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500 Jahre Münzrecht: Augsburgs einträgliches Geschäft mit Talern und Dukaten

500 Jahre Münzrecht

Augsburgs einträgliches Geschäft mit Talern und Dukaten

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    Stadtansicht von Augsburg, darüber der Taler von 1629 mit der Hand aus den Wolken und dem Stadtpyr, dazu der St. Afra-Dukat von 1629.
    Stadtansicht von Augsburg, darüber der Taler von 1629 mit der Hand aus den Wolken und dem Stadtpyr, dazu der St. Afra-Dukat von 1629. Foto: Monika Harrer

    Es war ein einträgliches Geschäft, das sich die Freie Reichsstadt vor 500 Jahren mit dem Münzrecht sicherte, denn es machte Edelmetall noch edler. Zu Münzen geprägtes Silber und Gold warf den „Schlagschatz“ ab, die Differenz zwischen Ausgabewert und Herstellungskosten. Kein Wunder, dass Stadtschreiber Conrad Peutinger deswegen auf dem Reichstag zu Worms vorsprach und im Gefeilsche um die Taxe nicht locker ließ, bis am 21. Mai 1521 ein kaiserliches Münzprivileg für Augsburg ausgefertigt wurde. Verliehen wurde „die besondere Gnade und Freiheit“, in der Stadt eine Münzstatt zu errichten und darin Dukaten und Rheinische Gulden, aber auch Silbermünzen prägen zu dürfen.

    Anton Vetterle fotografiert 5000 Münzen 

    Fast 300 Jahre lang sollte mit gutem Augsburger Geld im Reich bezahlt werden. Pünktlich zum Jubiläum hat der Privatsammler Anton Vetterle alle rund 800 Münzprägungen der Reichsstadt in Augenschein genommen und in einem 460 Seiten starken Katalog abgebildet und beschrieben. Zuletzt erschien vor über 100 Jahren ein Standardwerk, das der Fabrikant Albert von Forster und Richard Schmid 1897 herausgaben und 1910 ergänzten.

    Drei Jahre hat Vetterle gearbeitet und 5000 Exemplare der glänzenden kleinen Kunstwerke von der Vorder- und Rückseite fotografiert, gewogen und bestimmt. Er wertete 17 Sammlungen aus – auch in Stockholm, Kopenhagen, Berlin und Wien. Erstmals durfte er wieder im Tresor des Maximilianmuseums stöbern, wo ein Bestand von beachtlichen 10.000 Münzen und Medaillen in großen Teilen nicht ausgewertet abseits der Öffentlichkeit weggesperrt ist. Eine Auswahl davon wird inzwischen im Münzkabinett des Museums präsentiert.

    Goldmünzen aus Augsburg: Mancher Schatz blieb lange unentdeckt

    Die Münzherstellung war streng normiert im Reich. Schon die erste Reichsmünzordnung von 1524 gab das Feingewicht an Gold und Silber vom Gulden bis zum Groschen vor. Weil immer auch ein kleiner Anteil Kupfer beigemischt wurde, um besser prägen zu können, kamen auch bald Reichsprobierordnungen auf, um die Ehrlichkeit der Münzen festzustellen. Zahlungsmittel mit zu geringem Edelmetallgehalt kamen offiziell in Verruf. Ein Kaufmann hütete sich, solches schlechte Geld anzunehmen. „Man brauchte eine gute Währung, damals konnte man ja nur mit Münze bezahlen. Sogar beim Bau eines Hauses waren echte Taler auf den Tisch zu legen“, erzählt Anton Vetterle. In unsicheren Zeiten hat man sein Geldvermögen auch mal vergraben. „Mancher Schatz kam dann erst viel später wieder zum Vorschein“, weiß Vetterle.

    Eine sehr künstlerisch gestaltete Augsburger Münze ist der Goldabschlag zu 12 Dukaten des Doppeltalers von 1740. Auf der Vorderseite ist das Pyr in prunkvollem Rahmen, umgeben von den Flussgöttern Lech, Wertach und Singold dargestellt.
    Eine sehr künstlerisch gestaltete Augsburger Münze ist der Goldabschlag zu 12 Dukaten des Doppeltalers von 1740. Auf der Vorderseite ist das Pyr in prunkvollem Rahmen, umgeben von den Flussgöttern Lech, Wertach und Singold dargestellt. Foto: Anton Vetterle

    Was Reichsmünzen an Bild und Beschriftung zu zeigen hatten, war ebenfalls seit 1551 vorgegeben. Die Vorderseite sollte Wappen und Embleme der ausgebenden Reichsstadt oder das Porträt des Fürsten zeigen. Auf die Rückseite kam der Reichsadler oder das Bild des regierenden Kaisers. Die Städte lud dies geradezu ein, sich selbst aufs Beste darzustellen. So wichtig war es dem Augsburger Rat, dass eine Kommission über Klarheit und Schönheit der Münzbilder sowie eine saubere Prägung wachte.

    Die Augsburger Stempelschneider gingen mit großer Kunstfertigkeit zu Werke. Fast ein Muss war für Augsburg der Stadtpyr, also die Zirbelnuss. Wenn’s ein bisschen prächtiger sein sollte, dann gesellten die Künstler die Stadtgöttin Cisa oder die personifizierten Flussgottheiten von Lech und Wertach zum Pyr – wie auf dem halben Taler von 1713, manchmal auch die Singold – wie 1740 auf dem goldenen Doppeltaler. Der Taler von 1629 bemüht sogar den Himmel, dass er den Pyr mit Lorbeer umkränzt und sein Licht auf die Augusta fallen lässt. Stolz zeigt die Reichsstadt gelegentlich ihre Vedute mit allen Türmen und der wehrhaften Befestigung – wie auf dem halben Taler von 1640. Beliebt waren auch die Augsburger Heiligen Ulrich mit Buch und Fisch und Afra im Feuer des Martyriums als Münzbilder.

    Münzmeisters Garten in Form einer Münze

    Die Münzstätte wechselte ihre Standorte. Zunächst war sie bei der Barfüßerbrücke am Fischgraben, später im Lechviertel, wo ein Wasserrad die benötigte Energie für die Prägewalzen erzeugte. Denn das Münzschlagen von Hand war nicht nur mühselige Arbeit, sondern kam mit dem Auswurf nicht hinterher. Nach einer Aktennotiz von 1694 im Stadtarchiv sollte die Münzstätte täglich bis zu 3000 Taler produzieren können. Anton Vetterle geht davon aus, dass für die Münze das Zehnfache der Silbermenge eingesetzt wurde, das die Augsburger Gold- und Silberschmieden verarbeiteten. Also bis zu 15000 Kilogramm pro Jahr. Die Münzmeister-Dynastie der Holeisen erwarb sich ein beträchtliches Vermögen – und ließ sich ihren Garten am Katzenstadel in Form einer Münze anlegen.

    Wo Werte lagern, sind auch Diebe nicht fern. In der Nacht vom 28. auf 29. Januar 1922 wurde ein Teil der Münzsammlung des Maximilianmuseums geraubt „im Gesamtwert von mindestens einer Million Mark“, berichteten die Augsburger Nachrichten und vermuteten zwei Ausländer als Täter. Sie wurden nie gefasst. Das Museum konnte durch Zukäufe die Verluste ausgleichen. Der Familie von Stetten wurde der Boden zu heiß. Sie zog ihren seit dem 18. Jahrhundert gesammelten Bestand an Augsburger Münzen ab.

    Anton Vetterle: Die Münzen der freien Reichsstadt Augsburg von 1521 bis 1805. Battenberg Verlag, 462 S., 49,90 €.

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