren eine Randerscheinung – und mal ehrlich, viele Augsburger gehen lieber in einen Technoklub als auf ein Livekonzert“, sagt Brandmair. Weltstars würden auch nicht in die Stadt am Lech kommen. „Nur vereinzelt verirrt sich mal jemand wie Bob Dylan hierher“, erklärt der 27-Jährige.

    Hat Augsburg allgemein ein Problem in Sachen Musik? Die Band befürchtet es für die Zukunft. Denn noch bot das Reese-Theater den Nachwuchsbands eine große Bühne. „Die nächstgrößeren Bühnen in Augsburg sind für viele Gruppen zu teuer oder gleich viel zu groß“, sagt Achatz.

    Nachwuchskünstler verlieren eine große Bühne

    Das sieht auch Christian Gschwilm so. Er organisiert das „Tiny Changes Music“-Festival am heutigen Freitag, 10. Mai. Der 26-Jährige meint, dass es in Augsburg eine hohe Banddichte gäbe. „Doch viele haben wenig Chancen, ein großes Konzert zu spielen und dadurch über die Stadtgrenzen hinaus bekannt zu werden“, sagt Gschwilm. Damit verliere Augsburg eine wichtige Plattform für lokale Nachwuchskünstler. Bei Gschwilms Festival spielen zwei Augsburger Bands. „Mir war es wichtig, befreundete Gruppen auf die Bühne zu holen“, sagt er. Für ihn sei das Reese-Theater der passende Ort für sein Festival gewesen. Es gebe eine professionelle Soundanlage und eine „top Lichtshow“.

    Im Reese-Theater fand immer das Stac-Festival statt. Jährlich konnten 3500 Künstler sich auf der Bühne präsentieren. Wie es fortgesetzt wird, ist auch noch offen. Jedem Gast war es freigestellt, selbst zu entscheiden, wie viel ihm sein Besuchserlebnis wert war. Gschwilms Mini-Festival steht auch unter einem Spendenaspekt: Am Abend werden Gelder für den Scott-Hutchison-Spendenfonds, der sich gegen Depressionen und für geistige Gesundheit im Vereinigten Königreich einsetzt, sowie für den sozialpsychologischen Dienst der Diakonie Augsburg gesammelt.

    Tiny Changes Music Festival Weitere Informationen unter www.facebook.com/STAC.Festival.

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